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Im Dienste der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Friedens

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Die Reihe der internationalen Kongresse, die für dieses Heilige Jahr in Rom angekündigt sind, begann verheißungsvoll. Heller, warmer Frühling brach durch die hohen Fenster des Senatorenpalastes auf dem Kapitol und verschmolz die ehrwürdigen antiken Vasen, die stolzen Wandteppiche mit den Darstellungen Alexanders des Großen, das bewegte Bild der vielen hundert Teilnehmer des 3. Internationalen Kongresses der katholischen Presse (16. bis 19. Februar 1950) aus etwa 25 Nationen der ganzen Welt und die zahlreichen Vertreter der diplomatischen Korps am Vatikan und am Quirinal zu einer alle Zeitenräume verbindenden Symphonie, der die herzlichen Willkommgrüße in den fünf großen Sprachen der Welt die würdigen Worte verliehen. Journalisten aus Japan und Uruguay, Ägypten und Kanada, China und Chile, den Vereinigten Staaten und Venezuela reichten ihren alten und neuen Kollegen in Europa die Hand und wußten sich mit ihnen eins im Zeichen des ewigen Roms, „unde Christus est Romanus“, im Banne dieser einzigartigen Stadt, in der sie alle daheim sind.

„Die katholische Presse im Dienste der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Friedens“ war das Motto der Tagung. Referate, wie „Die katholische Presse in religiöser Sicht“, „Die katholische Presse angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Probleme“, „Die katholische Presse in internationaler Sicht“, „Die Katholiken im Dienste der Presse“, bildeten in etwa den Rahmen der Tagung, innerhalb dessen sich die konkrete Arbeit vollzog. Es waren Referate, nicht nur klar und solid, sondern — wie es sich für Journalisten geziemt — temperamentvoll und sprühend von Esprit. Wenn etwa Henri Kemna, Chefredakteur des „K. N. P.“, Den Haag, das stolze Wort Tertullians, die Christen hätten bereits alle Kulturräume der Heiden übernommen und ihnen nur noch die Tempel gelassen, der heutigen Wirklichkeit gegenüberstellte, wo vielerorts die Christen kaum noch ihre Kirchen erhal-ten,- — oder wenn Franc Hall, Direktor des N. C. W. C. News Service,-als die drei wesentlichen Bedingungen für den Erfolg der katholischen Presse aufstellte: 1. Eingehende, aufrichtige und praktische Unterstützung seitens der Bischöfe aller Länder; 2. Erkenntnis der Tatsache, daß nur diejenigen katholischen Veröffentlichungen, die anziehend geschrieben sind und über eine hervorragende technische Aufmachung verfügen, es mit der weltlichen Presse aufnehmen können; und 3. die Notwendigkeit, fachlich gut geschulte, erfahrene Kräfte für die Arbeit in der katholischen

Presse zu gewinnen; — oder wenn Marc Delforge, Namur, darauf bestand, daß Intransigenz in den Prinzipien niemals Unhöflichkeit und beleidigendes Vorgehen gegen den Gegner bedeuten dürfe: so sprachen diese Redner allen anwesenden Journalisten aus dem Herzen und zeichneten damit zugleich die Linie, die der gesamten katholischen Presse gemeinsam sein muß.

Zugleich bemühte man sich, konkrete Arbeit zu leisten. Man einigte sich auf die Bildung eines ständigen Sekretariats der Union de la Presse Catholique, deren Aufgabe es ist, dem Präsidenten und seinen Mitarbeitern zur Seite zu stehen durch Aufrechterhaltung ständiger Beziehungen mit der Kommission der katholischen Verleger, dem Arbeitskomitee der Föderation der katholischen Journalisten und der Organisation der katholischen Nachrichtenagenturen; der Sitz dieses Sekretariats wird voraussichtlich Genf sein.

Eine weitere sehr wesentliche Frucht des Kongresses bedeutet die Gründung der Internationalen Föderation der katholischen Journalisten. Das Hauptverdienst am Zustandekommen dieser Föderation gebührt dem bisherigen Präsidenten des Internationalen Büros der katholischen Journalisten, Chefredakteur Dr. Friedrich F u n d e r.

Dr. Funder war bereits auf dem römischen Kongreß im Jahre 1936 mit den Vorbereitungen zur Gründung dieser Föderation beauftragt worden und hatte seither alle internationalen Konferenzen, die sich mit diesem Anliegen befaßten, geleitet. In Rom war als Tagungsort des nächsten internationalen Kongresses für das Jahr 1938 Wien bestimmt worden, und damit fiel Dr. Funder die Aufgabe zu, in Konferenzen, die in Budapest, Breda, Rom und Luzern stattfanden, die Anträge auszuarbeiten, die zum gewünschten Ziele führen sollten. Der Kongreß sollte das in diesen Besprechungen entworfene Konzept endgültig redigieren und bestätigen. Die Ereignisse des Jahres 1938 vereitelten dieses Vorhaben.

In den letzten Jahren griff Dr. Funder diesen Plan wieder auf, legte das Konzept den in Luzern aus Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg, Schweiz, Deutschland und Österreich versammelten Mitgliedern des Internationalen Büros vor und formulierte gemeinsam mit ihnen die „Statuten von Luzern“, die nun durch seinen Vertreter dem Kongreß vorgelegt wurden. Dieser bestätigte die Statuten und vertraute ihre endgültige Formulierung dem Arbeitskomitee an, zu dessen Präsidenten ein Freund Dr. Funders, der erwähnte Belgier Marc Delforge, zu dessen Vizepräsidenten der Deutsche Bringmann, der Kanadier Bertrand, der Spanier Gonzales, der Franzose C a r i t e und zu dessen Generalsekretär der Schweizer Vallier gewählt wurden; weitere Mitglieder aus Italien (G i o r d a n i), Frankreich (Dubois-Dumee), Holland (D y n g r a a f), England (G e-n e c k), Uruguay (Brema) und ein Einzelvertreter (M a c e v i c i u s) machten die in den Statuten vorgeschlagene Zahl zwölf voll. (An dieser Stelle sei vermerkt, welch herzlicher Sympathien und welch tiefer Verehrung das Wirken Dr. Funders sich bei den Journalisten der ganzen Welt erfreut, und wie schmerzlich man es darum empfand, daß er durch seine Erkrankung verhindert war, persönlich zu erscheinen.)

Ein weiteres konkretes Ergebnis des Kongresses war der Zusammenschluß aller katholischen Nachrichtenagenturen zu einem Verband, der die bisher bestehende INCAP, die nur bestimmte Agenturen vereinte, allmählich ersetzen soll. Die ständige Kommission der katholischen Verleger besteht weiter, nur trat an die Stelle des scheidenden Alfred Michelin, M. Gabel von „La Croix“. Graf Dalla Torre, Chefredakteur des „Osservatore Romano“, wurde als Präsident der Union de la Presse Catholique bestätigt.

Der Höhepunkt des Kongresses hätte die Audienz beim Heiligen Vater sein sollen; leider wurde sie wegen dessen Erkrankung abgesagt. Als dieser jedoch am Nachmittag des 19. Februar in der Petersbasilika zur feierlichen Verehrung der neuen Seligen erschien, ließ er beim Auszug vor der zahlreichen Gruppe der Kongreßteilnehmer innehalten und grüßte und segnete sie besonders. Die geplante Rede des Papstes an den Kongreß über die „Katholische Presse und die öffentliche Meinung“ wurde im „Osservatore Romano“ veröffentlicht. Die katholischen Journalisten haben in der Bildung und Erziehung der öffentlichen Meinung eine eminent wichtige Rolle zu spielen, „nicht um sie zu diktieren oder zu schulmeistern, sondern um ihr zweckmäßig zu dienen“.

„Diese delikate Aufgabe setzt bei den Mitgliedern der katholischen Presse Kompetenz voraus, Allgemeinbildung, und zwar vor allem philosophische und theologische Bildung, Gaben des Stils, psychologischen Takt. Was für sie aber in erster Linie unerläßlich ist, das ist der Charakter. Charakter, das heißt ganz einfach tiefe Liebe und unerschütterliche Achtung der gölllichen Ordnung, die alle Gebiete des Lebens umfaßt und beherrscht; Liebe und Achtung, die der katholische Journalist sich nicht begnügen darf, in der Stille seines Herzens zu fühlen und zu nähren, sondern die er in den Herzen einer Leser pflegen muß. In bestimmten Fällen wird dieses Feuer in ihnen den fast verloschenen Funken von im Grunde ihres

Gewissens eingeschlafenen Uberzeugungen und Gefühlen neu entzünden oder wiederbeleben können. In anderen Fällen wird sein weitschauender Blick und sein allseitiges Urteil ihnen die Augen zu öffnen wissen, die allzu ängstlich von traditionellen Vorurteilen nicht loskommen können. In beiden Fällen aber wird er sich immer hüten, die Meinung zu machen; er wird Besseres tun: er wird seinen Ehrgeiz dareinsetzen, ihr zu dienen.“

Der Heilige Vater warnt die katholischen Journalisten vor allem Kleinmut und aller Mutlosigkeit: „Schaut auf die Kirche: seit bald zwei Jahrtausenden ist sie durch alle Schwierigkeiten, alle Widersprüche, alles Unverständnis, alle offenen oder heimtückischen Verfolgungen hindurch nie mutlos geworden, hat sie sich niemals deprimieren lassen. Nehmt euch an ihr ein Beispiell“

Zum Abschluß sei noch ein Wort brüderlicher — Kritik erlaubt.

Es ist zweifellos richtig, daß bei einer Zusammenkunft von weit über 300 Journalisten und Verlegern aus 25 Nationen der ganzen Welt die Arbeiten des Kongresses schwierig sein mußten. Aber um so sorgfältiger hätten sie vorbereitet werden müssen! Wenn der Präsident des Kongresses die Teilnehmer nur um die „Bekundung des festen Willens“ ersuchte, „die Organisationsarbeiten wieder aufzunehmen und die neuen Präsidentschaften mit dieser Wiederaufrichtung zu betrauen“, da man ja nun zum erstenmal nach einem furchtbaren Krieg und inmitten daniederliegender internationaler Beziehungen, die wiederaufzurichten sehr schwierig sei, zusammentrete und die Organisation, die durch die Kriegsereignisse geschwächt und auseinandergerissen wurde, erst wieder feste Gestalt annehmen müsse, die praktische Arbeit aber der Vorstand der Präsidentschaft zu leisten habe: so war das für die meisten Kongreßteilnehmer doch enttauschend, um so mehr als das unbedingt erforderliche Material für die wesentlichsten Auseinandersetzungen — außer den erwähnten „Statuten von Luzern“ — kaum vorbereitet worden war. Lebten wir in friedlichen Zeiten, so könnten wir uns damit abfinden; aber in einer Stunde wie dieser darf es sich bei einem internationalen Kongreß der katholischen Presse nicht bloß um einen „Appell“ handeln! Wir stellen jedoch fest, daß — wie bereits gezeigt wurde — mehr als dieser zustande kam. Vor allem aber hat der Kongreß eines erreicht: eine neu gestärkte und vertiefte brüderliche Einheit unter den katholischen Journalisten der ganzen Welt. Wir sprechen den schlichten Wunsch aus, sie möge auch in Österreich noch inniger werden.

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