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Im Zeichen des Ignatiusjahres

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Ignatius von Loyola: Der Bericht des Pilgers.

Uebersetzt und erläutert von Burkhart Schneider SJ. Verlag Herder, Freiburg. 198 Seiten. Preis 7.80 DM.

Der heilige Ignatius, der Schweigsame, war ein außerordentlich fleißiger Schreiber. Seine schriftlichen Werke, so weit sie bis jetzt vorliegen, umfassen zahlreiche Bände der „Monumenta Historica Societatis Jesu“, der durch den Orden selbst besorgten kritischen Ausgabe der Geschichtsquellen. Zu diesem schriftlichen Werk gehören: Die Exerzitien; zwei Direktorien zum Exerzitienbuch; das Protokoll über die Verhandlungen, die im Frühjahr 1539 zur Gründung der Gesellschaft führten; der erste Entwurf der Ordenssatzungen; der Bericht über die Wahl zum General; Teile eines geistlichen Tagebuches; die Konstitutionen der Gesellschaft; die Briefe und Instruktionen; verschiedene Regeln für einzelne Häuser und Ordensmitglieder; schließlich der sogenannte „Bericht des Pilgers“.

Dieser „Bericht“ ist eine Art Selbstbiographie des Heiligen, der die Jahre 1521 bis 1538 umfaßt, genauer die Zeit, da er in Pamplona verwundet wurde, bis zu dem Augenblick, da der Orden in Rom Fuß zu fassen begann. Dieser „Bericht“ wurde vom Heiligen nicht selbst verfaßt, auch nicht diktiert, sondern seinem Sekretär P. Goncalves da Camra vom Heiligen in seinen letzten Lebensjahren erzählt, der dann diese Erzählungen — dank eines phänomenalen Gedächtnisses — sehr genau zu Papier brachte. Durch Jahrhunderte war dieser „Bericht“ der Oeffentlichkeit unbekannt. Denn bald nach dem Tode wurde er eingezogen, da der Orden eine offizielle Biographie des Heiligen herausgab. Nur die Bollandisten nahmen ihn in einer lateinischen Uebersetzung — im Original ist der „Bericht“ teils spanisch, teils italienisch verfaßt — in ihre Sammlung auf. Einer breiteren Oeffentlichkeit machte ihn erst der protestantische Kirchenhistoriker B o e h-m e r zugänglich, der ihn 1902 deutsch veröffentlichte. Die vorliegende Ausgabe, die Pater Schneider besorgte, hält sich an den im Jahre 1943 kritisch herausgegebenen Urtext. Der deutschen Uebersetzung gelingt es, das eigenartige Kolorit des Originals wiederzugeben. Denn der Heilige, der nie ganz fehlerfrei spanisch sprach, hatte eine ganz herbe, zurückhaltende Ausdrucksweise, die sich mühsam ihre Worte suchte, um sie in möglichster Klarheit und Schlichtheit hervorzubringen. Der „Bericht“ selbst ist wie Casars „Gallischer Krieg“ in dritter Person abgefaßt. Zum Unterschied von diesem, der dem Ruhm und der Eitelkeit des Verfassers .dienen sollte, wurde hier die dritte Person gewählt, um eine möglichste Objektivität zu erzielen und um in möglichster Klarheit zu schildern, wie Gott einen einst großen Sünder zu sich geführt habe.

Ignatius von Loyola: Geistliche Briefe. Herausgegeben und mit einer Einführung versehen von Hugo Rahner SJ. Benziger Verlag, Einsiedeln. 340 Seiten.

Der heilige Ignatius war ein eifriger Briefschreiber. Rund 6800 Briefe sind bis heute bekannt und ediert. Wahrscheinlich aber gibt es noch Briefe, die der Entdeckung harren. 1922 gab Otto Karr er eine Auswahl der bis dahin bekannten Briefe in deutscher Uebersetzung heraus. 1942, mitten im Kriege, veröffentlichte Otto Karr er in Zusammenarbeit mit Hugo R a h n e r, der damals mit einigen Innsbrucker Jesuiten in der Schweiz lebte, eine erweiterte Neuauflage der ersten Ausgabe. Seit damals machte die Ignatius-Forschung neuerliche Fortschritte. Auch wurde die Uebersetzung der Karrer-Rahner-Ausgabe mancher Kritik unterzogen. Das Ignatius-Jahr war deshalb eine willkommene Gelegenheit, eine dritte und verbesserte Auflage dieser Briefauswahl herauszugeben. Die neuen Ergebnisse der Forschung über den Heiligen _ sind überall berücksichtigt. Vor allem ist aber die Uebersetzung wirklich gut gelungen. Der Heilige hatte einen sehr eigenwilligen Briefstil. Ihm flössen die Worte weder so leicht und routiniert aus der Feder wie seinem Sekretär Polanco, noch besaß er den klassisch geschliffenen Stil eines Franz Xaver. Er mußte sich beim Schreiben gewiß sehr abmühen; wie im „Bericht“ fällt auch hier die herbe und nüchterne Art der Sätze auf, freilich auch die große Klugheit, Umsicht, Güte und Höflichkeit des Heiligen.

Das große Werk über den Heiligen fehlt noch immer und wird vielleicht noch lange fehlen. Wer ihn dennoch kennenlernen will, wie er wirklich war, der muß außer den „Exerzitien“ zu den Briefen greifen, deren Lektüre den Heiligen vor dem Leser lebendig werden lassen. Die vorliegende Auswahl, ergänzt durch einen ausgezeichneten Kommentar zu den einzelnen Briefen sowie die Einführung, beides von Hugo R a h n e r, werden dem Leser dazu eine besonders wertvolle Hilfe sein.

Zur Psychologie des Jesuitenordens. Von Peter L i p p e r t SJ. Verlag Herder, Freiburg. 2. Auflage. 144 Seiten. Preis 7.80 DM.

Die ersu- Auflage des Buches über den Jesuitenorden von Lippen erschien 1912. Es war die erste große schriftstellerische Leistung des später auch durch seine Bücher so bekannt gewordenen Jesuiten. Er schrieb das als Dreiunddreißigjähriger, der gerade seine Ausbildungszeit im Orden beendet hatte. Er schrieb es zu einer Zeit, da der Orden in Deutschland als Folge des Kulturkampfes noch verboten war. Er schrieb es. da viele historische Erkenntnisse über die Geschichte des Gründers und des Ordens überhaupt noch unbekannt waren. Er schrieb es in einer Zeit, die von der unseren völlig verschieden war. Dennoch hat da Buch heute noch seinen Wert und ist seine Neuauflage zu begrüßen. Zunächst ist die Begegnung mit dem jungen Lippert für alle Liebhaber seiner Bücher interessant. Denn in diesem Werk ist noch nichts von iener leisen Melancholie und versteckten Skepsis des späteren Lippert zu merken, die seinen Büchern einen so eigenartigen Reiz gaben. Die Art ferner, wie dieser junge Lippert versucht, die Psychologie des Ordens zu erklären, wird trotz aller neuen historischen Funde wohl lange ihre Gültigkeit bewahren. Da das Gedenkjahr an den vor vierhundert Jahren erfolgten Tod des Gründers des Ordens noch immer nicht das große Werk über den Heiligen gebracht hat, werden alle jene, die sich mit der Geschichte des Ordens befassen, für jedes Buch dankbar sein, das ihm einen Einblick in die Seele des Gründers und seines Werkes gestattet. Dazu gehört auch das nun schon fast 45 Jahre alte kleine Buch von Peter Lippert.

Der Soldat Gottes. Roman um Ignatius von Loyola. Von losef E. Bischof. Verlag Herder, Wien. 245 Seiten. Preis 52 S.

Josef E. Bischof, bekannt als Verfasser zweier guter Jugendbücher, legt hier einen Roman über den Stifter des Ordens vor, der sehr gediegen geschrieben und besonders geeignet ist, die Jugend für das Leben des Heiligen, das ja immer ein wahres Abenteuer war, zu begeistern.

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