6533549-1946_04_09.jpg
Digital In Arbeit

In memoriam

Werbung
Werbung
Werbung

Unter den Todesopfern nationalsozialistischer Kirchenverfolgung befindet sich Provikar Prälat Dr. Carl Lampert, der am 13 November L944 zu Halle an' der Saale enthauptet wurde,

Lampert war Vorarlberger, et wurde am 9. Jänner 1894 in Göfis geboren Der größere Teil seines priesterlichen Wirkens gehörte Dornbirn, wo er vor allem Apostel der Jugend war. Fünt Jahre wirkte er in Rom, wo er Advokat der SS Rota wurde, 1939 machte ihn Bischof Dr Rusch zum Provikar. Damit beginnt das Martyrium dieses edlen Priesters.

August 1940 beginnen die Stationen seines Kreuzweges: Sachsenhausen—Dachau. Die „Schuld“ war die Abfas.' ung einer Todesanzeige an den Kierus für den in Buchenwalde ums leben gekommenen Pfarrer Neururer aus Götzens und die Teilnahme an der kirchlichen Beisetzung der Aschenurne in der Pfarrkirche von Götzens. Nach einjähriger Haft ging Lampert aus Dachau frei; die Gestapo hatte die Bedingung 'gestellt, daß er nach Norddeutschland gehe. Dr. Lampert wählte nach Fühlungnahme mit dem Bischof von Berlin, den jetzigen Kardinal Graf Preysing, Stettin. Einmal besuchte er von dort anläßlich eines Todesfalles Vorarlberg — diese Reise sollte sein Verhängnis werden.

An Lampert drängte sich der Lockspitzel Ing. Hagen heran. Er erzählte ihm von der neuen, kriegsentscheidenden Waffe, er habe sie schon gesehen, dürfe aber darüber nicht sprechen . . Wer von uns hatte nicht ähnliche Reden vernommen? Als Lampert diese Äußerung wiederholte, wurde er am 4. Februar 1943 von der Gestapo unter der ungeheuerlichen Anschuldigung verhaftet, Leiter einer Spionage- und Verratszentrale zu sein. Er sei nämlich nur deshalb nach Vorarlberg gereist, um Pläne der „neuen Waffe“ in die Schweiz gelangen zu lassen.

Lampert wurde nach Halle an der Saale überführt und am 20. Dezember 1943 zum Tode verurteilt In schwerer Kerkerhaft in Torgau mußte er das Ergebnis der Revision abwarten. Fast lebte er noch ein Jahr in ständiger Todesgefahr; am 8. November 1944 wurde das Todesurteil bestätigt und fünf Tage spater vollstreckt.

In seinen Briefen wichs Dr. Lampert aus der Zeit in die Ewigkeit.

Im November 1941 schrieb er:

„Kettenklirrend zog der traurige Zug der hiesigen Todeskandidaten in der Freistunde zur ,Erholung' übet den Gefängnishof. Schon bald dreiviertel Jahre mache ich täglich diese .Erholung' mit, mit der ganzen Skala der Gefühle, die einem solchen Schauspiel eigen sind. Heute muß ich auch an andere Fesseln und Ketten denken die arme Seelen schmerzend binden und ich weiß nicht, welche mehr Pein bereiten, die der armen Seelen im Fegefeuer oder die so schrecklich klirrenden und rasselnden der .armen Seelen auf Erden'.“

„3. November. Ein quälender, todgeängstigter Morgen ist soeben überstanden — wieder zogen sie heute früh, wie schon so oft, durch die Gänge in aller Frühe — und holten da und dort aus einer Zelle ihre Opfer —, sieben Erschießungen heute früh. Drei kamen wiede* zurück. Wie angstvoll horchte das gequälte Ohr auf die schlürfenden Schritte draußen und vermeinte, jetzt und jetzt öffnet sich meine Türe und gellt der Ruf an mein Ohr: ,Aufstehen, fertigmachen!' Ja, fertigmachen.“

In einem Brief verteidigt sich Prälat Lampert gegen den ihm von der Anklage gemachten Vorwurf, er hätte, wenn er für die „Geheimwaffe“ kein Interesse gehabt hätte, Ing. Hagen sofort anzeigen müssen; er schreibt:

„Daß ich ihn nicht aus der Wohnung wies oder ihn gar zur Anzeige brachte, ist begründet, weil ich ihn nicht voll ernst nahm und weil ein Priester niemals gleich eine Anzeige erstattet . . .“ Dann wieder lesen wir: „Liebe, wie leidest du in dem Haß dieser Zeit, Haß der Zeit, wie quälst du die Liebe der Ewigkeit!“

Ein Torgauer Mitgefangener schreibt von Lampert: „Dr. Lampert übergab mir noch diesen Brief zur Übersendung auf besooH-derem Wege, um S Uhr morgens wurde er geweckt und es wurde ihm gesagt, daß er nach Halle komme. Er war sehr gefaßt und voller Vertrauen, hatte noch Zejt, sich von allen zu verabschieden und seinen Segen zu sprechen. Er war überall beispiellos geliebt und geehrt. Unsere Trauer ist groß.“

Von Halle schrieb Dr. Lampert an Bischof Paulus Rusch in Innsbruck:

„... In einer Stunde stehe ich vor meinem Gotte und Heiland und Meister, Christ —i Kyrie eleison, so flehe, bitte auch mit mir —* für mich!... Dir, lieber Paulus, in Eile herzliche Abschiedsgrüße und Dank und Segen für ein langes Wirken für den Herrn; ach, ich hätte so gerne mitgearbeitet. Wie freue ich mich, Christus und die Hebe Mutter nun zu sehen! Wiedersehen bei ihm, wie wir hoffen zum ewigen Magnifikat... In Christi Liebe vale... So, nun muß ich mich zum letzten großen Schritt bereiten!“

Und an Bischof Franz Tschann in Feldkirch:

„Ein inniges Lebewohl und habt Dank für all'

Eure Liebe___

Wie froh bin ich, daß ich nun heim darf. Anbetend knie ich vor Dir, Allweiser Du, mein Gott,

Wie Schalen sind offen Dir die Hände mein. Was meiner Seele frommt, leg' Du hinein Und dauernd preis ich Dich für Glück und Leid und Tod.“

Am 13. November 1944, ein halbes Jahr vor der Befreiung seiner Heimat verblutet Carl Lampert unter dem Henkerbeil.

Sanguis martyrum . . .

Die „Katholische Akademie“ organisiert heuer eine Reihe von Vortragsabenden, an denen hervorragende französische Katholiken als Referenten erscheinen werden. Die erste dieser französischen Konferenzreden wird Samstag, den 2. Februar, 5 Uhr nachmittags, im Prälatensaal des Schottenstiftes von Abb6 Jean Rupp, Direktor der katholischen Jugend der Diözese Paris, über das Thema „D a s weltliche Gesicht der gegenwärtigen Zeitprobleme und der französische Katholizismus“ gehalten werden. Der Vortrag findet in französischer Sprache statt.

Es ist eine interessante Persönlichkeit, die hier am Rednerpult erscheinen wird. Nachdem Abbe Rupp seine Rechts- und historischen Studien an der Universität Paris beendet hatte, wurde er zu seiner theologischen Ausbildung nach Rom geschickt, wo er 1939 seine Doktordissertation über das Thema „Der Gedanke der Christenheit in der päpstlichen Auffassung des Mittelalters“ schrieb. Der Kardinal von Paris verlieh ihm dann den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie am Pariser Priesterseminar und vertraute ihm in der Folge, da er die hervorragenden Eigenschaften des jungen Abbe als Mann der Aktion und Jugendapostel fruchtbar zu machen gedachte, die Obliegenheiten eines General-assistenten der französischen Pfadfinderschaft, die Direktion des Werkes der katholischen Jugend der Diözese Paris, dann das Karitas-Werk der studierenden Jugend der Pariser Universität an.

Die Tätigkeit in diesen Ämtern brachte Abbe Rupp in häufigen Kontakt mit den katholischen Kreisen zahlreicher europäischer Länder, zumal Polens, Ungarns, der baltischen und skandinavischen Länder. Er nahm 1932 an dem Pfadfinderkongreß in Baden-Baden teil und 1936 an dem von Luxemburg. Wien ist für ihn keine unbekannte Stadt. Vor dem Kriege weilte er zweimal hier. Er wird hier Freunde wiederfinden, die ihm die gewaltsame, lange Trennung durch den Krieg noch teurer gemacht hat und wird, wie er in einem Briefe erklärte, „sich glücklich schätzen, dem Klerus und der katholischen Laienwelt der Katholischen Aktion Österreichs den brüderlichen Gruß und die Hoffnung des Klerus und der katholischen Laien von Paris zu überbringen'S

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung