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Israels „Gottesherrschaft“
Der Sitzungssaal des Ministerpräsidenten Levi Eschkol in Jerusalem war mit Rauch angefüllt. Die Gemüterde^; verschiedehMi K^bteeÄs'-' '■• mitglieder irregterYSslbh* rrieHr mehr, und das laute Durcheinanderreden konnte man bis zur Straße hören. Plötzlich erscholl die Stimme des Vertreters der religiös-nationalen Partei, Innenminister Masche Schapira. „Wenn dem so ist“, sagte er, „so wäre eine Trennung von Staat und Religion besser als die heutige Situation.“ Der linkssozialistische Transportminister Israels, Bar-Jehuda, glaubte kaum seinen Ohren trauen zu können. Seit Jahren fordert seine Partei, die Ach-duth Awodah, einen solchen Beschluß. Nach einer längeren Debatte gelang es dem alten Kompromißler, Ministerpräsident Levi Eschkol, die Gemüter zu beruhigen. Doch unter der Oberfläche ging der Kampf zwischen der Religion und ihren politischen Vertretern auf der einen Seite und den areligiösen Kreisen auf der anderen heftig weiter.
Der israelische Staat zeigt in seinem Staatswesen theokratische Charakterzüge, wie man sie hauptsächlich heute nur noch in den mohammedanischen Staaten des Mittleren Ostens vorfindet. Laut dem israelischen Gesetz gibt es keinen Begriff der Konfessionslosigkeit. Man kann sich weder standesamtlich trauen noch scheiden lassen. Für diese persönlichen Angelegenheiten sind für Juden vom Staat besoldete und ernannte Rabbiner zuständig, für Mohammedaner deren religiöse Richter (Kadis) und für Christen die Geistlichen ihrer Religion. Gemäß dem israelischen Gesetz ist eine Heirat von Anhängern verschiedener Konfessionen unmöglich. Solche Ehen, die standesamtlich im Ausland geschlossen wurden, werden in Israel nicht anerkannt. Kinder aus solchen Ehen gelten als uneheliche Kinder, wobei im Fall einer Erbschaft ohne Hinterlassung eines Testaments große Schwierigkeiten erwachsen können. Scheidungen solcher Ehen sind daher in Israel nicht nötig.
Die areligiöse Mehrheit in Israel spricht von Religionszwang. Die Wählerzahl der religiösen Parteien beläuft sich auf zirka 15 Prozent aller Stimmen bei den Wahlen, die bisher in Israel durchgeführt wurden.
Dank politischer Manipulationen überragt die politische Kraft der religiösen Parteien um vieles ihre Wählerzahl. Bisher wurden alle isra- liscrifen “Koalitionsregierungen von der sozialdemokratischen Mehrheitspartei angeführt. Doch konnte diese Partei niemals mehr als 40 Prozent aller Wahler ftinter sicn Dringen. Zu einer stabilen Regierung brauchte sie also die religiösen Parteien, die weder innen- noch außenpolitische Forderungen stellten. Ihre Forderungen konzentrierten sich nur auf das religiöse Gebiet.
Die Vertreter anderer Koalitionsparteien hatten es in der Regierung immer viel schwerer. Waren es linkssozialistische Arbeiterparteien, so mußten sie auch für das Interesse der Arbeiter Sorge tragen und sich bei Lohnkämpfen auf die Seite der Arbeiter stellen, selbst wenn ' das im Widerspruch zur Lohnpoli-*“ tik der Regierung war. Die in der Regierung vertretenen bürgerlichen Parteien mußten oft für die Interessen des Privathandels oder der Industrie sorgen und kamen dadurch mehrmals mit der Regierung in Konflikt.
Die religiösen Parteien konnten immer auf ihre Wählerschaft vertrauen, die nichts anderes wollte, als nach den Religionsgesetzen leben. Doch die Abstimmungen der religiösen Kabinetts- und Parlamentsmitglieder konnten nur mit Erfüllung religiöser Forderungen gewonnen werden. Typisch für eine solche Abstimmung war die heißumstrittene Militärverwaltung in den Wohngebieten der arabischen Minderheit. Alle Parteien außer der Mehrheitspartei Mapei waren gegen die Militärverwaltung. Die religiösen Parteie waren bereit, dafürzustimmen, unter der Bedingung, daß die Mapei noch in diesem Parlament ein Schabbathgesetz durchführen wird. Laut solch einem Gesetz sollte der öffentliche Autobusverkehr am Schabbath, dem jüdischen Ruhetag in der Woche, verboten werden, da die Religion jede Arbeit an diesem Tag verbietet. Hier ist zu betonen, daß die areligiöse Mehrheit besonderen Wert auf öffentlichen Verkehr an diesem Tag legt, um in den heißen Sommertagen an den Strand zum Baden zu fahren, Ausflüge zu machen und so weiter.
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