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Jesaja auf der Silber Scheibe

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Wie durch die alte Bibel aus dem Vorderen Orient auch am Ende des 20. Jahrhunderts das Wort Gottes in aller Welt ankommen kann.

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Wie durch die alte Bibel aus dem Vorderen Orient auch am Ende des 20. Jahrhunderts das Wort Gottes in aller Welt ankommen kann.

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Bibel ist fad”, sagen Schüler spätestens ab der sechsten Schulstufe; „Bibel ist altmodisch”, sagen junge Erwachsene und stoßen sich am antiken Weltbild. „Bibel ist sexistisch”, sagt die feministische Theologie. „Bibel ist unverständlich und daher unlesbar”, sagen viele gläubige Christen. Daß diese Zitate aber nur einseitige Meinungen wiedergeben, belegen zahlreiche Aktivitäten des Katholischen Bibelwerks. Seit 25 Jahren leistete es zum Beispiel enorme Hilfen für viele Menschen in den Beformstaaten Osteuropas. Durch das „Colloquium Biblicum”, das regelmäßig in Wien veranstaltet wurde, erhielten schon lange vor 1989 ungarische, tschechische, polnische Theologen die Möglichkeit, an der Entwicklung der modernen Bibelwis-senschalten Anteil zu nehmen. Als der

Eiserne Vorhang fiel, wurden innerhalb kürzester Zeit nationale Bibel -werke aufgebaut, die heute bereits vielfach auf eigenen Beinen stehen können. Natürlich nehmen sie gerne weiterhin finanzielle Hilfe aus dem Westen in Anspruch. Eine ungarische Bibel kostet zum Beispiel ohne Subventionen den Preis von zehnmal mehr Arbeitsstunden als in Österreich. Der Hunger nach dem Wort Gottes ist allerdings so groß, daß die erste Auflage dieser Bibel bereits nach wenigen Wochen vergriffen war.

Biblische Inkulturation

Doch nicht nur gedruckt ist die Bibel heutzutage zugänglich. Auf CD-BOM gibt es ein- und mehrsprachige Bibelausgaben mit dazugehörigen Suchprogrammen, Anmerkungen und Illustrationen, Prachtausgaben mit Bildern und zahlreichen Informationstexten, Bibelkurse mit interaktiven Lernmethoden und vieles mehr. Dem Computerfreak wird so die Beschäftigung mit den alten Texten am Bildschirm leicht gemacht. Vielleicht muß in diesem Zusammenhang doch auf die Gefahr hingewiesen werden, daß die ausschließlich individuelle Bibellektüre ohne den gemeinschaftliche Kontext der Kirche mangelhaft bleiben wird.

Wie sehr die Heilige Schrift nicht nur im Abendland zum Kulturgut gehört, sondern auch im Fernen Osten mit größtem Interesse aufgenommen wird, zeigen zwei Vortragsreisen asiatischer Theologen. Von 6. - 16. November 1997 besucht der bekannte indische Tänzer und Priester Francis Barboza Wien, Graz, Linz, Budapest, Budweis und Prag. Tief verwurzelt in der indischen Kultur, in der Tanz als Lobpreisung und Verkündigung Gottes gesehen wird, als Identifikation mit dem kosmischen Rhythmus, mit der Kraft, die alles bewegt. Der Künstler, der zu den bedeutendsten seines Landes gehört, macht im Tanz Bibeltexte gegenwärtig und erfahrbar.

Am 7. November um 19 Uhr wird er in der Wiener Votivkirche auftreten, einen Tag später in der Pfarre St. Hubertus im 13. Wiener Gemein debezirk. Die Bibel im asiatischen Kontext zu lesen ist Anliegen von Sr.

Maria Ko, einer Salesianerin aus China, deren Vortrag bei der Vollversammlung der Bibelwerke in Hongkong im Juni 1996 der überraschende Höhepunkt der ganzen Tagung war. Gereift aus dem Dialog mit anderen Religionen und der chinesischen Kultur ist ihr von Levinas inspirierter Ansatz eine Alternative zu der oftmals als spröde empfunden historisch-kritischen Methode des Westens.

Der Leser muß über den jeweiligen Vers, hinausgehen, weil in jedem Wort eine wunderbare Verdichtung des Unendlichen geschieht. Sr. Ko wird am 23. und 24. Jänner 1997 im Kardinal-König-Haus in Wien-Lainz einen Studientag zur asiatischen Bibelinterpretation gestalten.

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