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JOSEPH ZABKAR / IM DIENSTE DES HEILIGEN STUHLES

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Die Ernennung eines Nichtitalieners in wichtige Ämter der Kurie und des diplomatischen Dienstes erfolgt so selten, daß sie als eine Ausnahme von der Regel gelten kann. Es verdient daher die Entsendung des österreichischen Kurienprälaten im vatikanischen Staatssekretariat, Joseph Z abk ar, nach Paris als Stän diger Vertreter des Heiligen Stuhles bei der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), besonders verzeichnet zu werden.

Bei der Ernennung von Monsignore Joseph Zabkar mögen der besondere Bildungsgang, die umfassenden Sprachkenntnisse und die kulturelle Aufgeschlossenheit mitgespielt haben, vor allem aber wird es die Überzeugung Pauls VI. gewesen sein, daß die Auffassungen Zabkars in Kulturfragen sich mit den eigenen weitestgehend decken. Der rechte Mann also am rechten Platz. Bezeichnende geistige Marken lassen sich unschwer im heben des 52jäh- rigen Diplomaten ablesen. Er entstammt einer Laibacher nationalslowenischen Familie, in der seit Generationen ein österreichisches Staatsgefühl lebendig war. Als er 1933 nach der Matura nach Rom gehen wollte, um ins Germani- cum einzutreten, verweigerten ihm die italienischen Behörden die Einreise. Das hat sich als pro- videntiell herausgestellt, denn die nachfolgenden Studien an der Innsbrucker theologischen Fakultät, Philosqphie bei Lorenz Füt- scher und Theologie bei Karl

Rahner, der damals dort seine ersten Vorlesungen hielt, besonders dessen Versuch, den Kontakt mit dem modernen Denken herzustellen, haben auf Zabkar einen tiefen Eindruck gemacht. Einige Jahre später, als er an der Päpstlichen Universität Gregoriana seine Studien mit dem Kanonischen Recht vervollständigte, war er überrascht von der Antiquiert- heit der römischen Theologie gegenüber Innsbruck. Er fand dort einen Konservativismus, den er für längst überwunden gehalten hatte.

Es gibt im Leben des österreichischen Diplomaten im Dienste des Heiligen Stuhles einige Erlebnisse, die mehr als andere sein Wesen und Denken beeinflußt haben: das Miterleben der Juli-Revolution 1934 in Österreich, der Zusammenbruch des christlichen Ständestaates; ein gar nicht kurzes Intermezzo als Seelsorger in Goerz-Stadt, wohin ihn der dortige Erzbischof als Kaplan für die slowenische Bevölkerung gerufen hatte, und wo ihn auch seine aus Laibach vor Hitler geflüchtete Familie erreichte. Seine diplomatische Ausbildung erfuhr er in der römischen Pontificia

Accademia Ecclesiastica, der Diplomatenhochschule des Heiligen Stuhles. Gleichzeitig trat er als Praktikant ins Staatssekretariat ein. Die Versetzung nach Leopoldville im damals belgischen Kongo als erster Sekretär der dortigen Apostolischen Delegation führte zu einem anderen Erlebnis: auf der Reise erkrankte er in Paris schwer und blieb wochenlang der Obsorge und den Kuren des Nuntius Angelo Ron- calli anvertraut, was buchstäblich zu nehmen ist, denn Roncalli — später Papst Johannes XXIII. — ließ es sich nicht nehmen, ihn persönlich zu pflegen und ihm seine Hausmittelchen einzuflößen. Eine Krankheit ganz anderer Art zog sich Zabkar in Leopoldville zu, das „mal d’Africa", das Heimwehgefühl, welches' oft die befällt, welche längere Zeit im Schwarzen Erdteil gelebt haben. In das Staatssekretariat zurückgerufen, arbeitete er in der Abteilung für die deutschsprachigen Länder, und hier konnte er mit Rat und Tat (und in Wahrheit sehr wirksam) an dem Ausgleich zwischen Österreich und dem Heiligen Stuhl in der Konkordatsfrage mitwirken.

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