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Justiz und Verfolgung in Jugoslawien

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Die Gegensätzlichkeiten zwischen Belgrad und Moskau haben den Kulturkampf in Jugoslawien nicht gemildert. Im folgenden seien Tatsachen berichtet, bei denen mit der Nennung von Namen aus begreiflichen Gründen zurückgehalten werden muß.

Besondere Sorgfalt wird der Spionage gegen die Bischöfe gewidmet. Einem Priester, der verhaftet und an den das Verlangen gestellt wurde, seinen Bischof zu kompromittieren, der sich jedoch gegen eine solche Zumutung verwahrte, wurde darauf ein Sittlichkeitsprozeß auf Grund einer erdichteten Beschuldigung gemacht; das gleiche widerfuhr dem Sekretär eines anderen Bischofs,- ein dritter Sekretär, der zuerst ein Mann von blühender Gesundheit und unbeugsamer Kraft gewesen war, verfiel infolge der während der Untersuchung erlittenen Mißhandlungen der Tbc.

Während des ganzen Jahre 1949 ist die Welle von Verhaftungen und Prozessen nicht abgeebbt. Das Schema der immer wiederkehrenden Anklagen ist monoton, jedermann im Lande kennt es bereits. Eine der beliebtesten Anklagen aber lautet auf Mißbrauch der Beichte zu pC'cnen Zwecken, weil sich ja in IJefcV.sächen der Berichtigte nicht Gelände gegen die Erdstrahlenwirkung abzuschirmen. Umfangreiche Waldversuche zeigten dagegen keinen Einfluß. Die Zimmerbalsamine und die sogenannte Wunderblume erwiesen sich wiederum als außerordentlich erdstrahlenempfindlich. Platzwahl- und Fortpflanzungsversuche mit weißen Mäusen zeigten ebenfalls eine deutliche Beeinflussung durch Reizstreifen. Ausgedehnte Versuche mit Reiz- und Spontantumoren bei weißen Mäusen bestätigten, daß. die Krebsentstehung bei weißen Mäusen durch Erdstrahlen begünstigt wird.

Die schwerwiegende Frage, ob „Erdstrahlen“ krankheitsauslösende Wirkung haben können, ist schon oftmals Gegenstand hitziger Diskussionen gewesen. Es ist klar, daß von verantwortungsbewußter Seite gerade auf diesem Gebiet im Hinblick auf etwaige weittragende Folgerungen größte Zurückhaltung geübt wird. Vor allem ist es einmal wegen der Verschiedenartigkeit der einzelnen Reizstreifen unhaltbar, generell zu behaupten, daß alle Reizzonen als pathogen (krankheitsauslösend) anzusehen sind. Nur der jeweils einwandfrei statistisch belegte Zusammenhang kann hier anerkannt werden.

In erster Linie wurde bei ortsgebundenen Krankheiten des Menschen nach eventuellem Zusammenhängen mit Erdstrahlen geforscht. Schweizer Untersucher kamen bezüglich des Kropfes zur Feststellung, daß in kropfverseuchten Orten die Dichte und Stärke der Reizzonen beträchtlich erhöht waren. Einige Krebsstatistiken, die eine Krebshäüfung an bestimmten Orten und Häusern angeben, führen als ursächlichen Faktor, gleichfalls Erdstrahlen an. Der Verfasser dieses Beitrages hat erstmalig Untersuchungen über einen Zusammenhang zwischen Erdstrahlen und der Blutkörperchensenkung durchgeführt. Das vorläufige Ergebnis läßt den Schluß zu, daß auch bei dieser Reaktion mit einem Einfluß der Erdstrahlen zu rechnen ist, wobei vor allem auch die Art der Krankheit der Person, von der das Blut stammt, eine Rolle spielen dürfte.

Interessant sind die Feststellungen, daß sich auch am lebenden Organismus „rutenaktive“ Stellen nachweisen lassen. Der berühmte Chirurg Prof. Dr. Bier berichtete über solche Untersuchungen an seiner Klinik in Berlin im Jahre 1930. Ein Arzt konnte mit der Wünschelrute den Sitz der Krankheit bei den meisten Kranken richtig erkennen. Weitere Wünschelrutenversuche wurden 1934 im Zentralviehhof Berlin an Tieren durchgeführt. Dabei bot sich die einzigartig Möglichkeit, die mit der Rute erhobenen Krankheitsbefunde einwandfrei zu kontrollieren, da die Tiere unmittelbar darauf geschlachtet wurden. Diese Versuche haben die Echtheit von rutenaktiven Stellen über kranken Körperstellen bewiesen. Diese Zusammenhänge lassen vielleicht eine Deutung des Geheimnisses so manchen „Wunderdoktors“ zu, die oft durch Diagnosestellung ohne Untersuchung das Publikum in Staunen versetzen. In der Tat konnten elektrophysiologische Vorgänge von tätigen oder kranken Organen noch in einer Entfernung von-zwei Metern registriert werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß es wohl wahrscheinlich ist, daß nervöse Störungen und Krankheiten, die mit Wetterempfindlichkeit einhergehen (Rheumatismus, Migräne, Neuralgien usw.), über Reizzonen ausbrechen oder verstärkt werden können. Dagegen muß daran festgehalten werden, daß auf Grund der bisherigen Erfahrungen schwere Gesundheitsschäden bei Menschen, die über Reizzonen leben, nicht zu befürchten sind. Leider haben gewissenlose Kreise die Beziehungen zwischen Erdstrahlen und Krankheiten immer wieder als erwiesen hingestellt und versucht, durch Verkauf phantastischer „Abschirmgeräte“ Kapital aus der Leichtgläubigkeit leidender Menschen zu schlagen. Zuletzt ist noch zu bedenken, daß auch bei Vorhandensein einer krankheitsauslösenden Strahlung, die ja auf keinen Fall massiv sein kann, die individuelle Konstitution den letzten Ausschlag geben wird.

Dieser Abriß des Wünschelrutenproblems veranschaulicht deutlich, daß es einerseits nicht angängig ist, über „Volksweisheiten“ voreilig den Stab zu brechen — weil unser exaktes Wissen in vielen Fällen der Volkserfahrung nachhinkt —, und daß andererseits bei der Anerkennung solcher Grenzgebiete in Hinblick auf die Verwirrung der öffentlichen Meinung und die sich daraus ergebenden sozialen Gefahren der schärfste Maßstab anzulegen ist.

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