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Kalter Krieg Spanien—Marokko

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In Bosnien und der Herzegovina trägt die Priestervereinigung den ehrenwerten Namen „Guter Hirte“, die Mitglieder sind zum größten Teil Franziskaner, die ihre den Wünschen der Bischöfe zuwiderlaufende Haltung zum Regime mit dem Hinweis auf ihre Erfahrungen aus der Türkenzeit verteidigen, wo sie es verstanden, das Christentum vor der Ausrottung zu bewahren. Dieses bestechende Argument verliert ein wenig an Glaubwürdigkeit, wenn man bedenkt, daß gerade die Priester dieser Provinz am meisten unter der Kirchenverfolgung gelitten haben. So konnten zum Beispiel im Jahre 1951 allein im Bistum Mostar nur 38 Prozent der Priesterschaft ihren Beruf ausüben, 33 Prozent waren ermordet und mehr als 14 Prozent lagen in Kerkern!

Kirchlicherseits sieht man in den Priestervereinigungen nicht deshalb eine Gefahr, weil sie ihren Mitgliedern ein Treuebekenntnis zum Regime abverlangen, sondern weil ihnen die Tendenz innewohnt, die kirchliche Hierarchie in Frage zu stellen und die

Als der spanische Staatschef France in seiner Neujahrsansprache, gegen der damals noch lebenden König Mohammed V. von Marokko und den Vorsitzenden der algerischen Exilregierung, Ferhat Abbas, gewandt, erklärte, auch sein Entgegenkommen in Nordafrika kenne Grenzen, und er sei entschlossen, die dortigen spanischer Positionen mit aller Macht zu verteidigen, da erschien dies allen, die mit den spanischen Kolonialproblemen nicht vertraut waren, zunächst unverständlich.

Im 15. bzw. 16. Jahrhundert vertrieben die Spanier bekanntlich die Mauren von der Pyrenäischen Halbinsel, stießen ihnen dann über das Meer nach und gründeten an der afrikanischen Nordwestküste, dem eigenen Lande gegenüber, einige feste Plätze, die „Presidios“, die sie seither fest in ihrer Hand behielten: die Hafenstädte Ceuta — ein stark befestigter Flottenstützpunkt mit 70.000 Einwohnern, dem britischen Gibraltar gegenüberliegend und heute nach Barcelona Spaniens größter Hafen —, und Melilla, das 85.000 Einwohner zählt. Dann die der nordmarokkanischen Küste vorgelagerten Inseln Penon de Velez und Alhucemas; der letzteren Insel gegenüber liegt am Festland der gleichnamige marokkanische Hafen, in welchem die Sowjets eifrig an einer Schiffswerft bauen. Schließlich noch die Chafarinasinseln. — Von hier aus besetzte dann Spanien kurz vor dem ersten Weltkrieg das gebirgige, von den Kabylen bewohnte Rifgebiet, das allerdings 1956 wieder an Marokko rückerstattet wurde. (Von hier aus führte Franco auch die nationale Erhebung im Kampf gegen die spanische Republik in den Jahren 1936 bis 1939 zum Siege.) — Doch das ist nicht der

Kompetenz der Bischöfe als berufen! Gesprächspartner des Staates zu ignorieren.

Im Herbst des vergangenen Jahres überreichte die in Agram versammelte Bischofssynode der jugoslawischen Regierung ein Forderungsprogramm, das als entscheidende Punkte die ungestörte kirchliche Lehrtätigkeit, die Herausgabe von Zeitschriften und religiösen Büchern und die finanzielle Unterstützung gewisser kirchlicher Institute enthielt. Einige Zahlen veranschaulichen am besten das Bild: Vor dem Krieg erschienen allein in Kroatien und Slowenien regelmäßig fast 200 katholische Zeitschriften mit einer Jahresauflage von zirka acht Millionen Exemplaren, für die fünfzehn Druckereien und zirka 40 Verlagshäuser bereitstanden. Heute gibt es in ganz Jugoslawien nicht mehr als vier katholische Blätter, die nach Art und Umfang höchstens den Pfarrblättern kleiner österreichischer Gemeinden entsprechen.

Daß auf Seiten der jugoslawischen Bischöfe der gute Wille besteht, einen ganze spanische Besitz. An der westmarokkanischen Küste, gegenüber den gleichfalls spanischen Kanarischen Inseln, liegt noch die Enklave von Ifni, ein überwiegend wüstenhaftes Gebiet mit 40.000 Einwohnern und dem Hauptort Sidi Ifni. Und schließlich grenzt an den Südteil von Marokko Spanisch-Westafrika an, ein erst um 1900 erworbenes Gebiet, in dem die Sahara bis an den Atlantik heranreicht. Es besteht aus der Zone von Rio de Oro, einer der heißesten Gegenden der Erde, mit der nur 1000 Einwohner zählenden Hafenstadt Villa Cisneros, und der Zone Segura el Hamra, wo sich die dem Islam heilige Stadt Smara befindet, im ganzen 273.000 Quadratkilometer mit nur 14.000 Einwohnern.

Parole: Großmarokko

Mohammed V. starb plötzlich an den-Folgen einer Operation«; und ihm folgte sein Sohn Hassan II. Im Gegensatz ' ui-Änent Vater ist er -radikal nationalistisch gesinnt; zu seinen intimsten Beratern gehört Aliai el Fassi, der Chef der istiklalpartei, der in seinem Organ „Al Alant“ die Schaffung eines Großmarokkos und die Befreiung aller vom Ausland besetzten Gebiete verlangt. Der Fremdsprachendienst des. marokkanischen Radios fordert ständig die Rückgabe von Ceuta, Melilla und Ifni, und an der Nordgrenze der spanischen Sahara sammeln sich Teile einer Befreiungsarmee, die im gegebenen Augenblick Aufstände in Ifni und Rio de Oro entfachen sollen. Am 11. März dieses Jahres wurden elf in spanischen Diensten stehende Erdöltechniker verschiedener Staatszugehörigkeit aus der spanischen Sahara entführt und erst am 22. März von der marokkanischen Regierung freigelassen und den Bot-

Modus vivendi mit dem Staat zu finden, geht aus dem erwähnten Herbstmemorandum ziemlich deutlich hervor. In ihm erkennen die Bischöfe ausdrücklich die Autorität der jugoslawischen Verfassung und der Religionsgesetze als Grundlage für Gespräche an. Ungeachtet der offiziellen Theorie von der Identität von Partei und Staat bemüht sich der Episkopat eine Lösung zu treffen, die zwar den bestehenden Staat, nicht aber die regierende Partei akzeptiert.

Es ist schwer zu beurteilen, wieweit von offizieller staatlicher Seite dem kirchlichen Wunsch nach einer Aussöhnung entgegengekommen werden kann, denn auch Tito kann nicht über seinen Schatten springen. Die matten Hoffnungsschimmer, die den jugoslawischen Katholiken die Herbsttagung ihrer Bischöfe geschenkt hatten, scheinen allmählich wieder zu entschwinden, nicht zuletzt wahrscheinlich auch deshalb, weil vieles von der Warte des Vatikans anders aussehen mag, als von der Kanzel einer Kirche in Kroatien.

schaftern ihrer Heimatländer übergeben. König Hassan II. feierte bei diesem Anlaß die Entführung als die Heldentat von Patrioten, während sie der marokkanische Informationsminister als ernste Warnung an Spanien bezeichnete. Sowohl der König als auch sein Minister betonten, daß Marokko seine Ansprüche auf die spanische Sahara aufrechterhalte. Seine Begehrlichkeit war unter anderem durch die Kunde von den dortigen Ölfunden wachgerufen worden.

Die spanische Antwort war zunächst eine militärische, dann eine diplomatische. Acht Bataillone Luftlandetruppen in der Stärke von achttausend Mann wurden unverzüglich an die spanische Saharagrenze nach Segura el Hamra gebracht. Weitere motorisierte Einheiten aus dem Mutterlande wurden in Marsch gesetzt, die besonders für den Guerillakampf ausgebildet sind. Gleichzeitig wurden auch die Küstengarnisonen in Ifni. Ceuta und Melilla wesentlich verstärkt, vor allem deshalb, weil man in letzter Zeit versucht hatte, den Verkehr dieser beiden Städte mit dem Hinterland zu blockieren. Abteilungen der spanischen Fremdenlegion, welche die Wasserversorgung aus dem Rifgebirge zu sichern hatten, wurde zwischen Dar Rifen und der Küste von regulären marokkanischen Truppen der Weg versperrt. Sie gaben ihn erst frei, als die Spanier mit Gewaltanwendung drohten. Eine weitere Maßnahme: marokkanische Flugzeuge, die diese Punkte überfliegen sollten, werden von nun an unter Beschuß genommen. Man will .spanischerseits eine ähnliche Überraschung vermeiden, wie sie sich im April 1956 in Ifni zugetragen hat. Die damalige Revolte konnte nur nach schweren

Kämpfen und unter Heranziehung von Flotteneinheiten niedergeschlagen werden. — Die diplomatische Reaktion Spaniens bestand zunächst darin, bei der marokkanischen Regierung in Rabat, dann aber auch bei den Vereinten Nationen gegen alle früher erwähnten Übergriffe schärfsten Protest zu erheben. Dann erschien der spanische Botschafter in Paris, Areilza, beim französischen Außenminister Couve de Murville und versuchte von diesem die Zusicherung zu erhalten, daß eine Räumung Algeriens, wenn an eine solche gedacht werden müßte, nicht plötzlich, sondern erst in längeren Zeitabschnitten erfolgen würde, um vor einer plötzlichen Flankenbedrohung der spanischen Stellung in Marokko sicher zu sein.

Die iberische Allianz

Wenig später besuchte der spanische Außenminister Castiella Lissabon und erklärte dort, der seit 1939 bestehende iberische Pakt werde in Hinkunft auch für afrikanische Angelegenheiten maßgebend sein; Spanien gedenke — und hier wandte er sich besonders gegen die Haltung des amerikanischen Delegierten im UN-Sicherheitsrat, Stevenson —, unbeeindruckt von der Weltmeinung, an seinen Kolonien festzuhalten. Diesen Standpunkt Spaniens wird auch der neue amerikanische Botschafter Biddle bei seiner Antrittsaudienz bei Franco im Mai von diesem selbst zu hören bekommen. Schließlich hat sich der spanische Staatschef auch um eine Intervention Nassers bemüht. Zwe’fellos wäre ihm dieser zu Dank verpflichtet, weil Franco stets die Araber gegen Israel unterstützte, aber Nasser möchte Hassan II. nicht verärgern und hat daher höflich abgelehnt. — Gleichzeitig setzte eine heftige spanische Zeitungskampagne gegen Marokko ein. So schrieb „Arriba“, das Organ der spanischen Falange, „Spanien ist kein zweites Laos oder Korea, die sich durch internationale Intrigen beeinflussen lassen. Wir werden nicht zögern, einen ernsteren Ton anzuschlagen.“ — Sehr ungünstig hat sich inzwischen die Lage für die in der früheren spanischen Marokkozone in den Städten Tetuan und Larachę zurückgebliebenen 70.000 Spanier gestaltet. Sie werden überall angefeindet, und die hier noch in •Garnison stehenden 3000Marm' spanischen Militärs werden sie kaum schützen können.

Rückgabe Gibraltars — ein Ausweg?

Francisco Franco, der spanische Staatschef, ist aber anderseits klug genug, um sich nicht sagen zu müssen, daß auf längere Sicht hinaus der spanische Besitz in Marokko nicht zu halten sein wird. Aber vielleicht wird es möglich sein, die Rückgabe des seit 1740 von den Engländern besetzten Gibraltars, dieses „Dornes im Fleische Spaniens", das für die Briten heute viel an Bedeutung verloren hat, zu erreichen. Dann würde der spamsche Nationalstolz den Verlust der „Presidios“ leichter ertragen.

Die Ereignisse streben rasch ihrem Höhepunkt zu.

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