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Kirche Stephanshart
Abseits des Verkehrsgetriebes der Bundesstraße 1, zirka zehn Kilometer westlich von Amstetten, liegt, eingebettet zwischen fruchtbaren Wiesen und Feldern, die Pfarrgemeinde Stephanshart. Die Pfarre weist eine große räumliche Ausdehnung auf und erstreckt sich im Norden bis zu den Ufern der Donau. In einer Talsenke versteckt, stand die mittelalterliche, aus Bruchsteinen erbaute Pfarrkirche mit ihrem gedrungenen, niederen Turm. Mit Sorge verfolgten die Pfarrangehörigen den Bauzustand ihres Gotteshauses, da sich im Laufe der Jahre am Langhaus und Turm immer größer werdende bedenkliche Setzungsrisse zeigten. Die Ursache dafür war der schlechte Baugrund. Nach eingehenden bodenmechanischen Untersuchungen hätten kostspielige Unterfangungen durchgeführt werden müssen. Trotz dieser Maßnahmen konnte keine Gewähr gegeben werden, daß damit die Schäden endgültig behoben sein würden. Nach langwierigen Verhandlungen sah sich das Amt der niederösterreichischen Landesregierung gezwungen, das ehrwürdige Gotteshaus zu sperren, um eine Gefährdung der Gläubigen zu verhindern. Die Pfarrangehörigen mit dem hochwürdigen Herrn Pfarrer mußten Abschied von ihrer liebgewordenen Kirche nehmen und mit dem Allerheiligsten in einen Gasthaus-
saal übersiedeln. Die Diözese St. Pölten und die Pfarre sahen sich vor die unvorhergesehene schwere Aufgabe gestellt, durch einen Kirchenneubau diesen untragbaren Zustand raschest zu beenden.
Die Wahl des Kirchenbauplatzes fiel auf einen aus der Ortschaft Stephanshart herausragenden Geländerücken. Dadurch erhielt die Kirche eine städtebauliche Dominante, wie wir sie in vielen alten Beispielen wiederfinden. Die Kirche wurde zum Mittelpunkt des Dorfes. Dem Wunsche der bäuerlichen Bevölkerung und der Einfügung in das schöne Landschaftsbild entsprechend, wurde das Äußere der Kirche sehr einfach und klar gestaltet.
Über einem quadratischen Raum, der von vier Stahlbetonrahmen mit einer freien Spannweite von 19 Meter gebildet wird, wölbt sich in 14,08 Meter Höhe eine kassettierte Stahlbetontonnendecke. Im wuchtigen, 45,40 Meter hphen, viereckigen Turm mit Zeltdach (mit Kreuz 50,60 Meter hoch) befinden sich der Haupteingang und die Orgelempore. An diesen quadratischen Raum sind zwei gleich hohe Seitenschiffe mit einer geraden Stahlbetondecke sowie das Presbyterium angebaut. Durch die weitgespannten, hohen Stahlbetonrahmen, werden die Seitenschiffe miteinbezögen und ergeben die Raumwirkung eines Zentralbaues.
In der Innenraumgestaltung und der farbigen Glasfensterkomposition wurden neue Wege gegangen. Die Glasfenster wurden vom akademischen Maler Robert Herfert gestaltet, der auch für die Presbyteriumsrückwand den Schutzpatron der Kirche, den heiligen Stephanus, in Mörtelschnitt, verbunden mit Mosaiktechnik, schuf.
Entgegen der derzeitigen Auffassung, neue Kirchenraumwände einfarbig in hellen Farbtönen auszumalen, wurde hier versucht, die Farbenfreudigkeit alter Volkskunst im Kirchenraum der Bauerngemeinde wieder aufleben zu lassen. Die Kassettendecke erhielt einen graublauen Anstrich. Für die Langhaus- und Presbyteriumswände wurde ein Orange- bzw. Violetton gewählt.
Im Kirchenraum kamen 542 Sitzplätze zur Aufstellung. Das Bauvorhaben wurde 1956 begonnen und 1959 beendet. Nach erfolgter feierlicher Kirchweihe durch den hochwürdigen Herrn Bischof-Koadjutor Exzellenz Dr. Franz Zak wurde das neugebaute Gotteshaus der schwergeprüften Pfarrgemeinde Stephanshart, die für das Bauvorhaben selbst große finanzielle Opfer brachte, übergeben.
Von der Kommission des Amtes der nieder- österreichischen Landesregierung wurde der Kirchenneubau Stephanshart als „vorbildlicher Bau in Niederösterreich“ ausgezeichnet.
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