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Landtagswahlkampf in Salzburg

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60 Wahlveranstaltungen hatte die ÖVP an einem Wochenende zu bestreiten. Nachdem am 22. und 23. Februar die erste Vorrunde für die Salzburger Landtagswahlen ausgetragen wurde, brachte das erste Märzwochenende einen Höhepunkt in der Auseinandersetzung um den Landeshauptmannsessel. Schon jetzt bestätigen Kenner der politischen Situation in Salzburg die Tatsache, daß noch nie so hart gekämpft wurde wie dieses Mal. So brachte auch das Wochenende des 1. und 2. März gleich einen Großeinsatz von prominenten Politikern in Salzburg:

• Die ÖVP schickte Bundeskanzler Dr. Klaus, Außenminister Dr. Waldheim, Finanzminister Dr. Koren und Bautenminister Dr. Kotzina quer durch 60 Wahlveranstaltungen im Bundesland Salzburg, wobei ÖVP-Spitzenkandidait Landeshauptmann Dr. Lechner fast überall seinen Auftritt hatte.

• Die SPÖ startete ihre Wahlkampfoffensive mit Parteiobmann Minister a. D. Dr. Kreisky und dem burgenländischen Landeshauptmann Kery.

• Die FPÖ schließlich setzte in ihrem Kampf um den Landesregierungssitz neben Bundespartei-obmann Peter und dem Kärntner Nationalratsabgeordneten Dr. Scrinzi hauptsächlich ihre Landesgarde ein. Für die ÖVP geht es darum, die Mehrheit und damit den Landeshauptmann zu behalten, die SPÖ will gerade den Landeshauptmann diesmal nach dreimaligem vergeblichen Anlauf erreichen, und die FPÖ schließlich muß, wenn sie in der Landesregierung vertreten bleiben will, einen höheren Stimmenanteil (mindestens 12,5 Prozent) der Wählerstimmen erhalten, sofern sie weiterhin mit Walter Leitner einen Landesrat haben möchte. Trenduntersuchungen, die von allen Parteien laufend durchgeführt werden, tragen sicher dazu bei, daß der Wahlkampf zweifellos in den nächsten Wochen bis zum Passionssonntag, dem Tag der Wahl, eher noch zunimmt. Denn für die ÖVP brachten diese ersten Trenduntersuchungen die harte Tatsache, daß es, wenn es gelingt, nur sehr knapp mit der Mehrheit und dem Landeshauptmann klappen würde. Die SPÖ sah aus derartigen Untersuchungen trotz Olah-Prozeß doch reale Chancen auf das angestrebte Wahlziel und für die FPÖ brachten derartige Untersuchungen wie für die ÖVP wenig Erfreuliches, denn nur 11,5 Prozent statt der gewünschten 12,5 Prozent sind derzeit bereit, den Freiheitlichen ihre Stimme zu geben. Dieser Existenzkampf der FPÖ (Landesrat Leitner: „Es geht nicht nur um die FPÖ-Salzburg, es geht um die gesamtösterreichische Partei.“) führte dazu, daß man von der Landesparteizentrale der Freiheitlichen einen Einsatz für die nächsten Wochen programmierte, der alles bisher Dagewesene übertreffen soll. Obwohl die ÖVP in der jüngsten Sonderausgabe ihrer sonst nur noch wöchentlich erscheinenden Parteizeitung, der „Salzburger Volkszeitung“, einen neuen Stil der ÖVP-Wahlveranstaltungen feststellte, bei der sachliche Information statt billiger Polemik angepriesen wird, stellten Werbefachleute eher eine gewisse Einfallslosigkeit bei der Werbung aller drei Parteien fest. Obwohl sich Studentendemonstrationen und revolutionäre Jugend in der Salzachmetropole bisher eher in provinziellen Grenzen gehalten haben, bemüht man sich jedoch bei allen drei Parteien, der Jugend den Hof zu machen. ÖVP, SPÖ und FPÖ machen sich einander nicht nur den Ruf streitig, schon immer für eine Herabsetzung des Wahlalters gewesen zu sein, sondern man versucht auch, bisher eher unbekannte Persönlichkeiten, die die 30 noch kaum erreicht haben, in das Team der chancenreichen Listenplätze einzusetzen.

Uber eines ist man sich allerdings in allen Parteien klar: Die Spitzenkandidaten werden schließlich trotz Jugendunterstützung und trotz auswärtiger prominenter Politiker die Schlußentscheidung selbst erbringen müssen. Für die SPÖ hat sich hier sogar der Besuch eines auswärtigen Spitzenpolitikers, des burgenländischen Landeshauptmannes Kery, eher negativ ausgewirkt, denn nur wenige Tage, bevor der burgenlän-dische Landeshauptmann den Salzburgern beweisen sollte, wie gut es einem Bundesland unter sozialistischer Führung geht, war er auf heimischer politischer Ebene schärtstens gerade gegen die Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg ins Feld gezogen. Die Finanzierungsunterstützung des Bundes für die den Salzburgern am Herzen liegende Tauernautobahn, die Beihilfe für die Tiroler Brennerautobahn und die Kosten der Unterflurtrasse in Vorarlberg hatten das Oberhaupt des östlichsten Bundeslandes so in Rage gebracht.

In der ÖVP dagegen hofft man trotz erster Trenduntersuchungen gerade auf den Spitzenkandidaten, denn Lechner führte bei einer ähnlichen Umfrage nach dem bekanntesten und beliebtesten Politiker in Salzburg eindeutig das Feld an. Bei der SPÖ lag der bekannteste Politiker an dritter Stelle in der Gesamtliste, aber dies war nicht der Spitzenkandidat, Landeshauptmannstellvertreter Steinocher, sondern der nach wie vor sehr populäre Salzburger Bürgermeister, Kommer-zialrat Alfred Bäck.

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