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Lund 1952

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Die dritte Weltkonferenz der protestantischen Kirchen in Lund 1st ein Ereignis, das weit über den Raum des Protestantismus hinaus Bedeutung besitzt; die fortschreitende Einigung der seit Jahrhunderten in viele Denominationen aufgespaltenen evangelischen Welt 1st für die ganze Christenheit in dieser Weltstunde als eine Mahnung und Ermutigung anzusehen. Zum erstenmal in der Geschichte nahmen offizielle Vertreter der Katholischen Kirche als Beobachter teil, der Berliner Katholikentag sandte ein Begrüßungschreiben. Im folgenden berichtet der offizielle Delegierte der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich für Lund über die Tagung. Die „Österreichische Furche“

Dom und Universität von Lund waren die beiden Orte, an denen sich vierzehn Tage hindurch (15. bis 28. August 1952) das beben der dritten Weltkonferenz für Glaube und Kirchenverfassung abgespielt hat. 250 Delegierte aus 112 Kirchen und 43 Ländern berieten unter dem Vorsitz des Primas der Lutherischen Kirche Schwedens, des Erzbischofs von Upsala, Dr. ßrilioth, über drei grundlegende Themen:. „Das Wesen der Kirche“, „Die Formen des Gottesdienstes“ und „Die Interkommunion". Während der Vorbereitungsarbeit war ein viertes Thema immer dringlicher geworden, dessen Behandlung aber nicht einer besonderen Sektion zugeteilt war, sondern das in allen drei genannten Kommissionen stets berücksichtigt werden sollte: „Die Bedeutung sozialer und kultureller Faktoren für die Kirchenspaltung."

War die erste Konferenz dieser Art in Lausanne 1927 noch ein Wagnis, weil es hieß: „Der Dienst, das praktische Christentum einigt, aber die Lehre, das dogmatische Christentum, trennt", so haben die Konferenzen von Edinburgh 1937 und die jetzt stattgefundene bewiesen, daß eine wirkliche und echte Einigung nur auf dem Boden der christlichen Wahrheit möglich ist. Auch die Ökumene der Agape, der gegenseitigen Bruderschaft und der Zusammenarbeit im Dienste an der Welt, steht nur dann auf festem Boden, wenn sie auf der Ökumene des Glaubens, der sakramentalen Kommu

nion und der Kirchenordnung gegründet ist. In allen Beratungen von Lund wurde mehr denn je das Wort Christi aus dem Hohenpriesterlichen Gebet (Joh. 17) in seinem ganzen Ernst. lebendig, daß das Zeugnis der Jünger Christi nur dann in der Welt glaubwürdig sei, wenn es von der einen Kirche ausgehe.

Die großen Vorträge am Beginn der Konferenz waren von dem Geist einer bedeutsamen ökumenischen Dynamik erfüllt. Das gilt insbesondere von den Vorträgen, die der Generalsekretär des ökumenischen Rates der Kirchen, Dr. Visser 't Hooft, Genf, die Sekretäre der oben genannten Konferenz Dr. Hodgson, Oxford, und Tomkins, London, sowie Professor Schiink, - Heidelberg, gehalten haben. Der letztere sprach unter dem Titel - „Das wandernde Gottesvolk" über die Bedeutung des eschatologi- schen Zeugnisses des Neuen Testaments für die ökumenische Bewegung. Dieses Zeugnis ruft die Kirchen auf, ihren Blick radikal von der Vergangenheit loszureißen, nicht im konfessionellen Pharisäismus der Gegenwart zu verharren, sondern den Blick nach vorwärts zu richten auf den wiederkommenden Herrn, dem die Kirche als sein Gottesvolk entgegenwandert. Die Zeit der vergleichenden interkonfessionellen Kirchenkunde im Sinne einer statistischen Methode innerhalb der ökumenischen Gespräche muß überwunden werden. Die Zeichen, die Gott in der Gegenwart durch seine Ge-

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