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M0SCHE DAYAN / LOWE VON SINAI

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„Mir wird eine schwere Last aufgebürdet.“ Mit diesen Worten übernahm Mosche Dayan das Amt des Verteidigungsministers im israelischen Kriegskabinett, das ihm Premierminister Eschkol unter dem Druck der öffentlichen Meinung unmittelbar vor Kriegsausbruch anvertraut hatte.

Seit seinem ersten triumphalen Sieg über die Truppen Nassers vom Heer und von der Bevölkerung zum „Löwen von Sinai“ befördert, genießt Mosche Dayan unter den Israelis ungeheure Popularität. Die jetzige Wiederholung der militärischen Erfolge des Jahres 1956, die für europäische Begriffe geradezu unfaßbaren Eßitzsiege der israelischen Armee haben diesen beinahe legendären Ruf nur noch gefestigt. Von den vielen Gerüchten über die militärische Schulung Dayans scheint zumindest eines erwiesen: der „Held von Sinai“ hat eingehend die Strategie eines Rommel und eines Montgommery studiert und dabei gelernt, wie der Feind in der Wüste zu bekämpfen ist.

Mosche Dayan gehört Zur ersten Generation der Sabres, zu jener Generation, die von Kindheit auf gelernt hat, ihr Land in dauernden Kämpfen gegen die Nachbarn zu verteidigen. Im ersten jüdischen Kibbuz, Degania, 1915 als Sohn eines Ukrainers geboren (wie sich inzwischen entgegen anderslautenden Gerüchten herausstellte), schloß er sich schon mit zwölf Jahren der Wächtertruppe an, die das Kibbuz gegen arabische Übergriffe schützte. Später meldete er sich als Freiwilliger zu den Truppen der britischen Mandatsherren, wurde jedoch 1939 von den Briten in der Festung Akkon festgehalten, da er seinen Landsleuten offenbar zu gute Kampfmethoden beibrachte. 1941 wieder freigelassen, ubernahm er das Kommando einer Sturmtruppe, die die Engländer gegen die in Syrien stationierten französischen Truppen einsetzte. Bei einem der Kämpfe verlor Dayan sein linkes Auge.

Nach dem Dienst bei den britischen Truppen leitete er die Organisation des Agenten- und Partisaneneinsatzes der „Haga-nah“, der jüdischen Selbstwehrorganisation. Im Befreiungskrieg 1948149 war er als Brigadekommandant für die Verteidigung Jerusalems verantwortlich und eroberte die Wüste Negev. Nach führender Beteiligung an den

Waffenstillstandsverhandlungen mit den arabischen Staaten auf Rhodos wurde er von Ben Gurion nach England geschickt, wo er an der Senior Officefs' School eine vollkommene Generalstabsausbildung erhielt. Nach seiner Rückkehr zum General und Staabschef der Zahu\l, der „Wehrmacht zur Verteidigung Israels“, ernannt, baute er die israelische Armee auf, die unter seiner Leitung zur schlagkräftigsten des Nahen Ostens wurde.

Ben Gurion, sein Freund und Förderer, berief ihn 1959 als Landwirtschaftsminister in sein Kabinett. Als der erste Ministerpräsident des Staates Isreal sein Amt an Eschkol abtrat und eine neue Partei, die Rafi-Partei, gründete, trat auch Dayan aus der Regierung aus und schloß sich der neuen Partei Ben Gurions an. Bis zu seiner Berufung ins Kriegskabinett betätigte er sich als Direktor einer Fischereigenossenschaft am Roten Meer, war einige Wochen Kriegsberichterstatter in Vietnam und frönte nebenbei einem alten Hobby: der Archäologie. Die militärische Ader ging in der Familie nicht ganz verloren — seine Tochter kam durch ihren Roman „Ich schlafe mit meinem Gewehr“ zu literarischem Ruhm.

Nach seinem ersten Sieg auf Sinai meinte Dayan: „Was zählt, ist nicht das eroberte Terrain, denn Eroberungen können immer wieder in Frage gestellt werden. Es sind auch nicht die zerstörten Waffen, denn Arsenale können immer wieder aufgebaut werden — wichtig ist die Lehre, die wir unseren Feinden erteilt haben.“ 1956 hat Nasser diese Lehre offenbar nicht verstanden. 1967 ist die Lehre noch deutlicher ausgefallen. Wird sie genügen, um einen echten Frieden der arabischen Völker mit Israel zu ermöglichen? — er.

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