Mehr Geld bedeutet nicht bessere Bildung

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Selbst für eine Studentenvertretung ist es zu wenig, teure Forderungen aufzustellen, ohne diese auf Zieleffizienz und Finanzierbarkeit hin zu überprüfen.

Dass ich die Forderungen des Bildungsvolksbegehrens nicht unterschreibe, versteht sich von selbst: Zum einen halte ich nichts davon, an mich selbst als Abgeordneter ein Begehren zu richten, zum anderen kann ich mich den Forderungen inhaltlich nicht anschließen, denn diese negieren die Realität.

Wenn beispielsweise die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) ein sozial gerechtes Schüler- und Studienbeihilfensystem fordert, setzt sie voraus, dass das derzeitige System ungerecht ist. Ein Vorwurf der nicht zuletzt durch die kürzlich erfolgte Reform vollkommen aus der Luft gegriffen ist. Darüber hinaus zeigt die Zahl der Anträge auf Studienbeihilfe, dass sehr viele Studentinnen und Studenten gar keine finanzielle Notwendigkeit nach Studiengebühren verspüren. Vielleicht wäre es von der Hochschülerschaft klüger, ihre Ressourcen in die Information der Studenten zu investieren als alle Energie der Vorbereitung und Durchführung des Bildungsvolksbegehrens zu widmen. Doch letztlich müssen die davon betroffenen Studenten im Rahmen der Hochschülerschaftswahlen über diese Schwerpunktsetzung entscheiden.

Ein weiteres Beispiel: Wenn die Hochschülerschaft das Recht auf schulische Berufsausbildung einfordert, negiert sie, dass gerade die duale Ausbildung ein wesentlicher und erfolgreicher Bestandteil unseres Bildungssystems ist. Die europaweit niedrigste Jugendarbeitslosigkeit Österreichs beweist, dass die duale Ausbildung den Übergang von der Schule in die Berufswelt besser gestaltet als andere Systeme. Oder will die Hochschülerschaft vielleicht allen Ernstes behaupten, dass dieser Erfolg nicht wegen sondern trotz der dualen Ausbildung zustande kam?

Aber auch der pauschalen Forderung nach einer Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen ist nicht zuzustimmen. Immer wieder wird versucht einen einfachen Zusammenhang zwischen der Klassengröße und schulischen Leistungen herzustellen. Doch dieser Zusammenhang existiert nicht! Mag er für Fremdsprachen noch gelten, so ist die individuelle Leistung einer Schülerin oder eines Schülers in den meisten Fächern nicht durch die Größe der Klasse zu erklären. Internationale Studien wie beispielsweise die "Third International Maths and Science Study" bestätigen dies.

Zuletzt die Forderung nach Abschaffung der Studiengebühren und dem unentgeltlichen Zugang zu Österreichs Bildung. Die Hochschülerschaft versucht mit dieser Forderung immer wieder zu unterstellen, dass es in Österreich lediglich einer vermögenden Oberschicht möglich sei, ihre Kinder auf die Universitäten zu schicken. Ein freier Hochschulzugang, so die Argumentation der Studentenvertreter, würde auch Studenten aus Familien mit geringerem Einkommen zulassen. Doch zwei Fakten widerlegen dieses Argument: Erstens stieg der Anteil der Studierenden aus Familien mit geringerem Einkommen auch durch die 1972 erfolgte Abschaffung der Studiengebühren in den folgenden Jahren nicht an. Zweitens wurden im Zuge der Einführung der Studiengebühren die Studienbeihilfen in Summe um eine halbe Milliarde Schilling erhöht. Daher muss in Österreich niemand aufgrund von finanziellen Gründen auf ein Studium verzichten.

In aller Kürze sind dies die Argumente, warum ich das Bildungsvolksbegehren nicht unterschreiben werde. Selbst für eine Studentenvertretung ist es meines Erachtens zu wenig, teure Forderungen aufzustellen, ohne diese auf ihre Zieleffizienz und Finanzierbarkeit hin zu überprüfen. Denn wenn es auch verführerisch ist, das Geld der Steuerzahler großzügig auszugeben, so sollte doch damit ein Mehr an Bildungsqualität verbunden zu sein. Die einfache Gleichung "Mehr Geld ist bessere Bildung" stimmt aber in keinem Fall!

Der Autor ist Nationalratabgeordneter und ÖVP-Bildungssprecher.

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