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Meilenstein Uppsala

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Die Gegenwart einer ganz beachtlichen Anzahl von Vertretern der römisch-katholischen Kirche bei der Vierten Vollversammlung des ökumenischen Rates der Kirchen in Uppsala verlieh der Konferenz eine durchaus erfreuliche Note. Es scheint wirklich nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die römisch-katholische Kirche Gliedkirche des ökumenischen Rates der Kirchen wird. Prominente Persönlichkeiten, die noch vor kurzem einen solchen Schritt als absurd abgelehnt hatten, beginnen umzudenken. Die Anwesenheit von 15 Beob- echterdelegierten und einer erfreulichen Anzahl offizieller Gäste aus der römisch-katholischen Kirche wurde ganz allgemein sehr beachtet. In der Auswahl fühlte sich die holländische römisch-katholische Kirche trotz der Anwesenheit von Msgr. Willebrands vom Sekretariat für die Einheit durch Rom übergangen. Sie stellten deshalb von sich aus einen zusätzlichen Delegierten. Augenfällig war aber vor allem die sehr große Zahl von römisch-katholischen Presseberichterstattern, darunter hervorragende theologische Fachleute.

Wenn man bedenkt, daß eine römisch-katholische Teilnahme an der Vollversammlung des ökumenischen Rates von 1954 in Evanston bei Strafe der Exkommunikation verboten war, zeigt sich der immense Wandel, der vor allem durch das Zweite Vatikanische Konzil und durch die Person Johannes XXIII. ausgelöst worden ist. Dieser Wandel wurde als das „überragende Ereignis“ der letzten sieben Jahre gewürdigt. Man vergißt gewöhnlich allzurasch, daß kein geringerer als Karl Barth bei der Gründung des ökumenischen Rates der Kirchen 1948 mit einer gewissen Erleichterung das Fehlen der römisch-katholischen Kirche festgestellt hatte: „Wir fragten nach dem Reich und dem Werk Gottes. Sie (die anfälligen Vertreter Roms) aber hätten uns nur zu verstehen gegeben, daß dies bedeute: Wir hätten uns zu dem Menschenreich und Menschenwerk Ihrer Kirche zu bekehren Ihre Abwesenheit erspart uns ein Ärgernis und eine Versuchung.“ Wie haben sich beide Seiten gewandelt! Immerhin darf vermerkt werden, daß schon 1948 die römisch-katholischen Bischöfe Hollands die Gläubigen zur Fürbitte aufgerufen hatten.

Die gemischte Arbeitsgruppe zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem ökumenischen Rat hat zu einer wesentlichen Annäherung geführt. Hatte man sich vor S Jahren noch gefragt, ob Zusammenarbeit überhaupt ins Auge gefaßt werden könne, so besteht heute das Problem darin, wie die Fülle von gemeinsamen Aufgaben überhaupt gelöst werden kann. Die gegenwärtige Form der Beziehungen in der Gemeinsamen Arbeitsgruppe scheint zum Teil bereits überholt. Die Mitarbeit der römisch-katholischen Kirche muß über die Arbeitsgruppe hinaus verpflichtender werden. Vor allem auf dem Gebiet karitativen Wirkens kann eine weitgehende Koordinierung erreicht werden. Ein schönes Zeugnis gibt der alarmierende Bericht der Beiruter Konfe-

renz für weltweie Zusammenarbeit in Entwicklungsfragen vom 21. bis 27. April 1968. Die neue Betonung des Gesellschaftlichen, Wirtschaftlichen und Politischen innerhalb des ökumenischen Rates geschieht im Sinne einer Erneuerung der ältesten Wahrheiten des christlichen Glaubens, wobei man sich finden kann. Eine allmähliche Entwicklung gemeinsamer theologischer Erkenntnis scheint nicht ausgeschlossen.

Obschon die römisch-katholische Kirche noch nicht Mitgliedkirche des ökumenischen Rates der Kirchen, ist, wurden 9 römisch-katholische Theologen in die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung gewählt. Damit ist diese Kirche zum erstenmal nach verschiedenen gescheiterten Vorstößen durch den ökumenischen Rat in einer Kommission dieses Rates offiziell vertreten. Dies ist deshalb möglich, weil die Kommission in ihrer Verfassung ausdrücklich die Aufnahme von Repräsentanten aus Nichtmitgliedkirchen vorsieht, wovon nicht nur die römisch-katholische Kirche profitiert. Unter den Gewählten befindet sich Joseph Ratzinger (Tübingen).

Ein Dominikaner hielt eine Abendandacht. Barbara Ward (Lady Jackson) referierte temperamentvoll über reiche und arme Nationen. Besondere Aufmerksamkeit erzielte die 49jährige Schwester Mary Corita, bekannt als „fröhliche Revolutionärin“, die als Leiterin der Kunstabteilung eines College in Los Angeles eine große Anzahl ihrer Werke schenkte. Es handelt sich um „Pop- Art“: Malerei auf mannshohen Kartons in grellen Farben. Alles zielt dahin, mit Mitteln von Kontrastfarben und einer abstrakten Symbolik dem geschriebenen Wort eine neue, echte Wirkung zu verleihen.

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