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München wird ganz anders

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Die Vorbereitungen für die 1972 in München und Kiel stattfindenden nächsten Olympischen Spiele haben inzwischen einen Stand erreicht, der unter Berücksichtigung noch möglicher Veränderungen eine gewisse Bilanz zuläßt. Insgesamt kann man schon heute feststellen, daß die Veranstaltungen von den 1968 in Mexiko gemachten Erfahrungen sehr proftie-ren werden. Die Spiele von Mexiko haben für die architektonische Gestaltung, die sportliche Funktionsgerechtigkeit und die Ausstattung der Sportanlagen Maßstäbe gesetzt, an denen auch die deutschen Planer für 1972 nicht vorübergehen können. Der Kerngedanke der Vorbereitungen für München und Kiel — in der Kieler Bucht finden die Segelwettbewerbe statt —, der die wichtigsten Spartstätten und das Olympische Dorf in einer einzigen, der Olympischen Idee auch der Gestaltung nach gewidmeten Anlage konzentriert, bietet nach den. Erfahrungen von Mexiko eine einmalige Chance. Von den bereits getroffenen Entscheidungen dürfte die* Uberdeckung der Sportstätten auf dem Münchener Oberwiesenfeld durch ein unterstütztes, seilverspanntes „Hängedach“ — von der Öffentlichkeit als „Zeltdach“ bezeichnet — wohl die bedeutungsvollste sein. Die Projekte für Stadion, Schwimmhalle und Sporthalle wurden bereits genehmigt. Die zentrale Hochschulsportanlage Münchens wird das Deutsche Olympiazentrum des Hörfunks und des Fernsehens sowie Trainingsmögliehkeiten für Wettkampfteilnehmer aufnehmen. Nach den Erfahrungen der Olympiade in Mexiko soll dem erhöhten Bedarf an Wettkampfstätten für Hallensportarten Rechnung getragen werden. Um die für die Olympischen Spiele 1972 zu erwartenden Besucher möglichst schnell und bequem an die Stätten der Spiele zu bringen, geht die Verkehrsplanung davon aus, daß den schienengebundenen Massenverkehrsmitteln der Vorrang vor dem Individualverkehr zukommt. Die U-Bahn-Olympialinie befindet sich mit allen Teilstrecken im Bau, der gut vorangeht. Angelaufen und zum Teil schon fortgeschritten sind die Straßenbaumaßnahmen, die der Erschließung des Oberwiesenfeldes dienen. Die für die Olympischen Spiele in München gebrauchte Summe wird auf etwa 787 Millionen D-Mark (etwa 196 Millionen US-Dollar) veranschlagt. Für die Sportanlagen außerhalb des Oberwiesenfeldes werden 63 Millionen D-Mark aufgebracht werden müssen. Der Bau der U-Bahn-Olympialinie wird etwa 158,3 Millionen D-Mark, der übrigen Verkehrsmittel rund 19,2 Millionen D-Mark und der Ausbau des Straßennetzes 73,7 Millionen D-Mark kosten.

Die Olympischen Segelwettbewerbe 1972 finden in der Kieler Bucht statt. Auch hier werden Sportanlagen und Olympisches Dorf in einem Olympiazentrum zusammengefaßt. Der vorliegende Entwurf trennt den Sportbetrieb, den Besucherbereich und die Wohnanlage auf drei Ebenen voneinander; die Aufgliederung gestattet es, die Besucher an den Sportbetrieb heranzuführen, ohne ihn zu stören. An Sportanlagen außerhalb des Olympiazentrums sollen der Olympiahafen Kiel und einige andere Segelhäfen im Bereich der Kieler Förde ausgebaut werden, um die mehr als 1000 zu erwartenden Besucherboote unterzubringen. Für die Anlagen zu den Segelwettbewerben sind 48,8 Millionen D-Mark vorgesehen. Davon entfallen auf die Sportanlagen im Bereich des Olympiazentrums Kiel-Schilksee 37 Millionen D-Mark und für Einrichtungen außerhalb des Zentrums 6,1 Millionen D-Mark. Zur Entlastung der Investitionskosten wird unter anderem eine Olympialotterie veranstaltet. Sie erbrachte bis zum 31. Dezember 1968 46,160.702 D-Mark. Nach diesem Zwischenergebnis wird befürchtet, daß die Gesamteinnahmen nur etwa 200 bis 220 Millionen D-Mark betragen werden. Da man jedoch mit 250 Millionen D-Mark gerechnet hat, soll die Lotterie intensiviert werden. Aus dem Verkauf der Olympiagedenkmünze war ein Betrag von etwa 70 Millionen D-Mark eingesetzt. Bei den Olympischen Spielen in Mexiko wurden aber mehr als 30 Millionen Olympiamünzen abgesetzt. Auf die deutschen Verhältisse bezogen, würde eine wesentlich erhöhte Ausgabezahl den Münzengewinn auf etwa 150 Millionen D-Mark erhöhen. Mit der Ausgabe der ersten Olympiamünae, die auf der Bildseite das Emblem der Olympischen Spiele zeigt, wird für den kommenden Sommer gerechnet. Die Gesamtrechnung im Investitionsbereich ergibt — ohne daß bereits abschließende Endzahlen aufgestellt werden konnten — einen Gesamtbetrag von 863 Mülionen D-Mark. Er besteht unter anderem aus den Kosten für die Unterbringung der Sportstätten (13,54 Millionen D-Mark), für die Durchführung der Wettkämpfe einschließlich des Olympischen Zeremoniells (6,88 Millionen D-Mark) und für das Pressehotel sowie das Pressezenitrum (10,23 Millionen D-Mark). Theater, Konzerte und andere Kulturveranstaltungen im Rahmen der Olympischen Spiele bedenkt der Voranschlag mit 15,18 Millionen D-Mark — nicht ganz so hoch ist der Betrag, der für Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Presse und Technische Einrichtungen mit 17,03 Millionen D-Mark eingeplant ist. Für die Betreuung der Gäste einschließlich der Vermittlung angemessener Unterkünfte sind 2,21 Millionen D-Mark vorgesehen. In diesem Betrag sind auch 1,20 Millionen D-Mark für das „Protokoll“ enthalten. Dem Olympischen Segelwettbewerb in Kiel stehen insgesamt 6.94 Millionen D-Mark zur Verfügung.

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