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Nachkriegs-Massenmorde unter Marschall Titos Duldung

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Im serbischen 'Teil Rosniens behindern die Soldaten des Radko Mla-dic und Zivilisten die Nachforschungen der UN-Reauftragten nach den Opfern der ethnischen Säuberungen. Verheimlicht werden können sie nicht mehr.

Über dem, was in der Nachkriegszeit geschah, über den Opfern des Terrors der Titopartisanen gegenüber allen, die in irgendeiner Form mit den deutschen oder ungarischen Resatzern zusammengearbeitet hatten und daher als Verräter galten, lag ein halbes Jahrhundert lang der Mantel des Schweigens, weil sich zu viele Regierungen des Westens nicht die Freundschaft des 'Titoregimes verscherzen wollten - und weil die Opfer eben „Faschisten" waren, was immer man darunter verstehen mochte. Wohl hatte das deutsche Rundesministerium für Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte schon 1961 eine mehrbändige Dokumentation über die Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa herausgebracht, deren fünfter Rand Jugoslawien gewidmet war.

Wohl hatte Mlovan Djilas 1977 in seinem „Krieg der Partisanen" mit relativ wenig Distanz von den Racheaktionen berichtet und auch zu erkennen gegeben, wen er für dafür verantwortlich hielt: Marschall Tito selbst, Alexander Rankovic und Mo-sche Pijade.

Aber erst jetzt liegt die Dokumentation der Donauschwäbischen Kulturstiftung komplett vor, „Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien", die im letzterschienenen Rand III nach einem detaillierten Überblick über die Geschichte der Donauschwaben in mehr als 200 Jahren die Erschießungsaktionen, die Vernichtungslager und die Kinderschicksale zwischen 1944 und 1948 aufrollt.

Nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch deutscher 'Truppen in Jugoslawien im März 1941 und dem Zerfall des Staates gab es schon im Juli erste Überfälle von Freischärlern auf deutsche Soldaten. Weit überzogene Repressionsmaßnahmen verstärkten den Widerstand, statt ihn zu brechen. Im Winter 1941/42 zählten die Aufständischen gegen 8.000 Gefallene und 20.000 Exekutionsopfer.

Aber schon zu dieser Zeit waren sich königstreue Tschetniks und kommunistische Partisanen einig, daß nach dem Krieg das Land von Minderheiten „gesäubert" werden sollte - in erster Linie von den Volksdeutschen. Wie das dann zwischen Oktober 1944 und 1948 ablief, erzählen hier Dutzende von Erlebnis-und Augenzeugenberichten.

Die seit 1992 erschienenen Rande enthalten unter anderem Erlebnisberichte und die namentliche Dokumentation der Todesopfer - soweit eine solche überhaupt möglich war. Für den nicht unmittelbar beteiligten, aber historisch interessierten Leser ist der nun erschienene dritte Rand schon wegen seiner umfangreichen und doch nicht überladenen geschichtlichen Einführung und der emotionslosen Darstellung besonders zu empfehlen.

LEIDENSWEG DER DEUTSCHEN IM KOMMUNISTISCHEN JUGOSLAWIEN

Band III Erschießungen, Vernich-K lungslager, Kinderschicksale in der Zeit von 1944 bis 1948 der Donauschwäbischen Kultursliftung, MünchenlSindelfingen 1995. 991 Seilen, geb., öS 420,-

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