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Notizen

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Am 28. Dezember beging der Schweizer Völkerrechtslehrer Max II u b e r, eine Persönlichkeit, die in vielem, nicht nur im Range der Wissenschaft, an den großen österreichischen Völkerrechtler Heinrich Lammasch gemahnt, seinen 75. Geburtstag. Ein Leitaufsatz, den das „Luzerner Vaterland“ dem eidgenössischen Gelehrten widmet, erinnert an dessen bedeutsame Erkenntniswege:

„Seine Altersmuße hat Huber benützt, um seine zahlreichen Kleinen Schriften und Reden zusammenzufassen und in drei Bänden neu herauszugeben. „Heimat und Tradition“, „Glaube und Kirche“, „Gesellschaft und Humanität“ — unter diesen Leitmotiven hat er diese Schriften zusammengefaßt (Atlantis-Verlag, Zürich). Durch alle diese Bände zieht sich das Ringen des Verfassers mit den Problemen der Verantwortung des Christen im politischen und sozialen Leben. Huber war sich immer bewußt, daß sich eine Verfassung auf die Dauer nur bewähren kann, wenn dem Maß politischer Freiheit und politischen Einflusses ein gleiches moralisches Verantwortungsbewußtsein entspricht. Das Bekenntnis Hubers in seinem Bande „Glaube und Kirche“ ist höchst bemerkenswert, daß lange Zeit das Machtprinzip seine Rechts- und Staatsvorstellung beherrscht habe. Erst während des ersten Weltkrieges begann er den Trug einer auf Macht gegründeten Rechtsordnung zu erkennen und zu fühlen, daß der Dämonie der Macht nur ein geistiges Prinzip entgegengesetzt werden könne. In der Muße einer langen Krankheit fand er dann in der Bibel die Lösung auch der staatlichen und politischen Probleme. Er fand bei der Darstellung dieses Bekenntnisses ergreifende Worte über den Sinn des Kreuzes im Leben des Christen. Die bloßen soziologischen und sozialen Theorien, in denen er früher Halt suchte, glitten ihm wie Sand unter den Füßen weg. Erst in der Verantwortung vor Gott erkannte er nun den Sinn der Geschichte, die mehr ist als ein bloßer biologischer oder soziologischer Vorgang, sondern die Erfüllung eines göttlichen Willens. Diese neue Sicht des Gemeinschaftslebens führte ihn zu einer klaren Ablehnung des Rechtspositivismus und zu einer neuen Anerkennung des Verhältnisses von Autorität und Freiheit.“

Derzeit werden in Wien mit Hilfe des Marshall-Plans insgesamt 4 0 5 0 Wohnungen, von denen bisher schon rund 1500 Arbeiterwohnungen fertiggestellt sind, entstehen. Das Baumaterial stammt in der Hauptsache aus dem Inland. Außerdem wurden bisher aus dem österreichischen Sonderkonto 47 Millionen Schilling für den Bau von Arbeiterwohnbauten in Industriegebieten freigegeben.

Die Studienkommission des katholischen Flüchtlingsbeirates in Deutschland veröffentlicht eine Reihe vcn aufschlußreichen Daten über das Ausmaß der Lasten, die durch das Flüchtlingselend der deutschen Bundesrepublik verursacht werden. Man rechnet dort mit 10 Millionen Heimatvertriebenen und einem Aufwand von bisher fast 4 Milliarden D-Mark direkter Flüchtlingskosten. Der westdeutsche Wohnungsbedarf beträgt 5 Millionen Wohnungen, davon 1,8 bis 2 Millionen Flüchtlingswohnungen. Letztere erfordern 16,5 Milliarden D-Mark, zuzüglich 3,5 Milliarden für die notwendigste Einrichtung. 2,1 Millionen Heimatvertriebene waren in der Land- und Forstwirtschaft tätig, davon 250.000 Familien mit rund 750.000 Personen als selbständige Bauern, die übrigen als Landarbeiter und Landhandwerker. Durch Landanfall aus verschiedenen Quellen in Höhe von 730.000 Hektar hofft man 63.000 Vollbauernstellen zu 10 Hektar, 14.500 Kleinbauernstellen zu 5 Hektar, 3000 Gärtnerstellen zu 2,5 Hektar, 10.000 Landarbeiterstellen zu 1 Hektar und 10.000 Nebenerwerbstellen zu 0,5 Hektar zu schaffen. Dadurch würden 100.000 Familien mit 300.000 Mensche“ produktiv eingegliedert. Kostenvoranschlag 2,7 Milliarden D-Mark. Der Gesamtaufwand für die Eingliederung aller Flüchtlinge wird mit 27,7 Milliarden D-Mark angegeben.

Die Biennale von V e n e d i g stellt für ihre 1950 stattfindende 25. Ausstellung wieder Preise in Wettbewerb: zwei jeweils in der Höhe von einer Million Lire für einen ausländischen beziehungsweise italienischen Maler sowie weitere zwei in demselben Betrag von je einer Million Lire für einen fremdländischen und für einen italienischen Bildhauer. Die ersteren Preise sind zum Teil von der Regierung, die zweiten von der Gemeinde Venedig gestiftet. Außerdem setzt der Präsident der Biennale zwei Preise zu je 200.000 Lire für einen ausländischen und für einen inländischen Radierer aus.

Die katholische Erlöserkirche in Fiume ist durch eine kommunistische Fachabteilung am 4. November gesprengt worden. Die Kirche war 1943, also noch unter italienischer Herrschaft, errichtet worden; das genügte, daß sie als „faschistisches“ Denkmal galt.

In Prag haben die kommunistischen Machthaber in den letzten Wochen mehrere von geistlichen Orden betreute caritative Häuser und Einrichtungen aufgelassen. Diese Maßnahmen werden als Beginn einer größeren Aktion angesehen, die die A u s t i 1 g u n g der gesamten Caritas in der CSR zum Ziel hat. In Prag wurde davon zunächst das Kloster der Grauen Schwestern betroffen, die ihr Haus in der Bartholomäusgasse räumen mußten. Auch ein von Dominikanerinnen betreutes Krüppelheim wurde vom Staat beschlagnahmt. Gleichzeitig hat die Regierung die Schließung sämtlicher Heime und Anstalten angeordnet, die dem bekannten St.-Vinzenz-Institut unterstehen. Dies hat zu ganz besonderen Härten geführt: In Smecna zum Beispiel mußte ein Heim, das 300 Krüppeln Obdach und Pflege bot, geräumt werden, um einer Erholungsstätte für Bergarbeiter Platz zu machen. Man wird durch diese Vorgänge lebhaft an die Methoden der Nationalsozialisten erinnert, die auch die „Ausmerzung der Lebensuntüchtigen zugunsten der Volksgemeinschaft“ zum Ziele hatten.

An der Universität von Kalifornien wurde ein neuer Windkanal für die Erforschung der Luftverhä1tnisse in Höhen von 80 bis 100 km erbaut. Der eigentliche Kanal — das Kernstück der Anlage — hat einen Durchmesser von ungefähr 30 cm. Statt Luft wird reiner Stickstoff verwendet, der bei dem niedrigen Druck, der in der Kammer herrscht, zum Leuchten angeregt wird, so daß die Strömung sichtbar gemacht werden kann. Man hofft, mit Hilfe des neuen Windkanals verschiedene Probleme der Raumfahrt und des Langstreckenfluges zu lösen.

Neue Ausstellungen

Neue Galerie, Grünangergasse 1: Gerhild Diesner — Paul Flora. Ab 14. Jänner: „Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen.“ (

Volksbildungshaus, Stöbergasse 11—15: „Beispiele aus der Wiener Stadtplanung“ (9—12, 14—17).

Theater in der Josefstadt, Sträußel-Säle: Franz Hrastnik: „Gemälde und Graphik aus Amerika“. Nur für Theaterbesucher.

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