6569385-1950_12_16.jpg
Digital In Arbeit

Notizen

Werbung
Werbung
Werbung

Der „österreichischen Furche“ war es möglich, ihre Leser bereits vor einiger Zeit über die päpstliche Bulle, welche die E r-nennung Prof. Dr. Franz Jachyms zum Erzbischof-Koadjutor zum Inhalt hat, in Kenntnis zu setzen. Wie das erzbischöfliche Sekretariat bekanntgibt, hat Dr. Jachym am 8. März seine Ernennungsbulle dem Kardinal und Erzbischof von Wien, Dr. Theodor In-nitzer, vorgelegt und damit nach kirchlichem Recht sein Amt angetreten. Die Urkunde spricht davon, daß es einem alten Brauch in der Kirche entspreche, dem regierenden Bischof eines großen Amtsbereiches zur Unterstützung bei den eigentlich bischöflichen und oberhirtlichen Aufgaben einen Titularbischof beizugeben. Die Bisdiofsweihe wird aller Voraussicht nach am Ostersonntag im Dom von St. Stephan stattfinden.

Zu der Glosse in Nummer 10 der „Furche“ über das Klassenlesestoffverbot des „Gehörnten Siegfried“ ersucht uns der Stadtschulrat für Wien um die Feststellung, daß der Erlaß vom 21. Dezember 1949, ZI. 1-15.501/49, der das inkriminierte Verbot ausspricht, auf zwei Erlässe des Bundesministeriums für Unterricht zurückgeht. In diesem wurde festgelegt, daß nur solche „Schulbücher, Jugendschriften und Lehrbehelfe im Unterricht verwendet werden dürfen, deren Approbation durch das Bundesministerium für Unterricht nach dem 1. Mai 1 9 45 erfolgt ist“. Da die genannten Schriften vom „Erziehungsdirektorium der alliierten Kommission für Österreich nicht genehmigt wurden und daher auch keine Approbation durch das Bundesministerium für Unterricht erfolgen konnte, ist die Angelegenheit der Einflußnahme des Stadtschulrates für Wien entzogen.

Professor Oswald von Nell-Breu-n i n g S. J., einer der führenden katholischen Soziologen der Gegenwert, wurde am 8. März 60 Jahre alt. Geboren zu Trier, trat er in die Gesellschaft Jesu und erhielt 1921 die Priesterweihe. Seit 1927 wirkt er als Professor an der philosophisch-theologischen Hochschule Frankfurt am Main-St. Georgen. Im Verein mit seinem Ordensbruder Gustav Gundlach, Professor an der Gregorianischen Universität in

Rom, ist sein Lebenswerk der Ausbau des von Heinrich Pesch begründeten, au: dem Gedanken der sittlichen Gemeinschaft und der sozialen Gerechtigkeit aufgebauten sozialphilosophischen Systems des Solidarismus. P. v. Nell-Breuning wurde der bedeutendste Kommentator des päpstlichen Weltrundschreibens „Quadragesimo anno“ von 1931, Er ist der unermüdliche Verfechter einer Freiheit und Bindung im rechten Maß sichernden berufsständischen Ordnung, der staatlichen Subsidiarität und des Rechts der gesellschaftlichen Gruppen. Die Stärke P. v. Neil-Breunings liegt darin, daß er mit einer überaus soliden theoretischen Grundlage eine gründliche Kenntnis der tatsächlichen Wirtschaft und Gesellschaft verbindet. Kaum einen sozialpolitischen oder wirtschaftlichen Bereich gibt es, wo P. v. Nell-Breuning nicht wegweisend hervortrat in Einzel- oder Sammelsdiriften, ferner in den großen katholischen Nachschlagewerken deutscher und nichtdeutscher Sprache, so zum Beispiel im Staatslexikon der Görres-Gesellschaft, in der japanischen Enzyklopädie, ebenso in der großen chinesischen Enzyklopädie, deren Drucklegung durch das politische Geschehen in China vorerst verhindert wurde. Zur Zeit ist eine der vielen Aufgaben P. v. Neil-Breunings die Herausgabe eines „Wörterbuches der Politik“, das seit 1948 im Verlag Herder, Freiburg i. Br., in Einzelheiten erscheint.

In einer Zuschrift an die elsässisdie Zeitung „Journal d'Alsace et de Lorraine“ setzt sich der Straßburgr Bischof Johann Weber erneut für die Zweisprachigkeit im Elsaß ein. Als Elsässer wie als Bischof, der die Mehrheit der Gläubigen seiner Diözese vertrete, sei er ein Anhänger einer zweisprachigen Kultur. Frankreich sei nicht ein Block, sondern ein lebendes Wesen, dessen sprachliche Differenzierung einen Teil seines Reichtums darstelle.

Eine auf zwanzig IJände zu 400 bis 500 Seiten berechnete Ausgabe der Gesammelten Werke Paul Claudels :st in Vorbereitung. Der erste Band wird neben einem Bild Claudels im Alter von 21 Jahren und dem Faksimile eines Manuskripts in erster

Linie Lyrik, darunter die frühen Verse und die „Fünf großen Oden“ enthalten. Der zweite Band wird die Gedichte der Kriegszeit und die „Feuilles de Saints“, der dritte und vierte die Werke aus der Zeit des ostasiatischen Aufenthalts umschließen.

Der spanische Historiker Enrique Bayern behauptet auf Grund neu aufgefundener Dokumente, Christoph C o 1 u m b u s 'sei auf der kleinen Insel Genua zur Welt gekommen, die im Unterlauf des Ebro durch einen Nebenarm des Flusses in der Nähe der Stadt Tortosa gebildet worden war und heute nicht mehr existiert. Lange vor der Entdeckung Amerikas soll diese Insel von einer kleinen Genueser Kolonie bewohnt gewesen sein, die ihr den Namen ihrer Heimatstadt gab.

Die Zahl der katholischen Parlamentsmitglieder Englands hat sich durch die Wahlen nicht geändert. Wieder gehören dem Unterhaus 21 Katholiken an, und zwar 16 Vertreter der Labour Party, 4 Konservative und 1 irischer Nationalist.

Der schwedische Forscher Sven Hedin, der im Februar das 85. Lebensjahr vollendete, hat jetzt die Nachricht erhalten, daß verloren geglaubte widitige Expeditionsfunde aus Schanghai nach Washington gelangt sind. Es handelt sich um 10.000 mit Schriftzeichen bedeckte Holzstäbchen aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert, die Hedin auf seinen Expeditionen in Tibet und China gesammelt hat. Sven Hedin, dem vor etwa einem Jahr durch eine Staroperation das Augenlicht zurückgegeben wurde, arbeitet an der Herausgabe seines Gesamtwerkes, das auf etwa 50 Bände veranschlagt wird; bisher sind 22 Bände erschienen.

Seit einiger Zeit ist in der Sowjetunion ein groß angelegtes Wiederaufforstungsprogramm im Gange. Gebiete, die bisher der landwirtschaftlichen Kultur verschlossen geblieben oder im Laufe der Jahrhunderte wieder verlorengegangen waren, werden neu erschlossen. In den nädisten fünfzehn Jahren soll eine Fläche von 6,1 Millionen Hektar mit Waldschutzgürteln bepflanzt werden. Insgesamt werden acht solcher Gürtel mit einer Gesamtlänge von 5320 km in nordsüdlicher Richtung angelegt, die vor allem die Sandstürme aus der Wüste Kara-Kum aufhalten sollen. Der östlichste Gürtel beginnt im Süden bei Gurjew am Ufalflufi und folgt diesem über Uralsk und Tschkalow bis zur sibirischen Taiga. Ein zweiter Schutzgürtel ist der Wolga vorgelagert und zieht sich von Kuibyschew im Norden in leicht südwestlicher Richtung zur Wolga, etwa 200 km ostwärts von Stalingrad. Südlich von Stalingrad beginnt ein weiterer Waldgürtel, der die Länder bis zum Kaukasus abriegelt, während sich der westlichste Gürtel dieses gewaltigen Systems von Pensa im Norden bis an den Donez ostwärts von Worosdiilowgrad erstreckt. Ausläufer dieses umfassenden Aufforstungsplanes folgen dem Oberlauf des Don bis gegen Woronesch und dem Lauf des Donez aufwärts bis über Charkow hinaus. Redinet man “die einzelnen Waldstreifen in ihrer Länge aneinander, so macht ihre Länge rund 100.000 km aus. Eine rationelle Wasserwirtschaft macht den großen Plan vollständig. Allein in der Ukraine sollen bis 1955 über 44.000 Teiche und Wasserbehälter angelegt werden. Die Auswirkungen dieses Projekts sind heute noch nicht abzusehen. Man rechnet in jenen Gebieten mit einer Erhöhung der Luftfeuchtigkeit um 20 bis 30% und mit einer entscheidenden Verringerung der Bodenverdunstung. Es ist möglidi, daß sich die Auswirkungen einer solchen Klimaverbesserung auf so ungeheuer großen Flächen bis- nach Mitteleuropa hinein bemerkbar machen könnten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung