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Notizen

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Am 23. Juni fand die diesjährige Haupt-und Generalversammlung der Wiener Katholischen Akademie statt, auf der Rückschau auf die reiche Arbeit der vergangenen zwei Semester gehalten, das Programm für das Arbeitsjahr 1950/51 entwickelt wurde und Prof. Dr. Alfred Verdroß-Droßberg den Festvortrag über das Thema „Recht und Friede“ hielt. Zum Abschluß überreichte der Präsident der Akademie, Abt Dr. Hermann Peichl, den neuernannten Mitgliedern ihre Dekrete. Zu ordentlichen Mitgliedern wurden ernannt: Univ.-Prof. Dr. Friedrich Billicsich, Prof. Dr. P. Nikolaus Geyer S. V. D., Univ.-Dozent Dr. Stephan Hofer, Direktor Dr. Oskar Katann, Prof. Dr. P. Lambert Koch S. V. D., Prof. Dr. P. Alois Kubischok S.V.D., Oberarchivrat Dr. Walter Latzke, Univ.-Dozent Dr. Erwin Melichar und Univ.-Prof. Dr. Hanns Plenk. Zu korrespondierenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Karl E d e r, Univ.-Prof. Dr. P. Ferdinand Maaß S. J., Univ.-Prof. Dr. Johannes Meßner, Univ.-Prof. Dr. Jakob Rieser und Univ.-Prof. Dr. Friedrich Schneider. Zu außerordentlichen Mitgliedern: Univ.-Dozent Dr. Hanns Asperger, Prof. Dr. Anton Burghardt, Landeskustos Dr. Rupert Feuchtmüller, Prof. Dr. Alfred Holländer, Univ.-Prof. Dr. Ernst Lagler, Univ.-Prof. Dr. Fritz Schwind und Univ.-Doz. Dr. Johann Sofer.

Vor hundert Jahren begann Franz von M i k 1 o s i c h als erster Universitätsprofessor für slawische Sprachen sein Wirken in Wien. Er schuf das Fundament der slawischen Philologie und Kulturwissenschaft in Wien und Österreich. Miklo-sich war ein Schüler Kopitars, des slowenischen National- und Kulturpolitikers und poli tischen Erweckers seines Volkes. Kopitars politisches Wirken — er hatte die politische Vereinigung der Südslawen unter den Fahnen

Österreichs vertreten — gab der Wiener Schule der Slawistik'ein politisches Erbe mit, das sie fortan zum stärksten Anziehungspunkt für die slawische Welt werden ließ. Auf der geistig-politischen Grundlage des Austro-slawismus und des föderativen Gedankens fanden ganze Generationen junger slawischer Intellektueller nach Wien, um hier in das Wesen ihrer eigenen Sprache, Kultur und Geschichte einzudringen. Aus diesem Zusammenwirken — vor allem unter den verschiedenen slawischen Stämmen selbst, wofür wiederum die von der Donaumonarchie gebotenen Möglichkeiten verantwortlich zeichneten — erstand in Österreich eine wissenschaftliche Gesamtslawistik, die in vielfältigen KaYiälen wieder auf die slawischen Völker zurückwirkte und dem Panslawismus starke Anregungen gab. Von der Wiener Universität — und später auch von der Grazer — kamen die Gelehrten, Journalisten, Dichter, Beamten der slawischen Völker der Monarchie. Die Wiener Schule der Slawistik hat die ganze Schicht geprägt, die später die jungen Nachfolgestaaten gründete, zugleich aber von dort her die Beziehungen zum alten Kulturzentrum Wien aufrechterhielt, politisch, geistig und wissenschaftlichmethodisch. Zwei Weltkriege haben diese Zusammenhänge verschüttet, die Wiener Schule der Slawistik fast zerstört und das wissenschaftliche Gebäude der Gesamtslawistik — auch im Ausland — zertrümmert. Wenn sich heute in Wien wieder die geistigen Kräfte zu einem Neuaufbau der Gesamtslawistik auf dem Wiener Boden regen, so sind die Voraussetzungen am Rande der slawischen Welt gänzlich andere geworden. Aber es sei nicht übersehen, daß in diesen verbindenden Bestrebungen der Gegenwart die Kultnraufgabe Österreichs in einer ihrer wertvollsten Äußerungen erneuert wird.

Das fröhliche Gartenfest, das unter initiative und Leitung des Instituts c'er Wiener Sängerknaben und ihres Freundes- und Gönnerkreises kürzlich im Augarten stattfand, hat zugunsten der Wiederherstellung des Stephansdomes einen Reinertrag von mehr als einer Million Schilling gebracht. Der Erfolg wurde außer durch Spenden aus allen Kreisen der Bevölkerung, die eine Verlosung mit 25.000 Treffern, darunter sehr wertvollen Preisen, ausstatteten, nicht zuletzt durch eine glänzende Organisation erreicht. Abermals vereinigten sich im Zeichen von St. Stephan ohne politische Nebendeutung alle Stände. Unter anderem wurde bemerkt, daß die Direktion der städtischen Straßenbahnen mehrere hundert ansehnliche Preise in Gestalt von Fahrscheinheften gewidmet hatte und unter den konzertierenden -Musikern sich auch eine Kapelle der Wiener Straßenbahner und der Polizei befanden.

Die Katholische Hochschuljugend Österreichs hat ihre diesjährige internationale Studienwoche in Krems-m ü n s t e r in der Zeit vom 19. bis 27. August unter dem Thema: „Häresien der Zeit und die Orthodoxie“ angesetzt. Im einzelnen gliedert sich das Thema folgendermaßen auf: Oportet et haereses esse (Wesen und Funktion der Häresiel, Kanon der Orthodoxie (Welche Kriterien besitze ich für die Unterscheidung des Orthodoxen?), Der Positivismus, Der Totalita-rismus (Der säkularisierte Schlagschatten der Katholizität — im Ideologischen, Soziologischen und Politischen), Die Gnosis, die große tausendjährige Versuchung, Existentialismus und Psychologismus, Gefahren religiöser Fehlhaltung (Das moderne innerkatholische Leben der Krisis), Unterscheidung des Christlichen heute. Als Vortragende konnten Fachleute ersten Ranges gewonnen werden, unter anderen Univ.-Prof. Leo Gabriel, Univ.-Prof. Albert Mitterer, Prof. Otto Mauer, Prof. G. Pichl und Frau Ida Friederike Görres.

Im Auftrag der Educatio curativa, einer der zehn Sektionen der Caritas Internationalis, veranstaltet das Institut für vergleichende Erziehungswissenschaft in Salzburg in der Zeit vom 24. bis 28. Juli den ersten Internationalen Kongreß über Probleme der Jugendverwahrlosung. Die Vortragenden der verschiedenen Lände Österreich ist durch Prof. Dr. Schneider7Dozent Dr. med. Hans Asperger, Direktor Paul Rothbauer, P. Siegfried Hornauer und Prof. Albert Ottwang vertreten — werden die Ursachen der Jugendverwahrlosung, die Erfahrungen in Beobachtungsheimen und Erziehungsberatungsstellen, Jugendstadt und Selbstverwaltung wie auch die Bedeutung von Schule, Familie, Religion usw. bei der Erziehung Verwahrloster untersuchen. An die Vorträge der ersten Tage schließen sich Diskussionen an.

In dem in Nr. 26 der „Furche“ veröffentlichten Aufsatz „Das wahre Gesicht — Bilder aus dem Kulturkampf der Tsche choslowakei“ wurde bei der Übertragung aus dem Tschechischen der Vorsitzende der sogenannten Katholischen Volkspartei A. P e t r irrtümlich als Pater bezeichnet, Er ist Laie, der frühere Sekretär der christlichen Gewerkschaften der Tschechoslowakei.

Am 12. Februar 1947 stürzte ein Asteroid gegen einen Berghang des Sichota-Alin-Gebirgszuges in der Fernostprovinz der Sowjetunion. Mehr als hundert Krater, manche über 10 Meter tief und 25 Meter breit, entstanden durch diesen Zusammenprall eines kleinen Planeten mit unserer Erde. Nachr.ch-ten über dieses Ereignis und die Forschungsergebnisse sowjetischer Gelehrter, die sich sofort an den Ort begeben hatten, erschienen später in sowjetischen Fachschriften und wurden erst vor wenigen Tagen in einer amerikanischen Zeitschrift, „Scientific American“, der westlichen Welt bekannt. In früheren Zeiten hätte ein solches Ereignis Gelehrte aller Länder auf den Plan gerufen und die Schlagzeilen der Presse gefüllt. „Die Trennung unserer Welt in zwei Welten ist schon so weit fortgeschritten, daß selbst ein Ereignis, wie der Einbruch einer dritten Welt dreieinhalb Jahre brauchte, ehe es den die beiden Welten trennenden Graben überwand“, bemerkt dazu die Stuttgarter Wochenschrift „Christ und Welt“.

Aus kulturellen Vereinigungen

Kulturell-sozialer Arbeitskreis: 59. VI., 19 Uhr: Diskussion mit dem „Offenen Wirt“. Anwesend die Redakteure und Mitarbeiter. — 6. VII., 19 Uhr, Anlon Orel: „Die Bedeutung der Kulturkalasfrophe“. Ort: Saal der Kalholisehen Aktion, I., Opernnasse 4/1.

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