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Notizen

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Zur Fünfzehnhundertjahrfeier des Konzils von Chalcedon, die im Oktober dieses Jahres begangen wird, hat Papst Pius XII. mit Datum vom 8. September 1951 ein Enzyklika herausgegeben („Sempiternus Rex“), in der er die Bedeutung des Konzils darlegt und zur Rückkehr und Einheit der von Rom getrennten orientalischen Christen aufruft. Wenn auch die Hindernisse einer Rückkehr infolge fest eingewurzelter Meinungen groß seien, so vermöge doch die Macht des Gebetes sehr viel. Es mögen daher alle, denen die Einheit der Christen am Herzen liegt — „und niemand soll dieses Anliegen gering achten* —, in vereinten Gebeten sich an Gott wenden. „Noch ein an-, deres höchst dringendes Anliegen gibt es“, so fährt die Enzyklika fort, „daß nämlich im einzigartigen Zeichen des christlichen Namens möglichst bald sich die Reihen gegen die ungestümen Angriffe des höllischen Feindes schließen und festigen. Wen erschreckt nicht der Haß und die Wut, womit die Feinde Gottes in vielen Ländern alles, was göttlich und richtig ist, ausrotten wollen? Gegen diese unter sich verbündeten Kräfte können diejenigen, die das heilige Zeichen der Taufe an sich tragen, und zum guten Kampf Christi berufen sind, nicht bestehen, wenn sie getrennt und zerstreut sind. Zum Nutzen und zur Freude einer solchen Rückkehr rufen Wir mit väterlichem Wort auch diejenigen, die den Irrtümern des Nestorius und Monophysitismus folgen. Sie mögen die Uberzeugung haben, daß Wir es als den schönsten Stein in der Krone Unseres apostolischen Amtes betrachten, könnten Wir diejenigen mit Liebe und Ehre auszeichnen, die Uns um so teurer sind, als langdauernde Trennung Unsere Sehnsucht nach ihnen gesteigert hat.“

In einem Festkonzert anläßlich der dreißigjährigen Zugehörigkeit de6 Burgenlande« zu Osterreich wurde die symphonische Dichtung .Burgenland“ von Arnold R ö h r 1 i n g für großes Orchester, Sprecher und Singstimme aufgeführt. Professor Franz Renisch schrieb den Text de6 Werkes, das in einzelnen Bildern (See — Dörfliches Leben — Kuruzzenkrieg — Frieden und Ruhe über dem Land) auf ansprechende und gemeinverständliche Weise von der Eigenart und dem Schicksal des Landes kündet. Die Wiener Philharmoniker unter Prof. Rudolf Moralt spielten den Orchesterpart, Elsa Matheis sang die Sopranpartie und Franz Renisch sprach den Text.

Die von der Freien Demokratischen Partei geforderte Bildung einer christlich-nationalen Gewerkschaftsbewegung wird von der „Ketteier Wacht“, dem Verbandsorgan der Katholischen Arbeiterbewegung Westdeutschlands (KAB), eindeutig abgelehnt. Die „Ketteier Wacht“ betont, daß 6ie sowohl die Gewerkschaft als auch deren Einheit bejaht und auch für die Zukunft wünscht. Die „Ketteier Wacht“ hat hiebei auf Tendenzen innerhalb der Industriegewerkschaften hingewiesen, die der verbrieften religiösen Toleranz wie vor allem der parteipolitischen Neutralität zuwiderlaufen. Diese Stellungnahme der KAB zum DGB darf jedoch keineswegs zu dem Irrtum Anlaß geben, daß die FDP und ihre Hintermänner bei ihrem Aufruf auch nur im geringsten auf die Unterstützung der KAB oder auch nur auf deren stillschweigende Duldung rechnen könnten. In aller Deutlichkeit erklärt die KAB, daß sie die Absicht der FDP, christlich-nationale Gewerkschaften zu gründen, ablehnt. Sie wird sich diesen Bestrebungen widersetzen. Die FDP, welche fast ausschließlich Unternehmerinteressen vertritt, ist am wenigsten geeignet, Arbeitnehmergewerkschaften zu bilden. Auch die katholische Arbeiterschaft lehnt es gemeinsam mit ihren Kollegen ab, mit Hilfe von Unternehmergeldern von diesen abhängige Gewerkschaften zu bilden. Die KAB vertritt grundsätzlich den Standpunkt der Einheitsgewerkschaft.

Für eine aktive Familienpolitik trat Ministerpräsident Karl Arnold in einer Rede auf der Schlußkundgebung des eüdwestfälischen Katholikentages ein. Der Ministerpräsident wies insbesondere auf die Verpflichtung des Staates hin, in der praktischen Politik alles zu fördern, was zur Erhaltung und Stärkung der Familie beitrage. Dazu gehöre nicht nur der Schutz der Familie vor äußeren Gefahren, sondern auch die Sicherstellung der Entfaltungsmöglichkeiten der Familie und ihrer Autonomie auf dem Gebiete der Erziehung. Eine der wesentlichen Zukunftsaufgaben sieht Arnold in der Stützung der zahllosen Familien, die durch Krieg, Verlust der Heimat und Arbeitsunfähigkeit der Ernährer ihr natürliches Gleichgewicht verloren haben.

Anfang September wird in Darmstadt eine evangelische Schwesterngemeinschaft konstituiert werden, die den Namen „Schwestern Mariens“ führt und schon zu Beginn 50 Mitglieder zählen wird. Die Anfänge dieser Gründung gehen auf das Jahr 1944 zurück. Damals, nach dem großen Bombardement, bei welchem Darmstadt fast völlig zerstört wurde, bildete sich unter der Leitung einer Ärztin, Dr. Klara Schlink. die heute unter dem Namen Maria Basilia der Gemeinschaft vorsteht, eine Vereinigung von Sozialhelferinnen auf religiöser Grundlage. Sie besitzt heute eine vollständige Ordensregel, welche auf den evangelischen Räten von Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit beruht und im Geiste des hl. Benedikt, der hl. Theresia von Avila und der hl. Johanna von Chantal zu gemeinsamem religiösem Leben anleiten will. Die Schwestern, die bei der Aufnahme mindestens 25 Jahre alt sein und ein vierjähriges Noviziat absolviert haben müssen, wollen sich erzieherischen und kirchlichen Arbeiten widmen. Sie tragen ein weißes Ordensk 1 e i d. Während die anglikanische Kirche schon seit längerem klösterliche Gemeinschaften besitzt, waren solche dem Lutheitum völlig unbekannt. Die Gründung erregt darum großes Aufsehen.

Die städtischen Bühnen Dortmunds befassen sich, mit dem Plan, nach einem besonderen System Taubstumme als Schauspieler auszubilden. Die Arbeit an diesem Versuch eines Taubstummentheaters' — das in hervorragender Weise auf Mimik und Bewegung beruhen wird — hat bereits begonnen.

Bei den Donaueschinger Musiktagen, die in der ersten Oktoberwoche stattfinden, kommt unter der Leitung von Han6 Rosbaud die „Symphonia brevis“ des österreichischen Komponisten Hanns Jelinek zur deutschen Erstaufführung. Das Werk wurde während der vergangenen Spielzeit durch die Wiener Symphoniker unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt.

Auf Anweisung eines sowjetischen Professors hat man an der Technischen Hochschule Budapests neuartige Rigorosen eingeführt. Die Grundlage der neuen Verordnung ist, daß in der Prüfungskommission auch Betriebsfachmänner teilnehmen und der Kandidat vor der Öffentlichkeit seinen Plan, den «r in seiner Dissertation entwickelt, zu verteidigen hat. Nach der neuen Methode haben 32 Prozent der Studenten mit vorzüglichem und 38 Prozent mit gutem Erfolg die Prüfungen bestanden und keiner ist durchgefallen.

Wie der Flüchtlingssachverständige des Ökumenischen Rates . dem Zentralausschuß mitteilte, ist Mitte 1951 mit folgenden Flüchtlingszahlen zu rechnen: Westdeutschland 9,500.000, Österreich 300.000 Volksdeutsche und 21.000 Nichtdeutsche, Italien 480.000 Italiener und 110.000 andere sowie weitere 15.000 in Triest, Griechenland 45.000 aus den Nachbarländern, 140.000 aus Nordgriechenland sowie 700.000 Obdachlose, Holland 12.000, Türkei 1,000.000, Jugoslawien 7000, arabische Staaten 850.000, Korea 3,000.000 und 7,000.000 Obdachlose. Die Zahl derer, die in Indien und Pakistan neu angesiedelt werden müssen, wird auf 16 Millionen geschätzt.

In einer Studie über den Priesternachwuchs in Holland zeigt Professor Deele-poorte, daß auch in Holland die Priesterberufe immer mehr aus städtischem Milieu kommen. Während 1942 60 Prozent Priester aus dem Land und 40 Prozent aus der Stadt kamen, lauteten die entsprechenden Zahlen für 1947 53 und 47 Prozent. Bei Fortdauer dieser Entwicklung wird bald die Stadt das Ubergewicht haben. Die Studie von Professor Deelooporte stellt ferner einen beträchtlichen Rückgang der Priesterberufungen überhaupt fest. Ursache des Rückganges ist die allgemeine Entchrist-lichung des Landes und der Verfall der Familie. Gerade bei den Gärtnern, die früher eine sehr große Zahl ihrer Kinder der Kirche gaben, i6t der Rückgang augenscheinlich. Interessant ist femer die Beobachtung, daß die Orden und Kongregationen eine immer stärkere Anziehungskraft ausüben gegenüber dem Weltpriesterstand, Während es im Jahre 1900 weit mehr Weltpriester als Ordenspriester in Holland gab, war das Verhältnis 1930 schon 60 verändert, daß zwei Welt-priester auf fünf Ordenspriester kamen und derzeit zwei Weltprie6ter auf sechs Ordenspriester kommen.

Wie meteorologische Beobachtungen zeigen, sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa und besonders in den nordatlantischen Ländern wesentliche T e m p e r a t u r v e r ä n d e r u n g e n aufgetreten. Eine allgemeine Erhöhung der Wintertemperaturen und ein Anwachsen der Niederschlagsmengen weisen darauf hin, daß wir uns gegenwärtig in einer Ubergangsperiode von trockenem, kontinentalem Klima zu einem feuchteren, maritimen Klima befinden. So haben 6irh die durchschnittlichen Jännertemperaturen in Zentraleuropa um 1,7 bis 2,5 Grad Celsius erhöht, während die Jahresmittel eine nur geringe Erhöhungstendenz zeigen (0,3 bi6 0,5 Grad Celsius). Die markantesten Temperaturveränderungen konnten in Grönland und Spitzbergen festgestellt werden, wo die durchschnittliche Jännertemperatur um 5 bis 9 Grad und die Gesamtniederschlagsmenge um 9,3 Prozent angestiegen ist. Aus Finnland, Rußland und Nordamerika wird gleichfalls ein Ansteigen der Wintertemperaturen gemeldet. Diese allgemeine Erwärmung der nördlichen Hemisphäre erklärt sidi — wie Beobachtungen von Luftdruck, Wind und Treibeis zeigen — in erster Linie aus einer Verstärkung der atmosphärischen Zirkulation. Eine Veränderung und Verschiebung der Luftdrudegebiete sowie das Auftreten einer zusätzlichen südlichen Windkomponente bewirken eine Steigerung der Warmluftzufuhr in die Arktis. Gleichzeitig steigen Temperatur und Salzgehalt der nach Norden gerichteten Meeresströmungen. Messungen an der norwegischen Küste bei Spitzbergen und im Meridian von Koma ergaben, daß die Wa6sertemperaturen um rund 2 Grad angestiegen sind, wobei sich der Salzgehalt um etwa 2 Promille erhöhte. Damit weicht auch die Packeisgrenze weiter nach Norden zurück. Ferner bewirkt die Klimaverbesserung ein Vorrücken der Vegetationtsgrenzen in den nordatlanti6chen Ländern, die eine Erweiterung der Waldzonen und der kultivierten Flächen begünstigt. Auch überschreiten die Hochmoore Südschwedens, Deutschlands und Schweiz ihre alten Grenzen. Seit etwa 60 Jahren ist auch ein allgemeiner Gletscherrückgang zu verzeichnen, der seit 1930 einen Höhepunkt erreicht hat. Allerdings könnten erst weitere Beobachtungen auf der ganzen

Erde, besonders in der Antarktis, entscheiden, ob eine gesteigerte Sonnenaktivität als letzte Ursache der Klimaschwankungen anzusehen ist.

In einer Ausdehnung von 1600 km soll die Chinesische Mauer von Bäumen umgeben werden. Dieser Baumgürtel soll dazu dienen, das Eindringen des Sandes, der aus der Wüste Gobi herangeweht wird, in die nordwestlichen Provinzen Chinas zu verhindern. Die erste Etappe der vorgesehenen Bepflan-zung wurde im Frühjahr dieses Jahres beendet.

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