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Notizen

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Die österreichischen Bischöfe haben an die Bundesregierung zuhanden des Bundeskanzlers ein Schreiben gerichtet, in dem sie auf die drohende Jugendarbeitslosigkeit hinweisen und die Notwendigkeit rascher Maßnahmen betonen, soll nicht im kommenden Jahr jeder vierte Jugendliche dem Elend der Arbeitslosigkeit ausgeliefert sein. Die Bischöfe verweisen auf die der Öffentlichkeit bereits bekannten Pläne zur Lösung dieses Problems: den Jugendschulungsplan,;, den Werkschulplan, Steuerbegünstigungen .für die'Meister, die Lehrlinge einstellen.und die.Heranziehung ausländischer Mittel zum Ausbau der Lehr-, Werkstätten. Abschließend ' betonen die Bischöfe, daß nur eine wirkungsvolle, Planung im Zusammenwirken aller Ministerien und der Vertreter von Gewerbe, Handel, Industrie und Gewerkschaft sowie die rasche Bereitstellung der finanziellen Mittel die drohende Krise abwenden kann. Die Kirche würde sich ihrerseits dm Rabmen ihrer Aufgabengebiete, vor altem auf dem sittlich-moralischen Sektor, zur Verfügung stellen, um an der DurtMührung der Maßnahmen mitzuhelfen. Ein Schreiben ähnlichen Inhalts wurde an die Hawdeskammer gerichtet.

Im Werk des österreichischen Historikers Jean de Bourgoing reichen sich ehrwürdige französische Diplomatentradition und die Kultur altösterreichischen Adels (Baron Bourgoings Mutter gehörte dem Hause Kinsky an) die Hand zu einem fruchtbaren Bündnis. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß der in beiden Welten, Lebensformen und Stilen gleichermaßen beheimatete feingebildete Gentleman und Kavalier bester alter Schule bald nach einer ersten kunstschriftstellerischen Epoche, deren schönste Frucht „Die Bildnisminiatur und ihre Meister“ ist, den geschichtlichen Fäden von Paris nach Wien nachspürt und zum Biographen des Herzogs von Reichstadt und Maria Louises wird, das Erbe von seinen diplomatischen Ahnen her läßiy^\<i^dcm Buche „Vom Wiener Kongreß“/hinter d^gjänzeriden Fassade prunkvoller/Festivitäten? feing-webte bpiel hohejpolitik und fülle bisher unbekannter E;nzelh<?Hpn erbüOen. Auch die iiferausoaoe der Kaiserbriefe an V;au Schratt ist ihm zu danken, und nicht zuletzt das knappe, aber inhaltsreiche Vorwort dazu, das zum Besten gehört, das über Franz Joseph geschrieben wurde. Ein großes Memoirenwerk soll das achtunggebietende Oeuvre runden. In ihm wollen auch die glänzenden ge-sdiichtlidien und kunstgesdiiditlichen Essays in Österreichischen und französischen Zeitungen urid Zeitschriften nicht vergessen' sein. Auch die „Furche“ zählt Baron Bourgoing zu ihren geschätzten Mitarbeitern, und darf daher in diesen Tagen, da der gefeierte Autor seinen 75. Geburtstag begeht, nicht unter den Gratulanten fehlen.

Im Rahmen eines Austauschprogramms der „gruppe junger autoren“ wird Anfang Jänner

Wolfgang Lohmeyer in Wien lesen. Die „Furche“ hat Wolfgang Lohmeyer, Träger des Literaturpreises Rheinland-Pfalz 1951 und des Lyrifcpreises der .gruppe“ 1952, ihren Lesern bereits vorgestellt. Von österreichischer Seite, erhielt bisher Othmar Franz Lang eine Einladung, sich im Anschluß an den Wiener Besuch Lohmeyers zu Lesungen nach Westdeutschland zu begeben. Es ist geplant, diese Dichteraustauschaktion in größerem Rahmen fortzusetzen und auch auf die Schweiz auszudehnen. Das nächste Dreiländertreffen der „gruppe junger autoren“ wird zu Pfingsten bei Salzburg stattfänden.

Eine Reihe hervorragender Geistesschaffender, unter anderen: John dos Paesos, James T. Farrell, Jean Guehenno, Salvador de Madaniaga, Gabriel Marcel, Francois Mauriac, Pierre Monatte, Denis de Rougemont, Bertrand Russell, Ignazio Silone, Upton Sinclair, Stephen Spender, Julian Huxley, Thierry Maulnier,' Sidney Hook, haben sidi mit einem vom Kongreß für die Freiheit der Kultur erlassenen Aufruf an den Generalsekretär der Vereinten Nationen solidarisch erklärt. In dem Aufruf wird eine eingehende Untersuchung über die Umstände gefordert, voii denen der grauenerregende Prager Prozeß begleitet war. Der Kongreß für die Freiheit der Kultur hat es für notwendig erachtet, einen derartigen Aufruf zu erlassen, weil er der Meinung äst, daß der Prager Prozeß eine flagrante Vertetewng der Charta der Verein-' ten Nationen und der Charta der Menschen-rödvte darstellt. Die Geistesschaffenden der freien Welt sind weiterhin der Auffassung, daß die Aufrollung der „zionistischen Frage im Präger Prozeß und die Unterstellung, daß das internationale Judentum und die Regierung des Staates Israel bestrebt seien, Konflikte zwischen den Nationen zu entfesseln, eine Aufforderung zum Rassenmord darstellen. Für dieses Verbrechen wurden einige nationalsozialistische Führer in Nürnberg zum Tode verurteilt.

Die von Schatakanzler Butler ins Leben-gerufene Bernard-Shaw-Er inner ungs-Stiftung hat sich als F e h 1 s c h 1 a g erwiesen. Die Organisation, die 250.000 Pfund aufbringen wollte, hat bisher noch nicht- einmal 1000 Pfund zusammengebracht. Es wird erwartet, daß die Stiftung deshalb wieder aufgelöst wird. Das Ziel der Stiftung war, das Haus Shaws zu erhalten, seine Stücke aufzuführen und jungen Autoren und .Komponisten zu helfen. . ,

Das. Interesse für religiöse Fragen und für Gottesdienste in der Fabrik ist in der amerikanischen Industrie in schnellem Zunehmen, über vierzig große Werke haben bereits besondere Industriepfarrer. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Firmen, bei denen regelmäßig Gottesdienste abgehalten werden. Viele von ihnen berichten, daß sich die Arbeitnehmer in großer Zahl und völliger Freiwilligkeit an diesen Gottesdiensten beteiligen.

Wie der in deutscher Sprache erscheinenden holländischen Wochenzeitung „D e r Hafenkurier“ mitgeteilt wird, sollen die Regierungen der arabischen Länder beschlossen haben, sizilianischen Werften den Bau einer pan-arabischen Flotte anzuvertrauen, die fast ausschließlich aus Tankern und Handelsschiffen für Trockenfradit besteht sowie vordringlich saudiarabisches Petroleum transportieren soll. -•

Eine Sage aus dunklen Tagen stieg düster in die Wirklichkeit unserer Tage auf: Seit hundertfünfzig Jahren erzählt man sich unter den nördlichen Kurdenstämmen zwischen Mossul und Haleb die düstere Sage von dem auf dem Grunde de6 Kokobasees ruhenden Kurdenheer. Nun erstand vor kurzem der oberste Kurdenscheich Rasmin Dulwa Bemin bei einem Krämer in Nisibin eine alte Truhe, in der sidt genaue Aufzeichnungen über,die, sagenumwobene Schlacht zwischen den Kurden und Hammoniten befanden. Die Sage wurde so zur verbürgten Geschichte: Im Jahre 1762 hatten die räuberischen Hammoniten den Kurden fünfhundert' Rinder .gestohlen; Dreihundert Kürdenreiter verfolgten,'sie und wurden von den Hammoniten in den steileij Talkessel von Kokoba gelockt, wo sich die Hammoniten zum Scheine zur Schlacht. stellten, während ihre Stammesgenossen heimlich die Dämme des aufgestauten. Tigris durchstachen. Die hammonitisdien Krieger zogen sich auf die Steilhänge der Schlucht zurück, während die Wasserflut über die kurdischen Reiter hereinbrach. Nun aber, das alte Dokument in der Hand, entediloß sich der Kurdenscheich doch, der Wahrheit auf den Grund zu gehen und dem Kokobasee 6ein Geheimnis zu entreißen. Ein schmaler Paßgrat wurde mit Dynamit gesprengt, der Stausee leerte sich rasch. Bald bot sich ein grausiges Bild: dreihundert Gerippe tauchten aus den Fluten auf. Viele der toten Reiter hockten noch auf den Skeletten ihrer Pferde, die aufrecht im tiefen Schlamm ständen, Knochenfinger umklammerten noch die alten Waffen.

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Von einem erfolgreichen Unternehmen methodischer landwirtschaftlidrer, auf die Dorfentwicklung eingestellter Reform berichtet aus einem indisdien Gebiete früherer wirtschaftlicher Rückständigkeit und Unfruchtbarkeit das Nachrichtenblatt der Wiener Indischen Gesandtschaft: Da, wo es noch vor kurzem weite Strecken unfruchtbaren Landes in den Dörfern d&#171;s Gangestales, im Staate Uttar Pradesch (Nordindien) gab, erstrecken sich heute blühende Flädien, auf denen die Bauern 50 Tonnen Kartoffeln pro Hektar ernten, wo der Durchsdinitfeerträg an Weizert von 144 kg auf 416 kg pro Hektar gestiegen und wo sogar ein Hödistertrag an Weizen von 768 kg pro Hektar erzielt worden ist. Diese Verwandlung ist das Ergebnis eines großen Experiment&#171; wissenschaftlichen Anbaus im Etawah-Bezirk. Das Entwicklungsprogramm umfaßt die ganze Struktur der Ländwirtschaft einschließlich Gesundheitswesen, Hygiene und Erziehungsprobleme.' Im Jahre

1948, bald nach der Erringung der “JnabhSn-gigkeit, suchte die Regierung von Utuir Pradesch Fachleute, um Neuerungen in de althergebrachten 'landwirtschaftlichen Methoden des Landes einzuführen. Ihre Wahl fiel tut einen Amerikaner, Horace Holmes, der eine Gruppe von Mitarbeitern aus einigen unternehmungslustigen Bauern der Gegend um 6ich sammelte. Diese 6ahen sehr bald ein, daß ihr Haupthindernis in dem hartnäckigen Festhalten der konservativen Bauern an den alten Methoden lag. Das Mißtrauen neutn Verfahren und Plänen gegenüber waren die Wälle, die man zuerst überwinden mußte. Die Fachleute erfaßten jedoch sofort die Psychologie der Bauern. Anstatt mit Sonnenbrillen und Tropenhelmen herumzustehen, packten sie selbst zu Die Bauern trauten kaum ihren Augen Mit jedem Tage nahm das ganze Unternehmen mehr und mehr die Form eines gewaltigen gemeinschaftlichen Wagnisses an. Eine praktische Vorführung folgte der anderen; nichts war theoretisch. Der Bauer, der außerordentlich praktisch veranlagt ist, wurde auf die Seite des Forschritts gewonnen. Die von dem Plan erfaßten 9 7 D ö r f e r erstrecken sich über ein'Gebiete' von 24.000 Hektar mit einer Bevölkerung von tund 79.000.

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