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Notizen

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Ende Februar fand in Linz die österreichische Erstaufführung des Oratoriums „K ö n i g D a v i d“ von Arthur Honegger statt. Das Oratorium entstand 1921 aus einer Schauspielmusik zum gleichnamigen Drama von Rene Morax, das Bühnengeschehen wurde in die Erzählung des Sprechers verlegt. Die Handlung schildert das Leben Davids vom Sieg über Goliath bis zu seinem Tode und stützt sich weitgehend auf die Psalmen. Die Musik des Oratoriums verrät schon jenen Stil, der Honegger bald unter die stärksten Persönlichkeiten der modernen Musik stellte.

Die Bregenzer Festspiele finden in diesem Jahr vom 25. Juli bis 16. August statt. Auf dem Programm stehen elf Aufführungen des Spiels auf dem See, drei des Wiener Burgtheaters, drei Orchester-könzerte, drei Ballettabende des Wiener Staatsopernballetts, ein Kammerkonzert des Barylli-Quar-tetts, ein Abend der Wiener Sängerknaben, eine Serenade des Vorarlberger Funkorchesters, ein Orgelkonzert von Wolfgang Karajan und ein Chorkonzert des Amsterdamer Oratoriumchores. Als Spiel auf dem See wird „Boccaccio“ von Supp£ aufgeführt, mit Solisten der Wiener Staatsoper, den Wiener Symphonikern, dem Wiener Staatsopernballett und dem Bregenzer Festspielchor. Als Ausweichvorstellung für den Fall, daß durch Schlechtwetter ein Spiel auf dem See abgesagt werden müßte, wird in der Stadthalle ein

Ballettabend des Wiener Staatsopernballetts unter Mitwirkung der Wiener Symphoniker gegeben. Der Ballettabend wird aber auf alle Fälle dreimal in der Stadthalle gegeben. Clemens Krauß dirigiert das erste Orchesterkonzert und eine Johann-Strauß-Matinee, Professor Volkmar Andreae (Zürich) das zweite Orchesterkonzert mit Walter Schneiderhan als Solisten. Ein besonderer Höhepunkt des Fest-spielprogrämms werden wieder die Aufführungen des Wiener Burgtheaters sein: „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ in der Inszenierung von Burgtheaterdirektor Josef Gielen. In der traditionellen Ausstellung zur Festspielzeit wird diesmal eine Biedermeierausstellung der Oesterreichischen Galerie Wien gezeigt werden.

Eine beachtliche Leistu-ng. des Landes Niederosterreicfi, ganz aus eigener Kraft, ohne fremdes Kapital, ist der Ausbau seiner Wasserkraftwerke am Kamp. Bekanntlich wurde die erste Kampwerkstufe Thurnberg-Wegscheid im Juli vorigen Jahres fertiggestellt. Die Sperre und das Kraftwerk in Dobra-Krumau gehen termingemäß der Vollendung entgegen. Im Frühling wird auch hier die Stromerzeugung anlaufen. Die Newag war bemüht, auch im Winter möglichst viele Arbeiter zu beschäftigen und auf diese Weise der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Die Erd- und Räumungsarbeiten für die dritte Stufe der Kampkraftwerke in Ottenstein, der letzten und größten Sperre, sind bereits in vollem Gange.

Der frühere Reichskanzler Dr. Heinrich Brüning sprach am Mittwoch vor einem geschlossenen Kreis von Richtern und Referendaren im überfüllten Schwurgerichtssaal des Bonner Landgerichtes über „politische und verfassungsrechtliche Auswirkungen der Weltkrise 1929—1934“. Deutschland habe damals die Möglichkeit gehabt, unter dem Zwang der Selbstbescheidung und harter „Notverordnungen“ als erstes Land aus jeder durch Inflation und Deflation ausgelösten Weltkrise herauszufinden, wenn es seinen Weg konsequent bis zum Ziel gegangen wäre, erklärte Brüning. Dazu seien klare Gesetze notwendig gewesen. Mit verschwommenen Verwaltungsmaßnahmen und parlamentarischer Popularitätshascherei lassen sich Weltkrisen nicht bewältigen, sagte er. „Es ist vielleicht manchmal ein Nachteil der Demokratie, aber auch wieder ihre Stärke, daß sie auf Wahrheit und Klarheit basiert. Mut, Voraussicht und Verantwortung sind vor allem für eine parlamentarische Demokratie notwendig.“ Landesgerichtspräsident Dr. Schorn hatte den Redner als „letzten Hort von Verfassung und Freiheit“ in der Weimarer Republik und als „ersten Fürsprecher Deutschlands“ im Ausland nach dem Zusammenbruch begrüßt.

In vier Jahren ist die Hörerzahl der humanistischen Fakultät an der Technischen Universität Berlin, deren Dekan Professor Hermann Muckermann ist, auf 700 angewachsen. Dieses sei ein Beweis dafür, so erklärte Professor Muckermann kürzlich in einem Vortrag, daß sich auch unter den Studenten der Naturwissenschaften und der Technik immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, daß auch die Naturwissenschaften durch den Humanismus befruchtet werden müssen. Der Ingenieur brauche zwar vor allem eine gediegene Fachausbildung, zuletzt sei aber auch er Mensch und habe im Rahmen des Ganzen wichtige menschliche Aufgaben zu erfüllen.

„Zum wirkungsvolleren Gesundheitsschutz der Werktätigen“ wurde in Ungarn eine ganz neuartige Sanitätsinstitution eingeführt, genannt: „N achts a n a t o r i u m“. In diese Sanatorien werden diejenigen Werktätigen eingewiesen, die eine Operation überstanden haben und noch wochenlang in ärztlicher Behandlung sein sollten, oder die außer der ständigen ärztlichen Aufsicht Ruhe, strenge Diät, Kurzwellenbehandlung oder Röntgenbestrahlungen benötigen. Diese kranken Werktätigen arbeiten in' der Tagesschicht und werden am Ende der Arbeitszeit in Autobussen gesammelt und in die Sanatorien gebracht. Eines dieser Sanatorien wurde in Sikonda für 160 Personen, das andere in Miskolz-Tapolcza für 150 Personen eröffnet.

Gegen die in der italienischen Presse sensationell aufgemachten Kombinationen über die eventuelle Verlegung des Papstsitzes im Falle eines Krieges wenden sich kirchliche Kreise der Vatikanstadt. Die italienische Presse hatte an einen Artikel der vom Jesuitenorden herausgegebenen Zeitschrift „Civiltä Catto-lica“ vor allem die Vermutung geknüpft, der Papst würde im Kriegsfalle nach Brasilien übersiedeln. Außerdem beabsichtige er, die Form der Papstwahl zu ändern und dabei die Möglichkeiten zu berücksichtigen, daß das Konklave in Kriegszeiten zusammengerufen werden müsse oder daß die oberste Spitze der Kirche sich nicht in Rom befände. Kirchliche Kreise erklären hierzu, der Artikel der „Civiltä“ beschränke sich lediglich darauf, geschichtliche Tatsachen zu prüfen und aus den Ergebnissen dieser Prüfung Möglichkeiten für die Zukunft zu erwägen. Die Zeitschrift betrachtet in geschichtlicher Sicht die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums und stellt fest, daß die Zahl der italienischen Kardinäle stetig abnehme, die der südametikanischen aber stark zugenommen habe. Sie verweist darauf, daß sich die Nationalität der Kardinäle schon einmal, im Papstexil in Avignon, sehr stark nach dem Gastland gerichtet habe. Die „Civiltä“ erwähnt auch, daß Brasil ien heute ein Land mit den meisten Katholiken sei, da von 50 Millionen Einwohnern 48 Millionen katholisch sind. Die Zeitschrift erklärt, die „Romanität“ des Apostolischen Stuhles nicht geographisch zu verstehen. Der Papst werde immer ein „römischer Papst“ bleiben, auch wenn die göttliche Vorsehung es erlauben sollte, daß er gezwungen werde, den Boden der „Urbs“ zu verlassen.

Die katholischen Zeitungen Spaniens fordern eine neue, freiere Pressegesetzgebung;

auch Mitglieder des dortigen Episkopats haben mehrmals gegen die Beschränkung der Pressefreiheit protestiert. Auf einem Kongreß, der katholische Zeitungsherausgeber und Mitglieder des Informationsministeriums in Madrid zusammenführte, wurde diese Frage neuerlich aufgeworfen und die bestehende Nachrichtenzensur wiederholt angegriffen. Wie eines der vorzüglichen Bulletins des „Secretariat permanent“ der „Union Internationale de la Presse Catholique“ in seinem der vorliegenden Meldung zugrunde liegenden Bericht mitteilt, wurde ein Zeitungsherausgeber in Malaga inhaftiert, weil er über Fälle von Kinderlähmung in der Provinz Andalusien berichtet hatte.

Sven Hedin hat sein Vermögen testamentarisch der Schwedischen Akademie der Wissenschaften vermacht. Sein Nachlaß soll einschließlich der Buchrechte von einer Sven-Hedin-Stiftung verwaltet werden. Die Tantiemen fallen in erster Linie den Geschwistern des Verstorbenen zu und sollen nach deren Ableben zur Herausgabe der wissenschaftlichen Berichte über die Chinaexpedition verwendet werden, von denen bisher 39 Bände erschienen sind. Sven Hedins Sammlungen sollen in besonderen Gedächtnisräumen des Stockholmer Ethnographischen Museums Platz finden.

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