6656589-1959_32_12.jpg
Digital In Arbeit

Oesterreichs Holzexport 1959

Werbung
Werbung
Werbung

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen bot das Holz bzw. der Holzexport dem Rumpfstaat Oesterreich eine der wenigen nachhaltigen Möglichkeiten, die für den Bezug lebenswichtiger Importwaren erforderlichen Devisen zu beschaffen. Es ist selbst in Fachkreisen vielfach unbekannt, daß der Export von Holz und aus Holz hergestellten Waren in der Zeit der Ersten Republik mengenmäßig mehr als die Hälfte, wertmäßig rund ein Drittel der gesamten österreichischen Ausfuhr darstellte.

Auch nach dem zweiten Weltkrieg war es in erster Linie dem Holz zu verdanken, daß wichtige Güter eingeführt werden konnten. Inzwischen hat ein gewaltiger Wirtschaftsaufschwung eingesetzt. Hand in Hand damit konnte nicht- nur die Einfuhr, sondern vor allem auch die österreichische Ausfuhr in einem Maße gesteigert werden, das noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten wurde.

Demnach hat sich in den beiden letzten Jahren die Einfuhr gegenüber dem Jahr 1952, das bereits die Merkmale einer im großen und ganzen konsolidierten Wirtschaft aufwies, verdoppelt, während sich die Ausfuhr um 130 bis 140 Prozent erhöhte.

Der Holzexport konnte, wie die nachstehende Aufstellung zeigt, mit dieser Entwicklung nicht ganz Schritt halten.

Damit repräsentierte der Export von Holz und aus Holz hergestellten Waren im Jahr 195 8 24,4 Prozent des Wertes, bzw. 43,1 Prozent der Menge der österreichischen Gesamtausfuhr. Das Holz und die aus ihm hergestellten Produkte bilden somit nach wie vor einen Pfeiler- des österreichischen Exports. Im einzelnen verteilt sich die Ausfuhr auf die wichtigsten Holzpositionen wie folgt:

Es zeigt sich somit, daß das Schnittholz neben Zellulose und Papier im Rahmen der gesamten Holz- und Holzproduktenausfuhr eine dominierende Rolle spielt, während das Rohholz, einschließlich des Brennholzes, nur 4 Prozent des Gesamtwertes ausmacht.

Es ist durchaus verständlich, daß die große wirtschaftliche Bedeutung des Holzes die zuständigen Stellen immer wieder veranlaßt, sich mit den Problemen der Forst- und Holzwirtschaft zu befassen. Eine positive Kritik wird in den beteiligten Wirtschaftskreisen volles Verständnis finden. Bedauerlicherweise wurde aber die Behandlung holzwirtschaftlicher Fragen im Laufe der letzten Jahre vielfach in einer pojemischen Form geführt. Das gilt vor allem für die zahlreichen Veröffentlichungen, die sich mit den Lieberschlägerungen der österreichischen Wälder befassen. Die mit modernsten Mitteln durchgeführte Waldbestandsaufnahme und die aus ihr gewonnenen Erkenntnisse lassen nämlich den Schluß zu, daß von einer Ueberschlägerung im Staatswald sowie im privaten Großwald kaum gesprochen werden kann. Die Ueber- nutzung beschränkt sich hauptsächlich auf Teile des bäuerlichen Kleinwaldes.'

Wenn nun von gewisser Seite die Forderung erhoben wird, die Ueberschlägerungen durch Drosselung des Holzexports zu verhindern, so wird auch vielfach übersehen, daß der Rohholzexport ohnehin weitgehenden Beschränkungen unterliegt und nur in gewissen Sortimenten zugelassen ist. Sollte sich aber die Ausfuhrdrosselung auf Halbfertig- und Fertigfabrikate, also in erster Linie auf das Schnittholz, beziehen, dann muß auf die Erfahrungen der letzten Jahre verwiesen werden. Diese haben gezeigt, daß Ausfuhrbeschränkungen von Produkten, die nicht Mangelware sind, nicht nur im Hinblick auf jdi| zunehmende Liberalisierung und Integration des europäischen Wirtschaftsraumes, sondern auch im Hinblick auf die damit verbundenen Folgen, die sich auf die betreffenden Industrien und die bei ihr beschäftigten Arbeitskräfte äußerst nachteilig auswirken, auf die Dauer undurchführbar sind.

Ein weiteres Problem, das mit Recht immer wieder zur. Diskussion gestellt wird, ist die Frage, ob es tatsächlich gelingt, beim Export des österreichischen Holzes den höchstmöglichen Devisenerlös zu erzielen. Dabei wird die handelspolitisch durchaus richtige Auffassung ver treten, daß ein rohstoffarmes Land wie Oesterreich seine überschüssigen Rohstoffe, soweit sie der Ausfuhr zugeführt werden können, möglichst in halb oder ganz verarbeitetem Zustand exportieren sollte, weil die Verminderung der Rohstoffausfuhr und die Forcierung der Ausfuhr von Halbfertig- und Fertigwaren nicht nur das Sozialprodukt und den Deviseneingang erhöht, sondern auch zur Vollbeschäftigung bei-

trägt.

Während vor dem Kriege zeitweise jährlich nahezu eine Million Festmeter Sägerundholz und Schleifholz in unverarbeitetem Zustande ins Ausland gingen, hat sich der Export dieser beiden wichtigsten von der österreichischen holzbe- und -verarbeitenden Industrie dringend benötigten Rohholzsortimente auf völlig belanglose Mengen reduziert. Für Schleifholz besteht ein totales Exportverbot, während Sägerundholz nur in bescheidenen Quantitäten in Grenzgebieten, in denen sich seine Bringung zu österreichischen Verarbeitungsstätten nicht rentiert, zur Ausfuhr zugelassen, ist.

Die im Vergleich zur Vorkriegszeit gewaltige Erhöhung der Devisenerlöse aus der Ausfuhr von Schnittholz und Produkten der Zellulose- und Papierindustrie, die für das Jahr 1958 mit 5,2 Milliarden Schilling ausgewiesen werden, ist nicht zuletzt auf den starken Rückgang der Rohholzausfuhr zurückzuführen.

Wie die vorstehende Aufstellung zeigt, hält sich der österreichische Schnittholzexport seit mehreren Jahren auf einer Höhe von etwas mehr als 3 Millionen Kubikmetern. Oesterreich ist dadurch eines der wichtigsten Schnittholzexportländer der Welt geworden. Die Steigerung der Ausfuhr erfolgte allmählich. Sie erreichte im Jahre 1956 mit etwas mehr als 3,4 Millionen Kubikmeter einen Rekord, ist allerdings inzwischen zurückgegangen. Gegenüber dem Jahre 1957 betrug dieser Rückgang ungefähr 5 Prozent; er hielt sich somit in bescheidenen Grenzen.

Die Steigerung der Devisenerlöse aus dem Holzexport seit dem Jahre 195 3 ist, wenn man von der seither erfolgten Abwertung des Schillings absieht, eine echte Wertsteigerung, die, wie die Zahlen zeigen, weniger auf die mengenmäßige Erhöhung des Exports, als vor allem auf die Preiserhöhungen in den europäischen Abnehmerländern zurückzuführen ist. In gleicher Weise sind auch die Rückgänge der Devisenerlöse im Vorjahre durch Preisrückgänge auf dem internationalen Holzmarkt zu erklären.

Im Hinblick auf die wichtige Rolle, welche das Holz in der österreichischen Wirtschaft als Devisenbringer spielt, sind die Klagen, welche bei uns über das Ansteigen der Holzpreise in den Abnehmerländern seinerzeit erhoben wurden, nicht ganz verständlich, weil gerade die höheren Holzpreise nicht unwesentlich zur Verbesserung der österreichischen Handelsbilanz beigetragen haben. Man sollte annehmen, daß das Holzland Oesterreich, dessen Schnittholzproduktion zu zwei Dritteln dem Export zugeführt wird, ein Interesse daran haben sollte, gute Erlöse für sein Holz im Export zu erzielen. Im übrigen ist auch hier dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, denn der steigenden Preistendenz der Jahre bis 1957 ist in den letzten zwei Jahren eine Preisbaisse gefolgt.

In den vergangenen Jahren wurde wiederholt behauptet, es handle sich beim Schnittholz um einen Rohhstoff, dessen Ausfuhr im Interesse einer Förderung des Fertigwarenexports weitgehend eingeschränkt werden sollte.

Hierzu ist zu sagen, daß Schnittholz nach international geltender Auffassung, insbesondere auf Grund der Brüsseler Zollnomenklatur, als Halbfertigware gilt. Die Forderung, die Schnittholzausfuhr im Interesse einer Erhöhung der Fertigwarenausfuhr zu vermindern, ist auch praktisch nur in bescheidenen Grenzen durchführbar. Die Aufnahmefähigkeit der ausländischen Märkte für Holzfertigwaren ist nämlich beschränkt. Berücksichtigt man weiter, daß der Absatz verschiedener in diese Kategorie fallender Produkte aus diversen Gründen ständig zurückgeht, so schränkt sich der Kreis der für eine Exportsteigerung in Frage kommenden Fertigwaren entsprechend ein. Das schließt natürlich nicht aus, daß der Export der holzverarbeitenden Industrien gefördert werden spll. Jede diesem Zwecke dienende vertretbare Maßnahme wird in der gesamten HolzwirtscHaft Verständnis finden. Eine Drosselung der Schnittholzausfuhr muß aber aus grundsätzlichen Erwägungen, weil es sich dabei um ein Halbfabrikat handelt, abgelehnt werden. Wie die Erfahrungen der letzten Jahfe gezeigt haben, ist sie keineswegs ein geeignetes Mittel für die Förderung der Fertigwarenexporte, zumal die gegenwärtige Kapazität der Betriebe eine Erhöhung ihrer Ausfuhren nur in einem gewissen Rahmen zuläßt. Auch bei optimalen Exportsteigerungen werden aber diese Betriebe nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der österreichischen Schnittholzüberschüsse auf nehmen können. Man wird auch berücksichtigen müssen, daß die Bauwirtschaft im In- und Ausland der Hauptbedarfsträger für Holz ist, die Bauwirtschaft braucht aber in erster Linie Schnittholz.

Im Verhältnis zu den beiden Hauptposten: Schnittholz einerseits und Zellulose und Papier anderseits, ist die Ausfuhr der übrigen Holzsortimente keinesfalls bedeutend. Es handelt sich dabei zu einem großen Teil um Halbfertigwaren, wie bezimmertes Bauholz und Laubschnittholz. In weiten Kreisen der Holzwirtschaft werden die noch immer streng gehandhabten Exportrestriktionen beim bezimmerten Bauholz als eine unverständliche Härte empfunden. Es handelt sich bei diesem Sortiment um ein manuell mit der Axt bearbeitetes Kantholz, dessen Erzeugung vor allem im Grenzland Kärnten, aber auch in Steiermark, Tirol und anderen Bundesländern vielfach von kleinen bäuerlichen Unternehmern erfolgt. Dadurch wird der unter schwierigen Verhältnissen speziell in den Alpentälern lebenden kleinbäuerlichen Bevölkerung in den arbeitsarmen Monaten ein Nebenverdienst gesichert. Hierzu kommt, daß das bezimmerte Bauholz im Inlande nicht absetzbar ist. während es im Auslande, vor allem in Italien, noch immer gerne gekauft wird. Es ist daher zu hoffen, daß die noch bestehende strenge Reglementierung der Ausfuhr dieser Halbfertigware endlich aufgehoben oder wesentlich erleichtert wird.

Bei der Rohholzausfuhr überwiegt der Export von Grubenholz, der im vorigen Jahr mit 197.000 Festmetern ausgewiesen wurde. Von den übrigen ins Gewicht fallenden Posten sind noch zu erwähnen: 64.500 Festmeter Waldstangen, 30.000 Festmeter Laubrundholz und 27.500 Festmeter Telegraphenstangen. An Spreißelholz wurden rund 265.000 Raummeter und an Brennholz rund 96.500 Raummeter exportiert.

Die obigen Zahlen zeigen, daß es sich im Verhältnis zur Schnittholzausfuhr nur um geringe Mengen handelt. Im übrigen läßt der zunehmende Bedarf der inländischen Industrie annehmen, daß sich die Rohholzausfuhr in Hinkunft auf bestimmte Spezialsortimente beschränken wird.

Die im vorstehenden gebrachten statistisch einwandfreien Zahlen und die dazu gegebenen Erläuterungen zeigen, daß sich die handelspolitische Situation im Holzexport gegenüber der Vorkriegszeit wesentlich geändert hat. Die Rohholzausfuhr ist stark zurückgegangen, die Ausfuhr von Schnittholz, das ein Halbfabrikat darstellt, dagegen stark angewachsen. Auch der Export von Zellulose und Papier, also von Waren, die zweifellos als Halbfertigfabrikate und teilweise als Fertigwaren anzusprechen sind, hat sich wesentlich erhöht. Man kann somit zweifellos mit Befriedigung feststellen, daß den handelspolitischen Erfordernissen der österreichischen Volkswirtschaft auf dem Gebiete des Holzexports weitgehend entsprochen wurde.

Die fortschreitende Integration und vor allem der Abbau der ausländischen Zölle, die für die Steigerung gewisser Halb- und Fertigwarenexporte noch immer ein wesentliches Hindernis bilden, lassen annehmen, daß sich diese Entwicklung auch in Hinkunft fortsetzt und es gelingen wird, im Holzexport optimale Devisenerlöse zu erzielen. Der Abbau der protektionistischen Zölle des Auslandes für Holzhalb- und -fertigwaren läßt übrigens auf Grund der bisher gesammelten Erfahrungen annehmen, daß damit der Anreiz zur Ausfuhr von Rohholz aufhören dürfte.

Angesichts der im internationalen Holzgeschäft härter gewordenen Verkaufs-, vor allem aber Zahlungskonditionen wird in den Kreisen der Holzexportwirtschaft immer stärker der Ruf laut, an Stelle der noch immer gehandhabten

Exportreglementierung die Förderung des Exportes zu setzen. Die in diesem Zusammenhänge vorgebrachten Wünsche decken sich in den wesentlichen Punkten mit jenen der übrigen auf den Export gerichteten Wirtschaftszweige. Insbesondere wird die Gewährung ausreichender und billiger Kredite und eine Erleichterung der steuerlichen Belastungen gefordert.

Bekanntlich sind die seit zwei Jahren auf internationaler Ebene geführten Verhandlungen zur Errichtung bzw. zum weiteren Ausbau wirtschaftlicher Großräume auch für die Wirtschaft unseres Landes von lebenswichtiger Bedeutung. Allein die Tatsache, daß ungefähr 90 Prozent der österreichischen Holzausfuhr nacn den I.; '- dem der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gehen, zeigt, wie wichtig die Fragen der wirtschaftlichen Integration auch für die österreichische Holzwirtschaft sind. Die österreichischen Holzexporteure legen daher Wert darauf, daß auf ihre Interessen auch in Hinkunft bei den internationalen Verhandlungen durch die zuständigen Stellen entsprechend Bedacht genommen wird und daß ihnen der Zutritt zu den internationalen Märkten, auf denen sie in den Nachkriegsjahren wieder festen Fuß fassen konten, unter den gleichen Bedingungen wie den übrigen Ländern erhalten bleibt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung