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Olympia auf Rädern

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Gespannt verfolgt die Öffentlichkeit die Vorbereitungen und die Trainingsarbeit der Wintersportler für die vom 29. Jänner bis 9. Februar 1964 in Innsbruck stattfindenden IX. Olympischen Winterspiele. Nur wenige jedoch machen sich Gedanken darüber, wieviel Arbeit, Mühe und Kosten in den technischen Vorkehrungen stecken, die seit Jahren im Gang sind, um z. B. einen glatten Ablauf des erwarteten Massenandranges zu gewährleisten. Das Organisationskomitee der Spiele hat gewisse Aufgaben Firmen anvertraut, die sich bei ähnlichen Gelegenheiten bereits bewährt hatten. So ist z. B. das dringlichste Vorhaben, die Schneeräumung, dem Mercedes- Benz-Zentralbüro in Österreich und der Daimler-Benz-AG übertragen worden, hat sich doch diese Organisation bereits vor fünf Jahren bei den Räumungen zu den FIS-Weltmeisterschaften in Badgastein außerordentlich gut bewährt. Auch damals stellte ferner Porsche als VW-Generalvertreter in Österreich einen Großteil des Fuhrparks mit dem Erfolg, daß heuer der ganze offizielle Transportdienst der Salzburger Porsche-Konstruk- tionen-KG übergeben wurde. Für die Treibstoffversorgung zeichnet ein Konzern mit weltweiten Erfahrungen, die Mobil Oil Austria, verantwortlich, die Beleuchtung und die Ton- und Schalltechnik liegen in den Händen von Philips, die Markierung der Wegweiser hat Semperit übernommen,

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Gespannt verfolgt die Öffentlichkeit die Vorbereitungen und die Trainingsarbeit der Wintersportler für die vom 29. Jänner bis 9. Februar 1964 in Innsbruck stattfindenden IX. Olympischen Winterspiele. Nur wenige jedoch machen sich Gedanken darüber, wieviel Arbeit, Mühe und Kosten in den technischen Vorkehrungen stecken, die seit Jahren im Gang sind, um z. B. einen glatten Ablauf des erwarteten Massenandranges zu gewährleisten. Das Organisationskomitee der Spiele hat gewisse Aufgaben Firmen anvertraut, die sich bei ähnlichen Gelegenheiten bereits bewährt hatten. So ist z. B. das dringlichste Vorhaben, die Schneeräumung, dem Mercedes- Benz-Zentralbüro in Österreich und der Daimler-Benz-AG übertragen worden, hat sich doch diese Organisation bereits vor fünf Jahren bei den Räumungen zu den FIS-Weltmeisterschaften in Badgastein außerordentlich gut bewährt. Auch damals stellte ferner Porsche als VW-Generalvertreter in Österreich einen Großteil des Fuhrparks mit dem Erfolg, daß heuer der ganze offizielle Transportdienst der Salzburger Porsche-Konstruk- tionen-KG übergeben wurde. Für die Treibstoffversorgung zeichnet ein Konzern mit weltweiten Erfahrungen, die Mobil Oil Austria, verantwortlich, die Beleuchtung und die Ton- und Schalltechnik liegen in den Händen von Philips, die Markierung der Wegweiser hat Semperit übernommen,

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Die Namen dieser Firmen sind eine Gewähr dafür,/daß jene Aufgaben der Olympischen Spiele, die den Organisatoren die größten Sorgen bereiten, nämlich die Bewältigung des erwarteten Massenverkehrs, gut gelöst werden. Im November hatten Journalisten Gelegenheit, die Kampfstätten zu besuchen. Sie wurden vom Pressechef der Spiele, Berti Neumann, geführt und informiert. Dieser schlagfertige und witzige Mann wußte auf jede Frage eine Antwort, und wenn der Informationsdienst Ende Jänner/Anfang Feber so gut klappen wird, wie es jetzt schon den Anschein hat, dann dürften die Berichterstatter zufrieden sein, um so mehr, als ihnen irn Olympia-Pressezentrum von der Philips- Gesellschaft eine große Anzahl von Leihgerä-

Aufgaben, die das Um und Auf des Verkehrsablaufs der Winterolympiade sind.

Schon einen Monat vor Beginn wird ein Großaufgebot an Geländelastwagen und Unimogs zusammen mit den zuständigen Ausrüstungsfirmen für Schneeräumgeräte die Säuberung der Kampfstätten und Großpark-

Busse und 1200er, geschmückt mit den rotweiß-roten Farben und dem olympischen Symbol, in der Stadt herum, Vorboten eines Riesenaufgebotes von rund 350 Fahrzeugen, die im gestaffelten Einsatz ab 15. Jänner 1964 einschließlich der Fahrer für die Mitglieder des IOC, der Nationalen Komitees, der Sport ten (Fernsehempfänger, Radioapparate, Ma- gnetophone) zur Verfügung gestellt werden.

Doch beginnen wir mit den vordringlichsten

Plätze durchführen. 17 Unimogs verschiedener Größe, allradangetriebene, zweihundertpferdige Lastwagen, Schneepflüge, Schneeschleudern, Schneefräsen, Lade- und Profiliergeräte, Seilwinden und Sandstreugeräte im Werte von 6,5 Millionen Schilling werden aufgeboten, um Parkplätze bis zu 424.000 Quadratmeter (Axams) vom Schnee zu befreien. Die Arbeit erstreckt sich nicht nur auf das Innsbrucker Gebiet, sondern auch auf Seefeld. Insgesamt wird eine Fläche von 1,100.000 Quadratmeter zu bewältigen sein. Paradox erscheint in diesem Zusammenhang ein durchaus ernst gemeinter Ausspruch Berti Neumanns: „Ein Glück, wenn es keinen Schnee zur Olympiade gäbe. Dann würden wir viel Geld ersparen, denn es ist viel billiger, Schnee dorthin und in der Qualität heranzubringen, wo wir ihn brauchen, als ihn wegzuschaffen, wo wir ihn nicht benötigen.“

Schon bei der Besichtigung flitzten VW-

verbände und natürlich für die aktiven Teilnehmer und die Presse zur Verfügung gestellt werden. Eine solche Zahl von Kleinbussen und Personenwagen konnte von der österreichischen Generalvertretung nicht allein aufgebracht werden. Eine solidarische Aktion zahlreicher VW-Importländer und die westdeutsche VW-Organisation werden rund 50 Prozent aller Fahrzeuge liefern, wobei einheimische Fahrer mitkommen, die dann auch gleichzeitig als Dolmetscher für fremdsprachige Teilnehmer dienen werden. Der Einsatz dieser Fahrzeuge trägt offiziellen Charakter, die Wagen werden im Verkehrsgeschehen und beim Parken bevorzugt behandelt, ein Reparaturzeit am Hauptparkplatz beim Olympischen Dorf wird die erforderlichen Betreuungsarbeiten ermöglichen. Schneeketten, Ski- und Gepäckträger sind bei den meisten Fahrzeugen vorgesehen.

Die Treibstoffversorgung ist insoferne schwer zu planen, als man bei den Vorbereitungen natürlich nur auf Schätzungen bezüglich des wirklichen Bedarfs angewiesen war. Als obere Grenze wird eine Gesamtmenge von 550.000 Liter Vergasertreibstoff und Dieselöl angenommen. Besondere Schwierigkeiten sind zu erwarten, da man die Witterungsverhältnisse nur vorausahnen kann und jedenfalls mit großen Frösten gerechnet werden muß. Die Mobil Oil Austria wird im Einvernehmen mit den Organisatoren an drei Plätzen besondere Abgabeeinrichtungen schaffen, wobei jeweils große Sattelschlepper stationär eingesetzt werden, aus denen normale elektrische Zapfsäulen versorgt werden. Den größten Bedarf erwartet man im Olympischen Dorf. Sorgen bereitet natürlich auch hier das Personalproblem, rechnet man doch mit einer Tankzeit pro Wagen von fünf Minuten (inklusive Reinigen der Fenster), und das ergibt bereits jetzt eine Gesamtzeit von 33 Stunden pro Tag, wenn man bloß die offizielle VW-Flotte ins Kalkül zieht. Der überwiegende Teil der Tankdienste wird sich im Olympischen Dorf abspielen, die beiden anderen großen Mobil-Tankdienste werden in Axams und Seefeld aufgebaut werden. Da alle Fahrzeuge dauernd im Freien stehen dürften, müssen auch an die Produkte höchste Anforderungen gestellt werden.

Als eine der international bedeutendsten Lichtfirmen wurde Philips schon 1960 mit der Projektierung sämtlicher Beleuchtungsanlagen betraut. Aus langer Erfahrung hat die österreichische Philips-Gesellschaft für Licht und Ton der großen Olympia-Kampfstätten hervorragende Anlagen geschaffen, die ihre Bewährungsprobe zweifellos bestehen werden. Das Kernstück aller Beleuchtungsanlagen wurde in der Kunsteishalle installiert. Für ihre 1800 m2 große Eisfläche wurde mit einem Anschlußwert von 162 kW eine Beleuchtung geschaffen, die gegenüber dem Olympia-Eisstadion in Cortina 1956 den doppelten Helligkeitsgrad aufweist. Eine große Anzahl kleiner Lampen gewährleistet, daß während der Wettbewerbe auch beim Ausfall einiger Glühbirnen der Helligkeitsgrad kaum beeinflußt wird. Um Fernsehen, Wochenschau und Film ein Maximum an Licht zu garantieren, wurden Vorkehrungen getroffen, damit das Beleuchtungsniveau in der Halle für die Sonderzwecke von 500 auf 1000 Lux erhöht werden kann. Vergleichsweise hatte das Stadion in Oslo 1952 insgesamt 180 Lux, Cortina 1956 bis 300 Lux und Squaw Valley 1960 insgesamt 500 Lux aufzuweisen.

Bei der Außenanlage der Kunsteishalle wurden erstmalig in Österreich und, im Hinblick auf die Größe der Anlage, zum erstenmal in Europa, Jodglühlampen neuester Bauform eingesetzt. Die 246 Flutlichtleuchten zeichnen sich infolge des geringen Gewichtes durch schlanke Maste aus. Die mittlere Lebensdauer der Jodlampe mit zirka 2000 Brennstunden ist viermal so hoch wie der Durchschnittswert bei Scheinwerferglühlampen. Auch für die Straßenbeleuchtung hat Philips mustergültig gesorgt. In Abständen von 36 Meter wurden Lichtpunkte errichtet, die auf der Straßenfläche einen Helligkeitsgrad von rund 20 Lux ergeben, was den neuesten eurepäischen Verkehrsempfehlungen entspricht.

Schon bei der Besichtigung stand ein großer Teil der Wegweiser, die, außerordentlich durchdacht, von Semperit angefertigt wurden: In deutscher Sprache ist ein deutlicher Hinweis auf die Richtung gegeben, für den Ausländer wurden unmißverständliche Abbildungen beigefügt (Rodel, Abfahrtsläufer, Schlittschuhläufer usw.), so daß jeder sofort weiß, wo sich die gesuchten Kampfstätten befinden. Auf jeder Tafel ist ein Winterpneu abgebildet, eine Mahnung für alle Besucher, ja nicht auf eine zweckmäßige Winterausrüstung zu vergessen, denn jeder einzelne Besucher Innsbrucks kann durch richtiges Verhalten zur glatten Abwicklung des zu erwartenden Riesenverkehrs beitragen.

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