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Profil einer Stadt

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Innsbruck, wir alle stehen wieder vor einer Wende. Ein Jahr neigt sich seinem Ende zu — ein neues tritt in unser Leben. So wie der Ablauf der Zeit auch an uns selbst nicht spurlos vorübergeht, uns wachsen und reifen ließ, so ist auch diese Stadt, die Hauptstadt des Landes im Gebirge, gewachsen, lebt in der Zeit und geht mit der Zeit. In Kunst und Kultur, in Wirtschaft und Technik, in allen

Wechselbeziehungen des modernen Lebens ist sie neu erblüht und kennt in der Entwicklung ihres Gemeinwesens wahrhaft europäischer Prägung keinen Stillstand. Es ist das Anliegen aller Bürger dieser Stadt, dieses Innsbruck, das alljährlich so viele tausende Besucher in seinen Bann zieht, trotz des Fortschrittes der Technik so zu bewahren, daß es uns auch weiterhin Heimat sein kann.

Wende 1967/68 — Rückblick und Ausblick. Ein Blick zurück kann das Geschehen des nun vergangenen Jahres in allen Einzelheiten ebensowenig erfassen, wie ein Ausblick in das neue Jahr das Unbestimmbare schon jetzt zu durchdringen vermag.

1967: Freuen wir uns darüber, daß die Stadt am Inn wieder um ein Jahr in Frieden und Freiheit verleben durfte,, daß die Naturgewalten ihr kein nennenswertes Unheil zufügten, daß die kriegerischen Auseinandersetzungen, die für viele Menschen dieser Erde Leid, Not und Zerstörung brachten, sie nicht in den Wirbel dieser beklagenswerten Geschehnisse zogen. So war es uns gegönnt, auf dem Boden des bisher Erreichten und Geschaffenen weiterzubauen. Wiederum durfte Innsbruck seine Aufgabe als Kultur-, Wirtschafts- und Verkehrszentrum Tirols erfüllen. Daß dies gelungen ist, zeigt die beachtenswerte Zahl jener, die es in unserer Stadt, sei es nur zur Erholung oder zur Pflege der Wissenschaft an unserer altehrwürdigen Leopold-Franzens- Universität, zur Ausübung der mannigfachsten Sportarten oder einfach aus Liebe zu ihr selbst und zu ihrer Umgebung zog.

Was ragte nun aus dem Tagesgeschehen Innsbrucks im Jahre 1967 in besonderer Weise heraus? Nur Beispiele aus der Vielfalt des Jahresablaufes können Erwähnung finden.

Dem besonderen Anliegen der Öffentlichkeit, im Zusammenhang mit den maßgeblichen wirtschaftlichen Kreisen Tirols und aller pädagogischen Institutionen in Innsbruck eine technische Hochschule zu errichten, wurde man gerecht. Mit der Ausführung dieses umfangreichen Bauvorhabens wurde begonnen.

Der zu erwartende Zustrom wird nicht nur aus den westlichen Bundesländern erfolgen, sondern sicherlich auch eine erkleckliche Anzahl an Südtiroler Studenten in die Landeshauptstadt Tirols bringen. Die vorderhand vorgesehenen drei Fakultäten für das Bauingenieur-Wesen, die Architektur und die Geodäsie sind sicherlich dazu angetan, um der Wirtschaft Tirols jenen Nachwuchs zu bringen, den sie für Ausbau und Fortschritt benötigt.

So wie an allen österreichischen Universitäten ist auch an der Innsbrucker Leopold- Franzens-Universität der Raummangel ein Faktor, mit dem man fertig zu werden versucht.

Einerseits war die Erweiterung der Universitätsbibliothek zwingend notwendig, und ebenso dringend ist es, das jetzige Hochschül- institut für Leibesübungen aus dem derzeitigen Baukomplex der Universität herauszulösen, um ihm einen eigenen Platz am westlichen Stadtrand — in unmittelbarer Nähe des Flughafengeländes — zu geben.

Diese Übersiedlung ist ein integrierender Bestandteil für die Verwirklichung, die philosophische Fakultät zu erweitern und in einem eigenen Baukörper an der ungefähren Stelle der - heutigen Universitätsturnhalle zu erstellen.

Will Innsbruck, seit Jahrhunderten im Schnittpunkt bedeutender Verkehrswege gelegen, seine Aufgabe als Bindeglied zwischen Nord und Süd, Ost und West weiterhin erfüllen, bedarf es einer Institution, die diesen Willen auch sichtbar werden läßt.

Das Kongreßhaus, welches Innsbruck in absehbarer Zeit erhalten soll, galt lange bei Politikern, Wirtschaftern, Baufachleuten und Historikern als heißes Eisen. Im Zuge eines groß angelegten, internationalen Wettbewerbes sollen sich nun die Gemüter etwas abkühlen und es soll dabei versucht werden, eine allen Teilen gerecht werdende Lösung zu finden. Das Gelände nördlich der alten Stiatt- halterei im Zusammenhang mit diem historisch wertvollen Bauwerk der Dogana wird sicher-i lieh städtebaulich und architektonisch jene Lösung zeitigen, die man sich im Rahmen eines modernen Stadtbildes erwarten kann.

Hervorzuheben ist insbesondere die Betriebsaufnahme des Kraftwerkes „Untere Sill“, das den rapid ansteigenden Strombedarf unserer Stadt decken hilft, die Fertigstellung des Chemischen Institutes unserer Universität, das der Lehre und Forschung dient. Der nun seinem Ende zugehende Bau unserer neuen Chirurgischen Universitätsklinik wird eine schmerzlich fühlbare Lücke in der Betreuung und Heilung Unfallgeschädigter schließen.

Die von Innsbruck ausgehende Brennerautobahn, die Fachleute von internationalem Ruf schon heute als eine der schönsten im Gebirge liegenden Schnellstraßen bezeichnen, näherte sich ein gewaltiges Stück ihrer Fertigstellung. Der Durchstich der nördlichen Tunnelröhre durch den Bergisel wair ein besonderes Ereignis, wurde doch auf dieser 470 Meter langen Tunnelstrecke erstmals die von österreichischen Ingenieuren entwickelte Schildbauweise erfolgreich angewandt.

Innsbruck als Kongreß- und Messestadt hat sich neuerlich in einer Reihe bestens geplanter und durchgeführter Veranstaltungen bewährt, wobei die Fertigstellung der neuen Messehalle die Konzentration und den weiteren Ausbau der Innsbrucker Messe in erfreulicher Weise förderte.

Trotz der Vielfalt der hier aufgezeigten Auf-

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