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Restaurateure müssen bezahlt werden

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Zahlreiche Renovierungsprojekte sind gefährdet, das Sparpaket der Regierung trifft auch die Kirche hart.

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Zahlreiche Renovierungsprojekte sind gefährdet, das Sparpaket der Regierung trifft auch die Kirche hart.

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Das Fresko zeigt drei Männer aus dem frühen Mittelalter: In der Mitte König Stephan, rechts von ihm sein Sohn Emmerich, links zu sehen König Ladislaus. In der Wallfahrtskirche Mariae Geburt und Mariae Heimsuchung im burgenlän-dischen Rattersdorf werden derzeit Fresken restauriert, deren Entstehungszeit Experten auf das Jahr 1380 schätzen. Die Kosten der Restaurierung betragen rund vier Millionen Schilling. Eine Summe, deren Begleichung jetzt die übrigen Renovierungsarbeiten in Rattersdorf lahmlegt. Sie zu übernehmen hatte den Rattersdorfern nämlich das Bundes-denkmalamt versprochen. Ris jetzt sind von dort allerdings lediglich 1, 6 Millionen Schilling überwiesen worden. Schuld daran ist der neue Sparkurs beim Denkmalschutz. Die Renovierung der Wallfahrtskirche in Rattersdorf hat wie viele andere darunter zu leiden.

Das Budget für den Denkmalschutz ist vom Bund für dieses Jahr um fast 50 Prozent gekürzt-worden. Damit stehen österreichweit rund 60 Millionen Schilling weniger zur Verfügung als bisher. Zahlreiche Benovierungs-projekte sind gefährdet.

Für die Kirche mit ihren rund 8.000 denkmalgeschützten Kirchen, 6.500 Pfarrhäusern und Hunderten von Klöstern in ganz Osterreich ergibt sich eine schwierige Situation. Die ein oder andere baufällige Kirche muß vielleicht demnächst geschlossen werden, weil das Geld für deren Benovierung fehlt.

In Battersdorf hat man 1990 mit der Benovierung der mittelalterlichen Doppelschiffkirche begonnen, insgesamt wurden knapp 17 Millionen Schilling veranschlagt. Weil Pfarre und Diözese mit der Finanzierung der Arbeiten im Innen- und Außenraum ausgelastet waren, erklärte sich der Bund bereit, für die Be-staurierung der Fresken aufzukommen. Die Gesamtsumme von vier Millionen Schilling sollte in Jahresraten bezahlt werden. „Bis 1993 sind Gelder vom Bund gekommen, danach nichts mehr” erläutert Josef Land-stätter vom Verwaltungsausschuß der Pfarre. 1,6 Millionen Schilling habe der Bund bis jetzt geleistet, der restliche Betrag sei noch völlig offen.

Eine vertrackte Lage für die Bat-tersdorfer. Der Bestaurateur arbeitet auftragsgemäß weiter, seine Bech-nungen müssen freilich bezahlt werden. „Weil das Geld vom Bund ausgeblieben ist, mußten wir zusammen mit der Pfarre für den Bestaurateur aufkommen”, so Dieter Prieller, der Leiter des Diözesanbauamtes der Diözese in Eisenstadt. So wurde der Bestaurateur mit Geldern bezahlt, die für die Innenraum-Benovierung veranschlagt waren. Sie fehlen nun an anderer Stelle: Der Gnadenaltar im Mittelschiff und die zugehörige Bilderwand aus dem 18. Jahrhundert, an sich im Bestaurierungsprogramm für 1995, sind vorerst zurückgestellt. Die Benovierung zieht sich hin, die kleine Gemeinde ist schwer belastet. Mit ihrem engagierten Pfarrer Anton Kolic haben die 489 Katholiken von Battersdorf die stolze Summe von drei Millionen Schilling aufgebracht. In den eigenen Beihen noch weitere Mittel aufzutreiben, scheint unmöglich. '

Daß der Bund sein Denkmalschutz-Budget so sehr gekürzt hat, stößt auch bei der Kirche auf lauten Protest. Obgleich Eigentümerin von 70 Prozent der denkmalgeschützten Gebäude in Österreich, erhält sie nur knapp 50 Prozent der Fördermittel.

Gespart wird von Seiten des Bundes auch in der Erzdiözese Wien. Dieses Jahr stehen zehn bis 15 Millionen Schilling weniger zur Verfügung, schätzt Bauamtsleiter Franz Ehrlich. Eines der größten Benovierungspro-jekte der vergangenen Jahre ist die Kirche Alt-Ottakring in der Johannes Krawarik-Gasse. Der Bau vom Anfang des Jahrhunderts erhielt ein komplett neues Dach mit Dachstuhl, Steinteile und -sockel an der Fassade wurden instandgesetzt, die Fassade ist erneuert und der Innenraum vollständig renoviert.

Der Bund steuert für die Benovierung nicht einmal ein Prozent bei. Mit 300.000 Schilling beteiligt er sich an den Gesamtkosten von 35 Millionen Schilling. „Ein krasses Mißverhältnis”, wie Ehrlich findet. Auch im Fall der Kirche Alt-Ottakring mußte umdisponiert werden: „Mit 2,3 Millionen Bundeszuschuß hatten wir mindestens gerechnet”.

Der Löwenanteil von 15 Millionen Schilling wird von der Erzdiözese aufgebracht, und weitere zwölf Millionen sind von der Stadt Wien zugesagt. Die Pfarre selbst mußte-weiters ein Diözesandarlehen von fünf Millionen aufnehmen, um ihren Anteil von acht Millionen finanzieren zu können.

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