6569537-1950_13_12.jpg
Digital In Arbeit

Römerzeit in Österreich

Werbung
Werbung
Werbung

Römische Siedlungen und Straften Im Limesgebiet zwischen Enns und Leitha. (.Der römische Limes in Österreich, Heft XIX). Von Gertrud Pascher. In Kommission bei Rudolf M. Rohrer, Wien. Mit einer Karte und zwei Abbildungen im Text.

Die von der österreichischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene Schriftenreihe, der das hier angezeigte Buch zugehört, hat die Aufgabe, über die Erforschung der gewaltigen römischen Befestigungszone (.Limes“) längs des gesamten österreichischen Donauabschnittes fortlaufend zu berichten. Der neueste Band dieser im In- und Ausland gleich hochgeschätzten Reihe darf deshalb erhöhtes Interesse beanspruchen, v/eil darin die Ergebnisse jahrzehntelanger österreichischer Gelehrtenarbeit zu einem eindrucksvollen Überblick zusammengefaßt sind. Behandelt ist der Donauabschnitt von Lauriacum (Enns) stromabwärts bis zur östlichen Staatsgrenze. Unser derzeitiges Wissen um die Besiedlung und die Verkehrswege dieses Raumes zur Römerzeit wird durch das Kernstück des Buches veranschaulicht: eine in genügend großem Maßstab gefertigte, übersichtlich gehaltene und sauber gezeichnete Karte. Der Textteil umfaßt zunächst die Einleitung, in der die Verfasserin die wohlüberlegten methodischen Grundsätze und die Ziele ihrer Arbeit darlegt. Der zweite, umfangreichste Abschnitt bringt ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis der Siedlungen mit Aufzählung aller jeweils gemachten Funde samt zugehörigem Literaturnachweisen; er bietet also gewissermaßen die quellenmäßige Untermauerung der kartographischen Feststellungen. Im dritten und letzten Abschnitt werden ia analoger Weise die Straßen behandelt.

Die hingebungsvolle Arbeit und der Bienenfleiß der Verfasserin kommt im Ortsverzeichnis klar zum Ausdrude, wo nicht hunderte, sondern tausende Literaturangaben festgehalten, aber auch — was besonders hervorgehoben werden muß — kritisch ausgewertet sind.

Der Lokalforscher mag im einzelnen Falle da und dort Nachträge und Berichtigungen beibringen können (vor allem fällt auf, daß A. Grafs .Übersicht der antiken Geographie von Pannonien“, Budapest 1936, nicht benützt wurde), so gilt doch im gesamten, daß hier der Landesgeschichte ein fortab unentbehrliches Hilfsmittel geschenkt wurde. Die dargebotene Leistung ist um so erstaunlicher, wenn man erfährt, daß es sich um eine Erstlingsarbeit handelt. Mit ihr hat die Verfasserin — eine Schülerin des Archäologischepigraphischen Seminars der Wiener Universität und Mitarbeiterin des österreichischen Archäologischen Instituts — nicht nur sich selbst einen guten Namen geschaffen, sondern dem Ansehen der österreichischen Wissenschaft überhaupt Ehre gemacht.

Dr. Rudolf Noll

Carnuntum. Seine Geschichte und seine Denkmäler. Von Erich Swoboda. Mit 10 Abbildungen im Text, 1 Karte und 16 Bildtafeln, österr. Archäologisches Institut, Wien. 69 Seiten.

In den schweren Jahren nach dem ersten Weltkrieg hat das österreichische Archäologische Institut dank der Initiative Rudolf Eggers die systematische Erforschung der an das römische Militärlager von Carnuntum anschließenden bürgerlichen Siedlung begonnen, welche zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. zur Stadt erhoben worden war. Die Aufdeckung des großen, für etwa 13.000 Besucher berechneten Amphitheaters war der erste sichtbare und höchst eindrucksvolle Erfolg dieser Arbeit. Unter der Ägide der niederösterreichischen Landesregierung erfuhr dann diese Arbeit im Jahre 1938 eine besondere Ausweitung. Brachte auch der zweite Weltkrieg abermals eine bittere Unterbrechung, so haben hier die von Erich Swoboda geleiteten Arbeiten, welche seit zwei Jahren in sehr beachtlichem Umfang wieder aufgenommen wurden, bereits Ergebnisse gewonnen, die Carnuntum zu der umfangreichsten römerzeitlichen Ruinenstätte auf Csterreichischem Boden machen.

Um so bedauerlicher war es, daß dem Besucher Carnuntums seit Jahren außer einer knappen Beschreibung des Zivilamphitheaters kein der geschichtlichen Bedeutung der römischen Donaufestung und Stadt entsprechender Führer in die Hand gegeben werden konnte. Diesem Ubelstand ist im Rahmen des derzeit Möglichen in höchst erfreulicher Weise dadurch abgeholfen worden, daß Erich Swoboda, der als Grabungsleiter die aufgedeckten Ruinen und dabei gemachten Funde naturgemäß am besten kennt, eine mit zahlreichen Abbildüngen ausgestattete Broschüre herausgebracht hat.

Wenn Erich Swoboda auch keinen echten Führer vorlegen konnte, da daran erst nach Abschluß der Neuaufstellung der reichen Sammlungen im Museum Carnuntium in Deutsch-Altenburg und in dem Schloßmuseum in Petronell gedacht werden kann, so werden seine Ausführungen doch für jeden Besucher von großem Wert sein. Der einleitende Abschnitt (S. 5 bis 26) schildert, die örtliche Entwicklung richtig in das Geschehen innerhalb des gesamten Imperiums hineinstellend, Aufstieg und Niedergang der Festung und Siedlung an der Donau, wobei E. Swoboda in seine stets geistreiche, wenn auch nicht immer ganz leichte' Darstellung verlebendigend die aus den zahlreichen Grabsteinen und sonstigen Insdiriften zu gewinnenden Angaben vorteilhaft einzuflechten versteht. Im besonderen der Zivilsiedlung und damit den hier bislang aufgedeckten Bauten ist der zweite Abschnitt (S. 27 bis 52) gewidmet, der es ruch unternimmt, über die materielle Kultur und das Leben und Treiben der Bürger Aufschluß zu geben. Wenn auch hier einige Pläne und gegebenenfalls Wiederherstellungsskizzen, die vielleicht anstatt mancher anderer Abbildungen bevorzugt hätten werden sollen, das Verständnis erleichtert und vorteilhaft vervollständigt hätten, so entschädigt hiefür in vielem der letzte Abschnitt über die religiösen Verhältnisse (S. 53 bis 65), der glücklich die Vielfalt der verschiedenen Glaubenssysteme und ihre Eigenheiten darzulegen vermag und der Broschüre einen tieferen Gehalt verleiht, als ihr knapper Umfang zunächst erwarten ließe. Mußte auch — zum Teil wohl infolge der Zeitverhältnisse — dieser oder jener Wunsch, den man an eine so umfassende Schilderung einer antiken Ruinenstätte stellen wollte, unerfüllt bleiben, als Ganzes gewertet darf dem Büchlein weiteste Verbreitung gewünscht werden.

Dr. Franz Miltner

Wiener Mode im Wandel der Zelt. Ein

Beitrag zur Kulturgeschichte Alt-Wiens. Von Leopoldine Springschitz. Wiener-Verlag. 256 Seiten, mit 32 farbigen und 32 schwarzen Kunstdruckbeilagen.

Leopoldine Springschitz behandelt in ihrem Buch eines der zugleich reizvollsten wie merkwürdigerweise unerforschtesten Kapitel der Wiener Kulturgeschichte — die Wiener Mode zwischen Empire und Gründerzeit und ihre immer neuen Versuche, die Geschmacksdiktatur der Pariser Modesalons abzustreifen oder sogar zu überwinden. Die Verfasserin spart nicht mit klugen Zwischenreflexionen, in denen der Zusammenhang von Mode und Gesellschaftsordnung, Mode und Politik, Mode und Zeitstil hingewiesen wird. Sie gehören in ihrer Art zu den besten Teilen des Buches, dem man ansonst gerne eine klarere Disposition und genauere Scheidung der Zeiten wünschen würde.

In Anbetracht dessen, daß hier nicht ohne Erfolg stoffliches Neuland betreten wurde, liest man einige eher flüchtige Formulierungen („denn Mode wird ja bekanntlich nicht allein vom Schneider inspiriert, sondern auch von denjenigen, die das Material dazu auf den Markt bringen“) unkritischer und verzichtet auch, auf eine Anzahl historischer Fehler näher einzugehen.

Ausstattungsmäßig ist das Buch ein Meisterstück des Wiener Verlags. Einer Neuauflage wäre ein Sachregister und Bilderverweise, vielleicht auch ein etwas großzügigerer Schutzumschlag zu empfehlen.

Dr. Gerhart Swoboda

Die verhängnisvolle Frage. Von X. Mayr.

Schriftenreihe Neues Leben. 326 Seiten mit 68 Abbildungen.

„Die verhängnisvollste Frage“ ist, wie es das Vorwort sagt, ein Lesebuch für jedermann, der naiv schauen und denken kann. Der Verfasser kann es, manchmal vielleicht zu gut, so daß ihm der Darm, die Verdauung unserer Voreltern und unserer heutigen Staatslenker, zum Mittelpunkt des Weltgeschehens wird. Die Völkerverdauungs-AG wird die unverdauliche UNO ersetzen. Wenn wir dem Verfasser auch nicht bis zu solch hohen Zielen zu folgen vermögen, auf weite Strecken gibt man ihm gern das Geleite. Es ist sicherlich wichtig, daß unser Ernährungssystem oft falsch angewendet ist und unsere Verdauung, zivilisationsbedingt, unter ungünstigen Voraussetzungen, daher schlecht arbeitet. Der diesbezügliche Ruf des Verfassers .Zurück zur Natur!“ ist sehr berechtigt. Das zeigen vor allem seine geheilten Kranken. Vielleicht muß man sich die Welt wirklich einmal aus der Rectumperspektive betrachten und sich die Aussicht aus diesem Fenster erklären lassen. Sie ist nicht nur für den Laien, sondern auch für den Arzt und Forscher sehr interessant.

Univ.-Prof. Dr. Anton H i 11 m a i r

Die Missetäterstämme. Ein Buch von Indiens ältestem Volk. Von Leonhard J u n g b 1 u t S. V. D. Mit einem Vorwort von Prof. W. Koppers, Aus dem Niederländischen übertragen. Verlag St. Gabriel, Mödling b. Wien. 336 Seiten, 26 Abbildungen, 2 Karten.

Dieses Buch hat den holländischen Missionarforscher und vorzüglichen Indienkenner Jungblut zum Verfasser. Er ließ es erstmalig 1945 in Holland unter dem Titel: „Misdadige Stammen erscheinen. Es fand dort in den weitesten Kreisen eine begeisterte Aufnahme und erlebte in kurzer Zeit mehrere Auflagen. Jungblut war jahrelang als Missionar und Forscher unter den Bhil tätig, die in den Dschungeln des nordwestlichen Zentralindiens wohnen. Nun liegt das zugleich belehrend und fesselnd geschriebene Buch auch in deutscher Sprache vor. Keine Frage, daß es auch in dieser Form viele Leser und Freunde finden wird.

Leider starb der Ubersetzer des Buches, bevor die deutschsprachige Ausgabe erscheinen konnte. Das vor allem hat zu Unzukömmlichkeiten geführt, auf die kurz hinzuweisen der Referent, der ja dem Buche ein Vorwort gewidmet hat, sich verpflichtet fühlt.

Die Bhil gehören bekanntlich zu den sogenannten Verbrecherstämmen (Criminal Tribes). Jungblrt gab daher seinem Buch den Titel: „Misdadige Stammen. Er setzte also das Misdadige in Anführungszeichen, was ganz richtig ist; denn die Bhil sind natürlich ebensowenig geborene Verbrecher wie andere Menschen. Im Deutschen hätte der Titel dem holländischen Original entsprechend lauten sollen: „Verbrecher'-Stämme. Wie der Leser sieht, ist statt dessen als Titel Die Missetäterstämme gewählt. s Nicht zu rechtfertigen ist der Untertitel: „Ein Buch von Indiens ältestem Volk. Das natürlich um so weniger, als er dem holländischen Original fehlt. Gewiß gehören die Bhil in die Reihe alter indischer Dschungelstämme hinein. Aber das berechtigt nicht zu dem genannten Untertitel. Dieser müßte also bei einer Neuauflage, die dem Buche nur zu wünschen ist, eine entsprechende Abänderung erfahren.

Wie ein weiterer Vergleich dem Referenten gezeigt hat, ist die Ubersetzung nicht in allen Einzelheiten getreu und befriedigend. Wieweit der ursprüngliche Ubersetzer des Holländischen völlig kundig war oder nicht, steht dahin. Jedenfalls schuldet der Referent es namentlich allen wissenschaftlich Interessierten, darauf aufmerksam zu machen, daß für wissenschaftliche Zwecke auf das Original von Jungbluts Buch zurückzugreifen ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung