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Der Staat Israel ist gegründet worden, weil nicht nur seine Bürger, sondern auch die Vereinten Nationen das so wollten. Am 29. November 1947 beschloß die UNO-Generalversammlung mit 33 gegen 13 Stimmen und zehn Stimmenthaltungen, daß das palästinensische Territorium — bis 1918 dem türkischen Reich zugehörig und nachher als Völkerbund-Mandat von den Briten verwaltet — dergestalt geteilt werde, daß die vorwiegend von jüdischen Siedlern bewohnten Gebiete den neuen Staat Israel bil den und die vor allem von Arabern bewohnten Teile des Landes den Vereinbarungen gemäß Ägypten zufallen sollten.

Zu diesem Beschluß waren die Vereinten Nationen untet" dem Ein-’ druck der fürchterlichsten Katastrophe gelangt, die das jüdische Volk in seiner ganzen bisherigen Geschichte erlitten hatte: von den insgesamt auf der Welt lebenden 15 Millionen Juden war der größte Teil der europäischen Juden — an die sechs Millionen — von den Nationalsozialisten ausgerottet worden. Nach 1900 Jahren Exil und Diaspora sollte den Juden nun Gelegenheit geboten werden, nicht mehr als Minderheiten unter fremden Völkern Verfolgungen ausgesetzt, sondern durch einen eigenen Staat und eigenen Boden beschützt und gestützt zu sein.

Die 13 Stimmen, die auf der UNO- Generalversammlung gegen den Beschluß über die Zuteilung von ungefähr der Hälfte des palästinensischen Territoriums an den Staat Israel abgegeben wurden, waren vor allem die der Vertreter der Palästina umgebenden arabischen Staaten. Sie widersetzten sich der jüdischen Staatsgründung nicht nur auf der UNO, sondern sowohl vorher als nachher — wenn auch erfolglos — mit den Mitteln militärischer Gewalt. Sie haben sich seit jenem Augenblick im Krieg gegen Israel erklärt und sowohl politischen wie wirtschaftlichen Boykott gegen den Judenstaat verhängt. Nur durch das Eingreifen der UNO ist es zu einer Art unruhigen Waffenstillstandes gekommen, der jedoch häufig durch Überfälle und

Kämpfe in den Grenzgebieten unterbrochen wird. Vor allem aber sorgen die politischen Führer der arabischen Staaten dafür, keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, daß sie keinen Frieden mit Israel wünschen und daß sie bestrebt sind, dem Judenstaat den Garaus zu machen und, wie die Parole lautet, „die Juden ins Meer zu treiben“.

Die Kluft weitet sich

Die Feindschaft der arabischen Staaten gegen Israel ist vielschich-

tigen Ursprungs. Bis zu den ersten Landkäufen und Besiedlungen durch den zionistischen Nationalfonds nach dem ersten Weltkrieg waren die,, Juden nur eine .kleine, schwache Minderheit von vorliegend aus religiösen Gründen ins Land Gekommenen, die nichts anderes wollten, als dort nach ihrem Tod begraben sein. Die großen Judenpogrome in Rußland vor und nach dem ersten Weltkrieg verschafften der zionistischen Bewegung praktische Impulse und Ziele; sie brachten es schließlich mit sich, daß die britischen Erben des türkischen Reiches den Juden eine nationale Heimstätte in Palästina einräumten. Je größer jedoch die Zahl jüdischer Siedlungen wurde, desto schärfer traten die Unterschiede zwischen deren sozialen und kulturellen Strukturen und denjenigen der Araber hervor. Wahrscheinlich viel mehr als das müdzitierte britische „Teile und herrsche“ trugen diese Unterschiede zur Feindseligkeit zwischen Arabern und Juden bei.

Bei den Arabern: eine Masse von armseligen Nomaden und Fellachenpächtern, die unter kaum besseren Verhältnissen wie ihre biblischen Vorfahren arbeiteten und lebten. Sie wurden von einer theokratischen Oberschicht geistig und weltlich beherrscht und von feudalen Latifun- dienbesitzern weniger ausgebeutet als einfach ihrer Armut und Rückständigkeit überlassen. So war vielmehr der Klerus als das ökonomisch schwache Händlertum und die schmale, erst eigentlich entstehende Intellektuellenschicht der eigentliche Träger des arabischen Nationalismus.

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