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Staub sinkt — die Sterne leuchten

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ADALBERT STIFTER: SÄMTLICHE WERKE.

13. Band, 1. Hälfte. Erzählungen 1. Teil. Herausgegeben von Gustav Wilhelm. Stiasny-Verlag, Graz. CXIII und 225 Seiten. Mit 3 Abbildungen. Preis 145 S.

Der von allen Stifter-Freunden seit dem letzten Kriege sehnlich erwartete dreizehnte Band liegt nun endlich vor uns. ln der Reihe der großen kritischen Prag-Reichenberger Gesamtausgabe steht er mit zwei Teilen zwischen dem zwölften Band, der „Mappe“, und dem vierzehnten Band, der ersten Abteilung der Vermischten Schriften. Wir haben den ersten Schritt zur Vollendung der Gesamtausgabe — noch fehlen die zweite Hälfte der Erzählungen und der fünfundzwanzigste (Schluß-) Band — vor allem der Initiative des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich, seines Leiters_ Dr. Aldemar Schiffkorn, sowie der Unterstützung durch das Amt der Oberösterreichischen Landesregierung zu danken. Der ge schmackvoll in grünem Ganzleinen mit Goldaufdruck hergestellte Band, dessen Einleitung durch Stifters getreuen Paladin Wilhelm eine Kostbarkeit österreichischer Philologie bildet, enthält Stifters Erzählungen „Die drei Schmiede ihres Schicksals“ (1844), „Der Waldgänger“ (1846) und „Prokopus“ (1847). Der photomechanische Nachdruck der Druckbogen durch die Akademische Druck- und Verlagsgesellschaft schließt auch im Bild des Satzes den Band in die Reihe seiner Brüder ein. Man möchte nur hoffen, daß die Resolution der I. Internationalen Tagung des Adalbert-Stifter-Instituts zu Bad Hall 1955 wie hier arch ferner den gleichen Erfolg hat.

Es wird sich über kurz oder lang die Notwendigkeit ergeben, die längst vergriffenen Bände der Gesamtausgabe nachzudrucken.

DIE MAPPE MEINES URGROSSVATERS. - Aus dem alten Wien. Von Adalbert Stifter. Adam- Kraft-Verlag, Augsburg. 536 Seiten. Preis 12.80 DM.

Der Herausgeber Max Stefl, der diesem Bande ein gestrafftes Nachwort mitgibt, bietet uns die „Mappe" in der letzten, der sogenannten Romanfassung, welche 1939 erstmals von Hüller veröffentlicht wurde. Diese „letzte Mappe“ — sie ist bekanntlich unvollendet geblieben — gehört zu den unvergänglichen Denkmälern unserer Dichtung; man mache doch nach einem, wenn auch noch so angestrengten, Arbeitstag den Versuch, schlage die erste Seite auf, und es wird dem Leser sein, als sänken die Wolken des Staubes, als wehe ein herber Nachtwind, und oben leuchten wie die Augen einer anderen Welt die Sterne. Die „letzte Mappe“ ist die Rechtfertigung unseres Seins durch eine überhöhte Existenz, der man nachspüren muß. — „Wien und die Wiener“ — wiederholt herausgegeben, auch mit Bildern —, berühmt durch die Schilderung der Sonnenfinsternis vom 8. Juli 1842, durch die „Aussicht und Betrachtungen von der Spitze des Sankt- Stephans-Turmes“, gehört in die Hand jedes Wieners.

ÜBER SCHULE UND FAMILIE. Von Adalbert Stifter. Mit Vorwort und Erläuterungen von Doktor Andreas Markus. Verlag Hans Carl, Nürnberg. 68 Seiten. Preis 3.50 DM.

Ja, in welcher Zeit leben wir denn eigentlich? Wenn man diese von Markus sorgfältig gesammelten Aussprüche und Auszüge aus Schriften Stifters liest,

glaubt man zuweilen, das wären Lageberichte von heute. Und doch sind es vorwiegend Worte aus dem „Wiener Boten“ von 1849.

ADALBERT STIFTERS LINZER JAHRE. Ein

Kalendarium. Von Otto J u n g m a i r. Stiasny-Ver- lag, Graz. 360 Seiten. Preis 129 S.

Es fällt schwer, im Rahmen einer auf jeden Fall immer zu kurzen Rezension die Fülle und die Summe der Mühe und des Fleißes aufzuzeigen und nachzuweisen, welche der Herold der Stifter-Forschung — sicherlich als die Krone seines Schaffens —. auf der Höhe des Lebens’ mit einer Sachlichkeit und Bescheidenheit vorlegt, die Dutzende redseliger Werke über Stifter vergessen macht. Zunächst ist es Jungmairs Verdienst, endlich mit der Legende aufgeräumt zu haben, als wäre der Dichter in Linz geistig vereinsamt, als hätte er in der Provinz ein biedermeierliches Stilleben, mit Kakteenflor gerahmt, gesucht. Hier war die Form des Jahr- und Tagebuches die richtige, um die vielfältigen persönlichen und sachlichen Verknüpfungen aufzuzeigen. Da es sich längst als nötig gezeigt hat, den Pädagogen Stifter vorzustellen, sind die erstmaligen Würdigungen der Berufstätigkeit (Dienstreisen als Landes schulinspektor; Obsorge um Schulneu- und -umbau, um Entwicklung von Erziehungsmethoden) sehr schätzenswert. In dem Wirken des großen Menschenbildners hat aber seine bahnbrechende Arbeit als Denkmalkonservator, sein bewährter Blick, der im Oberösterreichischen Kunst- und Musealverein zur Geltung kam, gleich bedeutendes Gewicht. Interessant ist, wie die herkömmliche Meinung über das Verhältnis zu .Heckenast berichtigt und wie mit dem existentialistischen Stifter-Bild ohne Federlesen umgegangen wird. Der Autor wäre indes kein ernst- zunehmender Forscher, hätte er nicht jede Behauptung durch Quellen gestützt, die zusammen mit den immer einbezogenen Briefen, Gesprächen, Werkzeugnissen dem Buche seine grundlegende Bedeutung verleihen.

ADALBERT STIFTERS LINZER WOHNUNG. Von

Otto J u n g m a i r. Stiasny-Verlag, Graz. 34 Seiten, 6 Abbildungen.

In der wichtigen Schriftenreihe des Adalbert- Stifter-Instituts, das auch das vorhin besprochene Buch publizierte, wird den Freunden des Dichters, die Linz besuchen, diese handliche Schrift erwünscht sein. Das Haus Untere Donaulände 6 ist nunmehr auch zu einer Heimstatt für das durch Land und Stadt beispielhaft geförderte Institut geworden. In den authentischen, zum ersten Male veröffentlichten Berichten mußte, da die amtlichen Bauakten über Stifters Wohnung beim Linzer Magistrat fehlen und die Akten des Meldeamtes Lücken aufweisen, in weitläufiger Sucharbeit nach Stifters Angaben und denen seiner Bekannten die genaue Lokalisation vorgenommen werden. Es ist darnach erwiesen, daß vom 6. Mai 1848 bis zum 1. Juli 1849 Stifter im ersten Stockwerk die hintere, dem jetzigen Zollamtsgebäude zugewendete Wohnung, und vom 1. Juli 1849 bis zuv seinem Tode die der Donau zugekehrte Wohnung im zweiten Stock bewohnt hat. Wer auf Stifters Wegen nach Linz kommt, vergesse auch nicht, sich Jungmairs Sonderdruck aus den „Oberösterreichischen Heimatblättern“ 4/55 für das Institut und die ebenfalls als Sonderdruck herausgegeb'ene Arbeit des gleichen Verfassers „Adalbert Stifter und die Schulreform in Oberösterreich nach 1848“ zu beschaffen. Diese letztgenannte Arbeit, von hervorragendem dokumentarischem Wert, ist erstmals im „Historischen Jahrbuch der Stadt Linz 1957“ abgedruckt gewesen; nun ist sie in der handlichen Form auch einer instruktiven Verbreitung dienlich und empfehlenswert.

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