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Sudtirols Einwohnerbewegung vor und nach 1918

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Der italienische Ministerpräsident Pella hat zu wiederholten Malen in der letzten Zeit eine Volksabstimmung für Triest gefordert, und zwar mit der Begründung, daß das einzige demokratische Mittel, das Volk tu befragen, eben die Volksabstimmung sei. In Paris erklärte Pella wörtlich:

„Ich möchte aus Treue zu den demokratischen Grundsätzen wiederholen, daß uns die Idee der Volksabstimmung immer als die geeignetste und überzeugendste Lösung schien und scheint, als einzige, welche dem Einzelwillen der Interessierten Rechnung trägt und nicht verfehlen würde, unser gutes Recht zu beweisen.“

Die Südtiroler Abgeordneten haben mit Recht diesen Standpunkt des Ministerpräsidenten unterstützt, denn was für Triest recht ist, muß auch für Südtirol billig sein. Ja, der Ministerpräsident erklärte weiter:

„Die jugoslawische Regierung wirft uns vor, daß wir nach dem 4. November 1918* Triest und Umgebung italianisiert und die Stadt und Umgebung mit italienischen Einwanderern aufgefüllt haben. Dies ist der Grund, warum die von mir vorgesehene Volksabstimmung auf jene begrenzt werden soll, die in Triest und im Gebiet des Freistaates vor dem 4. November 1918 geboren wurden. Ich füge hinzu, daß auch jene, die Triest nach dem 4. November 1918 verlassen haben, Stimmrecht haben sollen.“

Dieser Standpunkt des Ministerpräsidenten wäre im Falle einer Abstimmung auch für Südtirol anzuwenden. Es ist daher angezeigt, einen Blick auf die Entwicklung der Bevölkerung Südtirols vor November 1918 und nach November 1918 zu werfen.

Im Jahre 1869 lebten in Südtiro! insgesamt 190.721 Einwohner. Im Jahre 1910 waren es 242.502, im Jahre 1921 254.935. Von dieser Zahl“ waren lediglich laut Volkszählung 24.583 Italiener und 17.018 Ladiner. 1931 betrug die Bevölkerung Südtirols 291.064, hiervon 56.508 Italiener, 1936 hatte Südtirol 329.918 Einwohner, davon bereits mehr als 60.000 Italiener. Die letzte Volkszählung vom Jahre 1951 ergab 334.115 Einwohner, davon rund 120.000 Italiener. Bei der Angliederung Südtirols an Italien lebten in der heutigen Provinz Bozen rund 7000 Italiener. 1921 betrug diese Zahl bereits 24.583, also mehr als das Dreifache, und ist die Zahl der Italiener von 2,4 Prozent auf 6,6 Prozent angewachsen.

1931 betrug die Anzahl der in Südtirol lebenden Italiener 56.508 oder 19,4 Prozent, also bereits fast ein Fünftel der Einwohnerzahl Südtirols.

Man kann also kaum von einem normi; l.en Anwachsen des italienischen Bevölkerungsteils sprechen. Dabei ist auch zu bedenken, daß gerade in jenen Jahren 1918 bis 1939 die Italiener vielfach nicht nur in ihre überseeischen Kolonien, sondern auch zum großen Teil nach Amerika auswanderten. Wenn trotzdem die Zahl der italienischen Bevölkerung 'Südtiröls derart anstieg, so ist das nur auf eine gelenkte, planmäßige Massenzuwanderung zurückzuführen.

Der italienische Abgeordnete der Christlich-demokratischen Partei, Dr. Facchin, verlangte in einer seiner letzten Reden die Verdopplung der Einwohnerzahl Bozens von 77.000 auf 150.000, und das italienische Blatt „Alto Adige“ in Bozen ruft sogar nach einer Erhöhung auf 250.000, selbstverständlich durch italienische Einwanderer. Die Folge davon wäre, daß die Deutschen in Südtirol zu einer hoffnungslosen Minderheit herabsänken. Wenn man bedenkt, daß 1918, als Südtirol zu Italien kam, in Südtirol lediglich 2,4 Prozent Italiener lebten und heute bereits ein Fünftel der Bevölkerung italienisch ist, so ist die Tendenz der italienischen Bevölkerungspolitik hinlänglich gekennzeichnet.

Die unabhängige Zeitung „Land Tirol“ schreibt zutreffend: „Es ist ein Todesmarsch, auf dem die Südtiroler seit 1945 sich befinden, wenn nicht noch in letzter Stunde Rettung kommt.“

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