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US-Boykott gegen Schweden

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Zur selben Stunde, da Schwedens neuer Staatsminister, Olaf Palme, in Stockholrii die Zusammensetzung seiner Regierung bekanntgab, erfolgten von Washington, New York und Atlantic City aus auf Schwedens Außenpolitik die heftigsten Angriffe, die man bisher verzeichnet hat. Diese Angriffe wurden noch durch Erklärungen untermauert, die vom amerikanischen Außenamt ausgingen und darauf hinausliefen, daß die Export- und importbank alle weitere Kreditgebung an schwedische Importeure amerikanischer Waren stoppen, eventuell sogar bereits bewilligte Kredite zurückhalten wird. Das schwedische Unternehmen „Stora Kopparberg“ meldete die Annullierung einer amerikanischen Bestellung im Wert von 175 Millionen Kronen, und der Führer der amerikanischen Hafenarbeiter, Thomas Gleason, drohte mit einem Bojkott schwedischer Fahrzeuge. Als ebenso scharfe Kritiker schwedischer Außenpolitik präsentierten sich der Öffentlichkeit der Führer des Seemannsverbandes, Joseph Currän, und iler Vorsitzende des Telegraphenarbeiterverbandes, Joe Beirne. Was war der Anlaß dieser breit angelegten antischwedischen Kampagne in den USA?

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Zur selben Stunde, da Schwedens neuer Staatsminister, Olaf Palme, in Stockholrii die Zusammensetzung seiner Regierung bekanntgab, erfolgten von Washington, New York und Atlantic City aus auf Schwedens Außenpolitik die heftigsten Angriffe, die man bisher verzeichnet hat. Diese Angriffe wurden noch durch Erklärungen untermauert, die vom amerikanischen Außenamt ausgingen und darauf hinausliefen, daß die Export- und importbank alle weitere Kreditgebung an schwedische Importeure amerikanischer Waren stoppen, eventuell sogar bereits bewilligte Kredite zurückhalten wird. Das schwedische Unternehmen „Stora Kopparberg“ meldete die Annullierung einer amerikanischen Bestellung im Wert von 175 Millionen Kronen, und der Führer der amerikanischen Hafenarbeiter, Thomas Gleason, drohte mit einem Bojkott schwedischer Fahrzeuge. Als ebenso scharfe Kritiker schwedischer Außenpolitik präsentierten sich der Öffentlichkeit der Führer des Seemannsverbandes, Joseph Currän, und iler Vorsitzende des Telegraphenarbeiterverbandes, Joe Beirne. Was war der Anlaß dieser breit angelegten antischwedischen Kampagne in den USA?

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Schwedens Außenminister Torsten NUSSQH -hatte auf dem. Kongreß der schwedischen Arbeiterpartei angekündigt, daß Schweden, beginnend mit dem 1. Juli '1970, 'an Nordvietnam eine Wiederäufbauhilfe im Betrage von 200 Millionen skr geben wird. Eih" Drittel dieses Betrages sollte eine Gabe sein und in der Hauptsache Tn der Form von Kunstdünger und Schreibpapier für die Schulen erWIgeni Der Anleiheteil soll nach einer späteren Erklärung aus Waren bestehen, die Nordvietnam selbst auswählt Dieser Teil der Vietnamhilfe soll-ein Teil einer umfassenden Hilfe der skandinavischen Länder für Vietnam- -Nord- und Südvietnam! — sein; Diese Pläne werden von amerikanischer Seite als „Hilfe für die Feinde der USA" bezeichnet.

Der von Thomas Gleasoneingeleitete Angriff auf die schwedische Regierung ist der dritte, dieser Art allein im Laufe dieses Jahres. Die. Asyl? gewahrung an zahlreiche amerikanische Deserteure und schließlich die Ankündigung humanitärer und wirtschaftlicher Hilfe für ein vom Bombenkrieg heimgesuchtes Land haben die Beziehungen zwischen den Ländern immer mehr verschlechtert.

Die amerikanischen Importe aus Schweden erreichen im Jahr einen Wert von nahezu 2000 Millionen skr, fast die Hälfte der schwedischen Lieferungen besteht aus. Kraftwagen. Die schwedische Handelsschiffahrt bezieht aus den Transporten nach USA-Häfen eine ’ Einnahme von etwa 500 Millionen skr. Die in Gefahr geratenen Kredite dürften eine Höhe zwischen 360 und 400 Millionen skr erreichen. Alles das ist also nach den letzten amerikanischen Angriffen in Frage gestellt. Es verdient auch erwähnt zu werden, daß der Posten des amerikanischen Botschafters in Stockholm seit Jahresbeginn unbesetzt ist.

Man sollte auch nicht vergessen, daß sich nicht nur die Vertreter der schwedischen Handelsschiffahrt, sondern auch der dänischen und der norwegischen Handelsschiffahrt in den letzten zwei Jähren über die Diskriminierungspolitik amerikanischer Seefahrtbehörden wiederholt bitter beklagt haben. Es kam in dieser Frage sogar zu Vorsprachen des Königshauses In Washington.

ist heute hoffnungslos veraltet, arbeitet unwirtschaftlich und ist zu unbedeutend, als daß sie mit der hochmodernen Flotte etwa Norwegens konkurrieren könnte. Als Ausgleich versucht man immer wieder eine Vorzugsbehandlung amerikanischer Reedereien bei der Frachtenverteilung durchzusetzen — und setzte sie auch durch! Es ist gut, wenn man bei der Beurteilung der Entwicklung des amerikanischschwedischen Verhältnisses auch die Methoden der amerikanischen Schiffahrtspolitik im Auge behält, der natürlich eine Verschlechterung der Beziehungen zu den kleinen seefahrenden Nationen Nordeuropas hochwillkommen sein muß. Davon abgesehen aber muß diese Ausweitung des Vietnamkonfliktes auf die Handelsbeziehungen zwischen Schweden und den USA und die Übertragung des ganzen Konfliktstoffes auf die Weltmeere die größten Bedenken hervorrufen.

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