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Viele erfreuliche Neuerungen

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Unter der erdrückenden Übermacht der großen Werke wird der Konkurrenzdruck immer schärfer, und so nimmt es nicht wunder, wenn die iii unserer letzten Betrachtung geschilderten Zusammenschlüsse, resp. deren Planung auf nationaler und internationaler Ebene, weitergehen und stark diskutiert werden: Gerüchteweise wird von Interessengemeinschaften zwischen MAN und NSU, von der Deutschen Fiat und Büssing, von der Fühlungnahme Berliets mit. verschiedenen deutschen Werken gesprochen, womit sich unsere oberwähnte Betrachtung abrundet.

Das also ist der wirtschaftliche Hintergrund, vor dem sich das technische Geschehen abspielt, der Zug zum größeren, leistungsfähigeren Fahrzeug/ zur schnelleren und eleganteren Variante bestehender Normaltypen: die Coupes von Opel und Ford, besonders die Vielfalt des Programms der Taunus-Reihe, der sehr fortschrittliche DKW F 102, die schnelleren S-Typen von VW, ganz' zu schweigen vom aufsehenerregenden Porsche 901, und die Ergänzungen des Mittelklasse-Programmes nach oben, etwa durch die beiden BMW 1800 und 1800 TI, die übrigens im Rahmen eines Firmenjubiläums des österreichischen Generalvertreters kürzlich in Wien präsentiert wurden.

Der neue Mercedes 600 steht auf einsamer Höhe, ihm kann man sich nur mit Ehrfurcht nähern, so vollkommen ist dieses Auto in puncto Straßenlage, Sicherheit, Beschleunigung, Spitzengeschwindigkeit, Automatik und Komfort. Kein Wunder, wenn am Ende des Salons einige hundert Aufträge aus 17 verschiedenen Ländern — der erste kam vom Kaiser von Japan — vorlagen. Die erste Serie von 1000 Stück dürfte bald ausverkauft sein, dann wird auch dieses Superauto Lieferfristen wie alle Mercedes haben.

Die Scheibenbremsen haben sich durchgesetzt, hingegen noch lange nicht die Getriebeautomatik. Im Interesse der Verkehrssicherheit wäre ein schnelleres Vordringen der Zweikreisbremsen erwünscht. Auch in diesem Punkte ist Mercedes mit gutem Beispiel vorangegangen, denn alle Typen dieser Marke werden jetzt mit dieser Errungenschaft ausgerüstet. Auffallend war ferner, daß die Engländer durch den Mund führender Persönlichkeiten, wie dem Präsident der Rootes- Gruppe, Brian Rootes, und dem leitenden Mann der SMMT, Farmer, immer wieder — notabene in deutscher Sprache — das Bestreben betonten, die britische Industrie sei erpicht darauf, mit der deutschen und mit der anderer EWG-Länder den Kampf aufzunehmen; man sehne den Augenblick herbei, da Großbritannien der Gemeinschaft angehören wird.

Bei einer Pressekonferenz im vornehmen Union-Klub — dort stand der interessante IMP im Mittelpunkt des Geschehens, der Ende des Jahres auch in Österreich zu haben sein wird — kam dieses Thema besonders eindrucksvoll zur Sprache.

Die österreichische Industrie war, wie immer, auch diesmal durch zwei prominente Firmen.

die übrigens ständige Gäste der internationalen Ausstellungen sind, vertreten: Steyr-Daimler- Puch und Semperit. Während erstere das gleiche Programm zeigten wie in Genf, also für den Fachmann keine Neuerungen präsentierten, überbot sich Semperit diesmal selbst, nicht nur durch die Aufmachung des Standes, sondern auch durch die Fülle der Neuerungen. Diesen Stand aufzubauen — er war der zweitgrößte der Gummibranche auf dem Salon — war gar nicht so einfach, denn er stand ohne Rückenwand mitten im Raum und mußte störende Säulen verkraften. „In der harten Schule der österreichischen Berge entstand der Alpenreifen Semperit.“ Das stand in leuchtenden Lettern, mit Rot-Weiß- Rot umrahmt, über einem prächtigen, von Künstlerhand geschaffenen Relief des Großglocknermassivs. Es war ein Anziehungspunkt auch für die Fachwelt, die u. a. die zukunftweisenden Eisreifen-Prototypen für Lastwagen und Busse begutachteten. Diese Reifen kommen erst in der Saison 1964/65 heraus, während die entsprechenden Personenwagentypen schon für heuer bereitstehen. Besonders erfreulich ist, daß die Semperit-Spikes nur 35 Prozent mehr kosten als normale Winterreifen und mit diesen Preisen die Konkurrenz schlagen.

Eine fast unübersehbare Fülle von Zubehör ergänzte die Stände der Personenwagen- und Nutzfahrzeugindustrie. Als Teil fürs Ganze greifen wir zwei heraus, weil sie der Sicherheit dienen: Bei Klippan konnte man sich auf einen „Demonstrationsschlitten für 10-Stundenkilometer-Auf- prall“ setzen und am eigenen Leib erleben, wie sich schon bei geringen Geschwindigkeiten Notbremsungen auswirken. Die neuen Gurten mit bequemer Einhandverstellung und zweifacher Verriegelungsautomatik waren Blickpunkt auf diesem Stand. Auch ein neuer Sportwaigenreifen verdient Beachtung: Die Firestone-Phönix-Rei- fen P 110 haben zur Erweiterung des Programms dieser Werke geführt. Zu dem 165 HR 15, der vorwiegend auf Porsche, Volvo, Peugeot und dem VW 1500 gefahren wird, kommt jetzt als neuer Reifen ein speziell für den Mercedes 230 SL

entwickelter Pneu. Bei Kurvenfahrten gibt es laut Angaben von Sportfahrem kein unberechenbares Ausbrechen mehr, womit ebenfalls ein Beitrag zur Sicherheit geleistet wurde.

Simca vermehrt sich

In wenigen Monaten werden die ausländischen Simca-Montage-Werke zuzüglich der Aronde- Modelle und des 1000 auch den 1300 herstellen. Durch Importmaßnahmen verschiedener Länder hat Simca die Anzahl seiner ausländischen Montagewerke vermehrt. Zehn Werke sind bereits in Betrieb, und zwar in Australien, Neuseeland, Südafrika, Marokko, Irland, Venezuela, Brasilien, Chile, Uruguay und auf den Philippinen. Weitere Montagewerke sind in Portugal, Griechenland, Pakistan, Thailand sowie in mehreren afrikanischen, ehemals französischen Gebieten geplant. Wie beliebt der 1300er ist, geht daraus hervor, daß im Rahmen einer Feier der Leiter der „Deutschen Simca“, Dir. Cerutti, vom Chefredakteur des technischen Magazins „hobby“, Homolka, den Siegespokal und eine Urkunde für „den schönsten Wagen der Klasse bis 1300 ccm" entgegennehmen konnte. Über 10.000 Leser hatten sich an der Abstimmung über das „Auto des Jahres" beteiligt, bei der in dieser Gruppe 18 verschiedene Modelle um den begehrten „Hobby"-Auto-Oskar konkurrierten.

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