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Voll Zorn gegen Hitlers Tyrannei

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50-Jahr-Gedenken des „D-Days”. Exklusiv für die FURCHE schrieb der Associate Director des Eisenhower Centers, Günter Bischof, dieses Dossier.

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50-Jahr-Gedenken des „D-Days”. Exklusiv für die FURCHE schrieb der Associate Director des Eisenhower Centers, Günter Bischof, dieses Dossier.

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Es war ein gigantisches Aufeinanderstoßen zweier großer Armeen am 6. Juni 1944. Die von den Nazis fanatisierte deutsche Wehrmacht mußte sich dem „Zorn der aufgestachelten Demokratien” (Eisenhower) zum Endkampf stellen.

Der „längste Tag”, wie seit Cornelius Ryans berühmtem Buch die alliierten Landungen auf der Halbinsel Cotentin (Codename „Operation Overlord”) in die Geschichte eingehen sollten (Film am 9. Juni, 20.15 Uhr m ORF 1), begann kurz nach Mitternacht am 6. Juni.

Im Laufe des Tages gelang es neun anglo-amerikanischen Divisionen (drei davon Elite-Luftlandedivisionen) von 175.000 Mann, samt ihren 50.000 Fahrzeugen, in fünf verschiedenen Landungsabschnitten (in den Küstenabschnitten Utah, Omaha, Gold, Juno, Sword, siehe nebenstehende Graphik) an Land zu gehen; seit Tagen schon waren die Truppen von einer noch nie dagewesenen Armada von 5.333 Schiffen, 100 bis 160 Kilometer übers Wasser des Ärmelkanals transportiert worden; 11.000 Flugzeuge unterstützten das Unternehmen aus der Luft. Am Ende des Tages war es vor allem der Überraschungseffekt und die Täuschungsmanöver der alliierten Geheimdienste, die den Normandielandungen zum Erfolg verhalfen.

Trotz der ungemeinen Überlegenheit der Alliierten in den Landungsabschnitten wurde ihnen zum Teil unerwarteter Widerstand entgegengebracht und in allen fünf Landungsabschnitten wurden die Tagesziele nicht erreicht. An der „Omaha

Beach” lagen zwei US-Infanteriedivisionen stundenlang am Strand festgenagelt und wären beinahe aufgerieben worden. Nur die massive Luftüberlegenheit der Alliierten rettete den Tag.

Die materialmäßig weit unterlegenen Landser der Wehrmacht, noch vor dem Einrücken der weit besser ausgerüsteten SS-Verbände zur Verstärkung, konnten dem Gegner mit Kriegserfahrung gewaltige Verluste zufügen. Die Alliierten mußten selbst die bittere Erfahrung machen, daß technologische Überlegenheit und Explosionskraft nicht unbedingt Ersatz für unbändige Erfahrung und Todesverachtung schafft. Die Alliierten hatten während des Krieges immer wieder die Erfahrung machen müssen, daß die deutsche Wehrmacht bei gleicher Mannschaftsstärke immer siegreich blieb. Daraus zog man die Lehre, daß die Landungen in Frankreich nur bei großer Überlegenheit an Menschen und Material Erfolg versprachen.

Dabei hatte die deutsche Wehrmacht an den Ost- und Südfronten seit 1943 nur noch Rückzugsgefechte geliefert. Die deutsche Zivilbevölkerung war seit Monaten dem unaufhörlichen Luftkrieg der Alliierten beinahe hilflos ausgeliefert. In Westeuropa erwarteten 60 Divisionen (20 davon zweitklassige „bodenständige”) und zirka 1,870.000 Mann, ausgedünnt entlang einer 2.000 Kilometer langen Küste und stationär eingeigelt hinter dem „Atlantikwall”, seit Monaten nervös die Invasion der

Anglo-Amerikaner. 1.600 Panzer standen im Westen, die meisten im Landesinnern; die gerade 100 einsatzfähigen Flugzeuge und paar Dutzend Boote aller Klassen waren im Vergleich zum alliierten Aufgebot Spielzeugarmeen. Nur sechs dieser Divisionen und zirka 100.000 Mann lagen in der Normandie, wo die Alliierten landen sollten. Allein waren sie jedoch der übermächtigen Invasion nicht gewachsen.

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