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Wenn Christus kommt...

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Die Schilderungen des Milleniums bei Russell und später zeigen das soziale Moment, das sich überall dort offenbart, wo die dunkle Stelle (Apoc. 20, 2) chiliastisch ausgelegt wird. Wenn Christus kommt („bald“ oder „1974“), wird die bösgeistige gegenwärtige Welt vernichtet; der entrückten Brautgemeinde „wird kein Haar gekrümmt“. „Von erhabener Warte sehen sie, wie sich Christus und der Trupp seiner Keltertreter mit jauchzenden Rufen in den Weintrog stürzen, um den gewaltigen Weinstock der Erde zu zerstampfen, und die Pferde, die unter dem Befehl Christi stehen, werden direkt waten, ja fast schwimmen im Blut... Aasfressende Raubvögel und wilde Tiere werden zu'einem Festmahl von Menschenfleisch geladen werden“ (Wachtturm 15. 5. 50, 15. 3. 56).

Freilich, manchen Menschen billigen die Zeugen Jehovas im Millenium die Chance der Bewährung — wenn sie die Botschaft nicht hörten, nicht begreifen konnten. Unerbittlich aber kommen der „Sohn der Vernichtung“, die „sogenannten Christen“, „christliche Führer“, „solche, die vorgeben, Nachfolger Christi zu sein“, „die sich zur Geistlichkeit der Christenheit organisiert haben“

gleich bei seinem Tod in der „Ge-henna“ um. (Wachtturm 15. 5. 65).

In Osterreich: eine wachsende Zahl

Ein Blick auf die Sektenlehre läßt eine Anfälligkeit kaum glaubhaft scheinen. Dennoch hat sich die Zahl der Zeugen Jehovas in Österreich 1964 um 7 Prozent auf 7181 Verkündiger vermehrt. „Ungetaufte“ Anhänger gibt es weit mehr! Vielfach wird die Zahl der verpflichtenden Dienststunden gescheut — damit aber das Heil verwirkt!

Die Wurzeln der Anfälligkeit sind in der religiösen Unwissenheit zu finden; in der Ungeborgenheit und Einsamkeit des modernen Menschen und im Ressentiment vieler gegenüber Kirche und kirchlichen Gemeinschaften. Der ressentimentbelastete Mensch ist zum Haß bereit, wenn er der Liebe nicht begegnet ist. In diesem Sinn sind die Tage des „christlichen Kongresses“ der Zeugen Jehovas für uns Katholiken Tage wahrhaft christlicher Bewährung; nicht durch unnütze Wortgefechte mit den Zeugen Jehovas, aber in wachsamer Brüderlichkeit gegenüber Unwissenden, Einsamen und Verbitterten unseres Glaubens.

Papst Paul VI. hat allen nationalen Bischofskonferenzen die Möglichkeit eingeräumt, auch beim Beten der Meßpräfation die Volkssprache einzuführen. Zur Zelt wird an einer Übersetzung gearbeitet, die für den gesamten deutschsprachigen Raum Gültigkeit haben soll.

Der Heilige Vater richtete eine Botschaft an das dominikanische Volk, in der er in eindringlichen Worten die Beendigung des Bürgerkrieges fordert. Er bietet die Unterstützung der Kirche bei der Verwirklichung der sozialen Gerechtigkeit an, für die die Kirche eine Vorkämpferin sei.

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Der Führer der katholischen Znak-Gruppe, Stanislaw Stomma, forderte in einer Rede im polnischen Sejm direkte Gespräche zwischen der polnischen Regierung und dem Heiligen Stuhl. Seit dem Pontifikat Johannes' XXIII. sei eine gewisse Verbesserung in den Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem sozialistischen Lager eingetreten. Um das gegenseitige Verhältnis in Polen weiter zu verbessern, müßten sowohl die Kirche als auch der Staat Bereitschaft zu einer gewissen Anpassung aufbringen.

Kardinal König erklärte in einer Rede, er habe den Priestern in den Landgemeinden den Auftrag gegeben, die schulaustretende Jugend auf das richtige religiöse Verhalten im Betrieb und in der Stadt vorzubereiten. Nur dadurch könne verhindert werden, daß die vom Lande in die Stadt abwandernde Jugend religiös verlorengehe. *

Im Rahmen der Feierlichkeiten anläßlich des 20. Jahrestages der Gründung der Vereinten Nationen wurde in San Franzisko ein großer internationaler Kongreß der Weltreligionen abgehalten. In einer Botschaft unterstrich Papst Paul VI., daß der religiöse Glaube in den Herzen der Menschen das Band der Liebe schaffe. Alle Menschen, die Söhne desselben Vaters seien, hätten die Pflicht, den Frieden zu fördern, ihn zu festigen und ihn zu verteidigen.

In Amerika beginnen am 6. und 7. Juli offizielle Kontaktgespräche zwischen Katholiken und Lutheranern. Bei diesem ersten offiziellen theologischen Dialog geht es um die Interpretation des nicäischen Glaubensbekenntnisses.

Im kirchlichen St.-Stephans-Verlag in Budapest sind im Jahr 1964 Bücher in einer Gesamtauflage von 235.000 Exemplaren erschienen, davon waren 125.000 Exemplare katechetischen Inhaltes, 75.000 ein von Erzbischof Hamvas verfaßtes Gebetbuch.

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Die sudanesische Regierung, deren Vorgängerin bekanntlich alle ausländischen Missionare des Landes verwies, hat vier ostafrikanischen Missionaren, die als Lehrkräfte am Seminar wirken sollen, eine Einreisebewilligung erteilt. *

In einer Ansprache an die Kardinäle, die ihm ihre Glückwünsche zum Namenstag Uberbrachten, richtete Papst Paul VI. einen eindringlichen Friedensappell an die Welt. Noch sei nichts Irreparables geschehen, sagte der Papst, doch die Drohung des Krieges sei noch keineswegs abgewendet, ja sie sei eher noch größer geworden. Der Papst kündigte ferner an, daß er nach Abschluß der wissenschaftlichen Arbeit einer Kommission in Kürze ein Wort zur Frage der Geburtenregelung sagen werde. •

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Thyteira, der im vergangenen Jahr im Auftrag des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Athenagoras, dem Papst eine Botschaft überbrachte, sagte in einem Vortrag in London, die katholische Kirche und die Orthodoxie sollten ihre gegenseitigen Exkommunikationen aus dem Jahre 1054 rückgängig machen. Ihre Aufhebung würde für die heutige Christenheit von großer Bedeutung sein. Die katholische Kirche sollte auch die Frage der Gültigkeit der Weihen der Angli-kane.' einer neuerlichen Prüfung unterziehen.

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