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Wichtige Anstöße fiir einen Dialog, der weitergehen muß

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Das Hauptmanko der hochkarätig besetzten Konferenz in Wien war das Fehlen der Orthodoxie.

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Das Hauptmanko der hochkarätig besetzten Konferenz in Wien war das Fehlen der Orthodoxie.

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Daß Religion keineswegs „out“ ist, dafür war die internationale und interdisziplinäre Wiener Konferenz „Das Europa der Religionen“ (29. November bis 2. Dezember), der ein christlich-islamisches Treffen im April 1993 zum Thema „Friede für die Menschheit“ vorangegangen war, ein überzeugender Beweis. Außenminister Alois Mock, Initiator und Förderer dieser Veranstaltungen, ist bemüht, solche Dialogbegegnungen in Wien zu einer ständigen Einrichtung werden zu lassen.

Für Petrus Bsteh, den Leiter der Kontaktstelle für die Weltreligionen der Österreichischen Bischofskonferenz, verliefen beide Tagungen recht unterschiedlich, denn die erste „war straff auf ein Ergebnis hingelenkt, das in einem Schlußdokument, das einmütig verabschiedet werden konnte, Ausdruck fand“, während es diesmal „keinerlei greifbares Ergebnis“ gab. Laut Bsteh kannten einander die diesjährigen Konferenzteilnehmer „groß- teils nicht nur nach ihrer geistigen Einstellung, sondern auch durch persönliche Beziehungen“. Er bewertet die Beiträge als ziemlich bunt, aber sehr bereichernd, jedoch eher für die „Eingeweihten“ der Diskussionsrunde, während sich Außenstehende mühen mußten, um sich einen Reim darauf zu machen.

Der Untertitel der vom Wiener Institut für die Wis senschaften vom Menschen (IWM) organisierten Tagung - „Zwischen Religionskrieg und ziviler Toleranz“ — deutete bereits die Zielsetzung an: eine vorurteilslose Analyse der aus dem Zusammenleben von verschiedenen Religionen erwachsenden Konflikte.

Um konkret solche Fälle zu behandeln, fehlten aber wichtige Gesprächspartner, vor allem die Orthodoxen, was „Pro-Oriente“-Präsident Al fred Stimemann aber nicht auf eine falsche Einladungspolitik des Veranstalters, sondern auf Terminprobleme zurückführt. Jedenfalls will Stirnemann IWM-Geschäfts- führer Krzysztof Michalski für die Zukunft die Hilfe von „Pro Oriente“ anbieten.

Daß es bei diesen Tagungen nicht um Gespräche auf institutioneller Ebene geht - die Organisation lief auch am Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich vorbei —, ist zugleich ihr Vorteil und ihre Schwäche. Denn auch hochrangige Teilnehmer, etwa der Sekretär des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Bischof Michael L. Fitzgerald, treten als Personen, nicht als Vertreter einer Institution auf (abgesehen davon, daß Pendants zum Vatikan in anderen Religionen fehlen).

Aber wichtig erscheint nicht nur Stirnemann, daß Gespräche in Gang kamen, daß brillante Referenten aus Islam, Judentum und Christentum Gemeinsames hervorhoben - wie Kardinal Franz König den Monotheismus. Der Londoner Oberrabbiner Jonathan Sacks forderte die Religionen auf, „die notwendigen Kompromisse innerhalb einer pluralen öffentlichen Arena“ zu ermöglichen. Aber nicht nur im Islam dürfte es noch nicht ganz gelungen sein, mit dem Gedanken der Versöhnung der Religionen und der gegenseitigen Toleranz „die Massen zu erreichen“, wie der ägyptische Höchstgerichtspräsident Al- Ashmawy einräumte.

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