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Wirtschaft zur Gesundheit

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Diese Ueberschrift ist etwas ungewöhnlich gefaßt. Die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Gesundheit sind ja im allgemeinen so, daß man an eine gesunde, das heißt an eine solche Wirtschaft denkt, die unter gesunden, also - wirtschaftlich gesehen — unter rentablen Umständen arbeitet. Wir wollen aber von jener Wirtschaft reden, die unsere Gesundheit zum Ziel hat, wenn auch dieses Ziel für den Wirtschaftenden selbst zunächst nicht der eigentliche Antrieb ist. Zweifellos hat der Bauer, der Feldfrüchte sät und erntet, und von dessen Viehwirtschaft Fleisch und Milch zur Ernährung der Menschen in Stadt und Land stammt, als erstes Ziel seines Wirtschaftens den Erlös aus dem Verkauf seiner Produkte im Auge. Der Preis, den er erzielt, ist der Lohn für seine Arbeit, von der er nicht nur selber leben, sondern auch alle Unkosten bestreiten muß, um seine Wirtschaft in Gang zu halten.

Anders liegt die Sache beim Verbraucher dieser landwirtschaftlichen Produkte. Freilich sind die Nachfrage nach den von der Landwirtschaft erzeugten Nahrungsmitteln und ihr Ankauf zum jeweils gebotenen Preis rein wirtschaftliche Vorgänge. Das Wissen um die gesundheitlichen Werte dieser Nahrungsmittel ist aber sowohl eine Voraussetzung ihrer wirtschaftlichen Bewertung, als auch ein Regulativ der Nachfrage nach ihnen und somit ein wichtiger Hinweis für Art und Umfang des Angebotes. Diesen Zusammenhang zwischen den Wirtschaftsgütern, die wir in Summe als Nahrungsmittel ansprechen, und dem höchst persönlichen Gut der Gesundheit des Menschen hat schon Hippokrates in dem berühmten Satz angedeutet, daß unsere Nahrungsmittel Heilmittel und unsere Heilmittel Nahrungsmittel sein sollen.

Wirtschaftliche und gesundheitsfördernde Ziele ergänzen einander, wenn die Kenntnis der ernährungsphysiologischen Werte unserer Nahrungsmittel aufklärend an breite Kreise der Bevölkerung herangetragen werden soll. Und das ist notwendig so. Man sollte gar nicht glauben, wie lückenhaft die Kenntnis gerade der wichtigsten ernährungswissenschaftlichen Tatsachen, zum Beispiel hinsichtlich der Milch, ihrer Bestandteile und ihrer Behandlung ist, und oft auch dort, wo man dies eigentlich nicht erwarten dürfte.

Freilich stellen wir heute wesentlich andere Anforderungen an die Milch als vor hundert Jahre , ja als noch vor zehn oder zwanzig 1 Jahren. Dartihf habeti Wir, Oesterreich, sobald .es "ye Verhältnisse?der ersten Nachkriegszeit gestatteten, unser ganzes" Mölkereiwesen grundlegend zu modernisieren begonnen und eine ganze Reihe stattlicher Molkereineubauten errichtet, um die Milch nach einwandfrei neuzeitlichen Grundlagen zu bearbeiten und zu verarbeiten. Es wäre zu wünschen, daß sich möglichst viele Menschen jeden Alters und Standes damit vertraut machten, wie es in einer Molkerei zugeht und was dort mit der Milch geschieht. Dann müßte manches Vorurteil verschwinden. Es würde so unter anderem molkereimäßig behandelte und abgefüllte Milch nicht mehr durch rücksichtsloses Abkochen in ihren hervorragendsten Werten beeinträchtigt werden.

Durch alle diese angedeuteten Maßnahmen ist die Milchwirtschaft der Stufe der Bearbeitung und Verarbeitung mit Bewußtsein und Absicht dem Gedanken der Gesundheit dienstbar gemacht.

Welche Erzeugnisse immer wir aus einer österreichischen Molkerei beziehen, steht unter dauernder fachlicher Kontrolle und ist in jeder Weise hygienisch einwandfrei. Hier wird tatsächlich Wirtschaft zur Gesundheit betrieben.

Von diesen nach Wirtschaftlichkeit und Gesundheit ausgerichteten Betrieben wird der Gedanke der Hygiene sowohl in die Stufe der Produktion als auch die des Verbrauches als wirtschaftliche Richtlinie hineingetragen. Diesen Bestrebungen dienen auf der einen Seite alle Maßnahmen zur Erhaltung eines gesunden Viehbestandes und einer einwandfreien hygienischen Milchgewinnung. In dieser Beziehung ist in den letzten Jahren bei uns in Oesterreich ungemein viel geleistet worden und es wäre nur zu wünschen, daß Erfolge, wie auf dem Gebiete der Sanierung der Viehbestände durch eine gar zu knappe Preispolitik nicht wieder gefährdet würden. Auf der anderen Seite muß die Qualitätserhaltung von Milch und Milchprodukten im Detailgeschäft, insbesondere aber auch im Haushalt des Verbrauchers, durch richtige Aufbewahrung und Behandlung fortgesetzt werden.

Im bewußten und bevorzugten Konsum hochwertiger und hygienisch erzeugter Nahrungsmittel und in der Anerkennung ihres Wertes hat die Wirtschaft zur Gesundheit ihr Ziel. Es liegt nun am Verbraucher, selbst seine Schlußfolgerungen zu ziehen und, was die Wirtschaft zur Gesundheit erarbeitet, auch f ü r seine eigene Gesundheit zu nutzen.

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