Zu Besuch bei den Trapps in Salzburg

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In Salzburg wurde ein kleines Museum eingerichtet, das dem abenteuerlichen Leben der Trapp-Familie und der Entstehung des weltberühmten Films "Sound of Music" gewidmet ist. Den Plan dazu gab es bereits seit Jahrzehnten, allerdings wurde er von der Salzburger Politik nicht gefördert. Eigentlich sonderbar, wenn man bedenkt, dass rund 600.000 Touristen jährlich bei Führungen die Drehorte des weltberühmten, nach dem gleichnamigen Musical 1965 entstandenen Films mit Julie Andrews und Christopher Plummer besuchen.

Einzug in die Getreidegasse

Geplant war die Dokumentation ursprünglich in der originalen Villa Trapp, die von Marianne Dorfer und Christopher Unterkofler als Pension geführt wird. Die Ablehnung des Vorhabens erfolgte vor allem wegen Anrainerprotesten. Als Alternative wurde den beiden Trapp-Experten das einstige Barockmuseum im Mirabellgarten vorgeschlagen, dessen Renovierung sich jedoch verzögerte.

So ergriffen die beiden Unternehmer, die mit den Nachfahren der Trapps in Vermont in den Vereinigten Staaten in Kontakt sind, selbst die Initiative. "Wir haben einen zentralen Standort gesucht und in der Getreidegasse 47 gefunden", meint Christopher Unterkofler und Marianne Dorfer fügt hinzu: "Heute gilt eben, mehr privat, weniger Staat, dann funktioniert es. Wir haben keinen Cent öffentlicher Gelder erhalten."

Beim Betreten des kleinen Museums wähnt man sich zunächst in einem Souvenirladen, in dem man Konterfeis der Trappfamilie erstehen kann. In dem oberen Stockwerk wurde von der Salzburger Universität und dem Filmemacher Virgil Widrich eine wissenschaftlich und zugleich modern gestaltete Dauerausstellung geschaffen. Zunächst beeindrucken die Fotografien von Erich Lessing von den Dreharbeiten zu dem mit fünf Oscars ausgezeichneten Film. Lessing war Set-Fotograph und es gelang ihm, die Darsteller von ihrer ganz persönlichen Seite zu zeigen. "Sound of Music" hat die Trappfamilie weltberühmt gemacht. Marianne Dorfer sieht den Film als "emotionale Geschichte, die Wohlbefinden, Geborgenheit und Nachdenklichkeit vermittelt. Man spürt schon ein wenig, dass alles auf der Kippe steht, aber die zentrale Botschaft heißt, wir schaffen das, wenn wir nur zusammenhalten."

Genau das macht den Erfolg von Musical und Film aus. Vielleicht ein wenig zu amerikanisch vereinfachend und deshalb bei uns als Kitsch verdammt? Allein der Song "Edelweiß" ist ein Welthit und es ist keine Schande, dass ihn Amerikaner, Koreaner, Japaner oder Chinesen für unsere Hymne halten. Das Musical von Rodgers und Hammerstein ist ein Meisterwerk und auch in guten Bühnenaufführungen wie in der erfolgreichen Produktion des Salzburger Landestheaters wird das spürbar.

Die Wirklichkeit war jedenfalls viel komplizierter und vielschichtiger. Da steht zunächst einmal der fesche U-Boot Kapitän Georg Trapp im Mittelpunkt. Ein mehrfach ausgezeichneter und -wie Christopher Unterkofler bemerkt - nicht unumstrittener Kriegsheld. "Er hat den französischen Panzerkreuzer Léon Gambetta in einer Zone, in der man das gar nicht durfte, abgeschossen, und von den 800 Besatzungsmitgliedern konnten nur 126 gerettet werden. Er erhielt dafür rückwirkend 1924 den Maria-Theresien- Orden verliehen, konnte jedoch über dieses schreckliche Erlebnis nie hinwegkommen. Er war ein Mann, der nur Verluste hatte. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie verlor er seine Heimat und seinen Posten. In der Zwischenkriegszeit starb seine Gattin Agathe, die Tochter des U-Boot-Torpedo-Fabrikanten John Whitehead, an Scharlach und schließlich verlor er sein gesamtes Vermögen bei der Pleite der Lammerbank."

Aussichtslose Situation

Auguste Caroline Lammer war eine tüchtige, gesellschaftlich durchaus angesehene Frau und die erste österreichische Bankgründerin. Sie erhielt das Kapital dafür von Trapps Schwager Frank Whitehead, fiel auf einen betrügerischen Kunsthändler und falsche Ratgeber herein, schlitterte in die Pleite und starb als einzig Verurteilte im Frauengefängnis Wiener Neudorf. Die Situation war für Baron Trapp und seine kinderreiche Familie ziemlich aussichtslos. Trapps Tochter, Maria Franziska, beschrieb ihren Vater, wie sich Marianne Dorfer erinnert, keineswegs als "den unnahbaren Baron mit der Trillerpfeife, der die Kinder wie im Film kommandierte, sondern als sensiblen Mann, der 1947 in Boston an gebrochenem Herzen starb und den sie alle liebten". Den Chor gründete, nicht zuletzt wegen der finanziellen Notlage der Familie, Trapps zweite Frau, Marie Augusta, die ursprünglich als Erzieherin engagiert wurde, gemeinsam mit dem jungen Prälaten Franz Wasner und den insgesamt neun Kindern. Entdeckt wurde er von der Opernsängerin Lotte Lehmann. Bei den Salzburger Festspielen 1937 gewann die Trapp-Familie den Preis eines Volkschorwettbewerbes. Tondokumente sind -wie Christopher Unterkofler erwähnt -für die Besucher jederzeit abrufbar. "Das waren zum Großteil keine Volkslieder, die gesungen wurden, sondern Choräle von Bach und Händel, also anspruchsvolle Musik."

Ein Jahr später marschierten in Österreich Hitlers Truppen ein. Der Altösterreicher Baron Trapp zeigte im Gegensatz zu vielen seiner Landsleute bewundernswerte Haltung. Er widersetzte sich dem Befehl, seine Villa mit der Hakenkreuzfahne zu beflaggen und verweigerte sowohl den Dienst in der deutschen Armee als auch ein Konzert zu Hitlers Geburtstag in München. Mit Argumenten, er hätte ja einen italienischen Pass gehabt, versuchte man immer, seine mutige Haltung in Frage zu stellen. Christopher Unterkofler gibt zu bedenken: "Der Hausdiener der Familie war ein Nationalsozialist der ersten Stunde, blieb Trapp gegenüber jedoch loyal und warnte ihn, dass Hitler in zwei Tagen die Grenzen dicht machen werde. Der italienische Pass hätte Trapp und seine Familie nicht mehr gerettet. So konnten sie Österreich für eine Europatournee verlassen und ein wenig später in die Vereinigten Staaten emigrieren." Von ihrer Farm in Vermont aus absolvierte die Trappfamilie bis 1956 neunzehn Konzertreisen durch Amerika und unterstützte das notleidende Österreich der Nachkriegszeit. Das Schicksal der Villa wurde in der NS-Zeit zu einer wahren Horrorgeschichte. Heinrich Himmler ließ das Haus beschlagnahmen und im Garten sieben Baracken für seine SS-Mannschaften errichten.

Dunkle Geschichte

Himmler hielt sich für eine Reinkarnation Heinrich l., der die Slawen an der Besetzung Deutschlands gehindert hatte. Er übte schwarze Magie aus und plante im Obergeschoß der Villa den Holocaust. "Er war überzeugt davon, dass ihm das Gebäude mit seiner Achse zum Untersberg besondere Kräfte verleihen könnte", erinnert sich Marianne Dorfer an die Aussagen von älteren Bewohnern aus der Umgebung. "Zwangsarbeiter mussten um das Areal eine Mauer errichten. Himmler hatte mitunter seinen Spaß daran, sie von hinten zu erschießen. Sechs Wochen nach Kriegsende fanden die Anrainer in einer der Baracken zwei Kisten, eine gefüllt mit Gold, die andere mit Gemälden. Beim Eintreffen der Amerikaner waren sie leer. Vielleicht wollten die Anrainer deshalb keine historische Dokumentation in der Villa. Einer von ihnen war schließlich Cornelius Gurlitt, in dessen Haus man vor vier Jahren zahlreiche wertvolle Gemälde fand." Die Besucher des kleinen "Sound of Music World"-Museums in der Getreidegasse sind, wie die beiden Gründer und Betreiber erzählen, auch von der wahren Geschichte beeindruckt und berührt. Die Trappfamilie ist ein Teil des guten alten Österreichs, auf den man stolz sein sollte. Sie hat sich ein romantisches Musical und einen Welterfolg durchaus verdient.

Sound of Music World Getreidegasse 47,5020 Salzburg Mo-So, 10-18 Uhr soundofmusicworld.com

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