Zeitgeschichtsunterricht à la Spielberg

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Mit welchen Narrativen hat Steven Spielberg, Hollywood, die Nachwelt schon beglückt? Wir kennen seit des Meisters Opus Oskar Schindler samt der Spielberg'schen Sicht auf die Schoa, wir wissen um die alliierte Landung 1944 à la Soldat James Ryan, wir mussten erst anno 2011 in "Gefährten" eine Pferde-Kitschorgie zum Ersten Weltkrieg über uns ergehen lassen und ein Jahr später, bedeutend besser gemacht, ein Kapitel aus des Altvorderen der USA, Abraham Lincolns Leben. Ja selbst das Attentat von München wurde durch die Filmbrille Steven Spielbergs neu präsent.

Fehlte eigentlich noch der Kalte Krieg, um die großen Erzählungen des Regie-Stars zumindest vorläufig abzurunden. Und den bietet Spieberg mit "Bridge of Spies" in gewohnt gekonnter Manier. Die Glienicker Brücke, die Potsdam mit Berlin verbindet, war mehrfacher Ort des Austausches von Agenten oder sonstwie unliebsamen Personen zwischen Ost und West. Der erste Austausch fand 1962 statt, als gerade die Berliner Mauer gebaut wurde -und zwar kam Francis Gary Powers, der mit einem US-Spionageflugzeug über dem Territorium der Sowjetunion abgeschossen worden war, frei - im Gegenzug mit Rudolf Abel, einem in den USA enttarnten Sowjetspion.

Francis Gary Powers für Rudolf Abel

"Bridge of Spies" erzählt die Geschichte dieses Austauschs an der Figur des New Yorker Rechtsanwalts James Donovan. Dieser wurde beim Abel-Prozess in den USA als dessen Pflichtverteidiger nominiert, eine Aufgabe, die er eher widerwillig wahrnimmt. Donovan kniet sich in den Job, weil er -als guter Amerikaner des Spielberg-Kosmos -auch einen Verbrecher nicht ohne Rechtsbeistand lassen will. Und nachdem der Pilot Powers in sowjetische Hände gefallen ist, muss jemand mit den Russen den Austausch mit Abel verhandeln. Weil das alles nicht offiziell sein darf, wird Donovan dafür auserkoren und gen Berlin geschickt, wo das Ganze stattfinden soll.

Donovan macht seine Sache gut, nur dass er gleich noch einen jungen Amerikaner, der von den DDR-Behörden festgehalten wird, mit ins Austauschkarussell aufnimmt (die DDR, deren Existenz von den USA zu dem Zeitpunkt nicht anerkannt wurde, spielt ihr eigenes Spiel )- was seine amerikanischen Auftraggeber alles andere als freut.

Aber, wie man aus der Geschichte weiß, ging das alles gut, und anhand von Donovan kann Spielberg die typisch amerikanische Story eines Selfmade-Unterhändlers komponieren, die erst recht in der Darstellung durch Tom Hanks perfekt wird.

Beim Drehbuch von "Bridge of Spies" legten im Übrigen auch Ethan and Joel Coen ihre Hände mit an, was dem Kalten-Kriegs-Epos gelichfalls sichtbar gut tut. Zeitgeschichtsunterricht à la Spielberg -eine gelungene Sache. (Otto Friedrich)

Bridge of Spies -Der Unterhändler USA 2015. Regie: Steven Spielberg. Mit Tom Hanks, Mark Rylance, Amy Ryan, Austin Stowell, Sebastian Koch, Alan Alda. Scott Shepard. Centfox. 142 Min.

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