Zeitungssterben & Presseförderung

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Newsweek nur noch online, Frankfurter Rundschau pleite, Financial Times Deutschland eingestellt: Die Einschläge rücken näher. Auch wenn Rainer Nowak in der Presse trefflich analysiert, das US-Magazin sei zu vorhersehbar, die Traditionszeitung handwerklich angreifbar, das Wirtschaftsblatt kein Geschäftsmodell gewesen: Die Zeitungskrise ist in Österreich angekommen. Nie war das Wehklagen größer. Keiner kennt den Fluchtweg aus der Schere von wegbrechenden Papierinseraten und fehlender Internet-Finanzierung. So wie die FURCHE nicht flugs die Zeit werden kann, mangelt es vielen Modellen an Atem für einen langen Übergang vom analogen Ertrag zum digitalen Gewinn.

Aus österreichischer Perspektive ist es logisch, dass der Ruf nach mehr staatlicher Presseförderung lauter wird. Denn die vierte Gewalt ist auch ohne Legitimation eine Säule der Demokratie. Dass diese sich den Niedergang zumindest des Qualitätsjournalismus nicht leisten kann, sollte auch ohne Jürgen Habermas’ entsprechendes Postulat von 2007 einleuchten. Also Presseförderung. Deutsche Zeitungen lehnen das als Abhängigkeit vom Staat kategorisch ab, unterschlagen aber ihre indirekte Subvention. Ein Vergleich aus der Schweiz ortet bei den Eidgenossen wie in der BRD eine fast doppelt so hohe Presseförderung (in % des BIP/Kopf) wie in Österreich - Vertriebs- und Steuererleichterungen da wie dort inklusive.

Das größte Problem hierzulande ist die allzu lange Fortschreibung ihrer angreifbaren Handhabung. Statt qualitativer Kriterien werden überkommene Gewohnheiten subventioniert. Sie lassen sich infolge der direkten Unterstützung einzelner Titel klar benennen. Jetzt die überfällige Entscheidung zwischen wirklich förderungswürdigen Blättern und gesellschaftlich verzichtbaren Zombies zu treffen, erfordert großen politischen Mut. Wenn er fehlt, wird bloß ein Martyrium umverteilt.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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