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Mit einem prächtigen Feuerwerk über dem Südpazifik zerbarst letzten Freitag nicht nur die russische Raumstation Mir, sondern der Traum der Menschheit, dereinst den Kosmos zu erobern. Die Mir war das letzte Symbol einer Ära der naiven Fortschrittsgläubigkeit, die nach der Unterwerfung der Natur die Unterwerfung des Weltalls vorsah. Noch zu entdeckende physikalische Gesetze und noch zu entwickelnde Techniken sollten in dieser kollektiven Menschheitsphantasie das im kosmischen Rahmen ermöglichen, wonach der Mensch auf diesem Planeten seit Urzeiten strebt: sich auszubreiten und zu vermehren.

So wie russische Siedler die Weiten Sibiriens oder - um das bekanntere Bild aus dem Land des langjährigen Erzfeindes zu zitieren - amerikanische Siedler die Ebenen Nordamerikas, so sollte dereinst die Menschheit zuerst vom Sonnensystem Besitz ergreifen, schließlich den Griff nach den Sternen tun: Ein Zug menschlicher Siedler würde sich alsdann in das Weltall ergießen - "Star Trek", ("Der Zug nach den Sternen") lautet daher auch, philosophischer als in seiner deutschen Übersetzung, der Titel der legendären Science Fiction-Serie "Raumschiff Enterprise". Unausgesprochen blieb, dass es etwaigen Außerirdischen dabei wohl nicht besser ergehen würde als den brutal unterjochten sibirischen und amerikanischen Ureinwohnern.

Auch wenn mit der Mir nicht die Raumfahrt als solche zu Grunde gegangen ist - die im Entstehen begriffene internationale Raumstation ISS ist seit November des Vorjahres bemannt -, so sind doch die ehrgeizigen Visionen einem wenig heroischen Realismus gewichen: Allein die Errichtung einer Station auf dem Mars wäre mit einem in keinem vernünftigen Verhältnis stehenden Aufwand verbunden, von einer bewohnten Siedlung ganz zu schweigen.

Und selbst wenn der Mensch die ihm durch Raum und Zeit gesetzten Grenzen überwinden könnte - eine Möglichkeit, die äußerst fraglich scheint - so würde er nur sehr wenige Orte vorfinden, an denen lebenswerte Bedingungen herrschen - und die wären wahrscheinlich schon längst bewohnt: von Wesen, deren Träume wie die unseren allzuoft an der Wirklichkeit zerbrechen.

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