Zucht von Psychosen

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Uraufführung von P. Androschs Oper "Schreber" in Klagenfurt.

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Uraufführung von P. Androschs Oper "Schreber" in Klagenfurt.

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Mit dem Namen "Schreber" verbinden wir die kleinbürgerliche Idylle von Kohlköpfen und Salatbeeten. Die Wirklichkeit aber war ein Vater, dessen fanatische Erziehungsmethoden einen Sohn zum Selbstmord, den anderen in eine Wahnkrankheit trieben. Die Geschichte des Paranoikers Daniel Paul Schreber wurde von Freud und Canetti aufgegriffen, nun hat Franz Kaiser daraus ein Libretto geschaffen, das Peter Androsch als Auftragswerk des Stadttheaters Klagenfurt vertont hat.

Es ist keine Oper im üblichen Sinn geworden, eher ein Schauspiel mit Musikuntermalung, Gesang und einem Chor, der wie in einer griechischen Tragödie kommentiert. Anne Marie Legenstein hat einen kahlen Raum aus türkisfarbenen Quadraten gebaut und vermittelt die Atmosphäre einer sadistisch-repressiven Erziehung. Im Orchester dominiert der überaus reich besetzte Perkussions-Apparat. Die ersten Szenen gehören den Schauspielern und dem gesprochenen Wort. Manfred Lukas-Luderer erweckt als despotischer Vater Furcht und Schrecken. Wenn Daniel Paul erwachsen wird, übernimmt der Tenor Alexander Mayr die Rolle, die ihm auch Falsett abverlangt - schwierig doch tadellos bewältigt.

Von dieser Szene an tritt Musik an die Stelle der Sprache, doch vermißt man eine musikalische Zeichnung der Charaktere. Man hatte den Eindruck, der Komponist könne mit der menschlichen Stimme nichts Rechtes anfangen. Das Orchester unter Alexander Drcar bemüht sich erfolgreich um die Partitur, in der auch Schreibmaschinen und ein mit nassem Finger gestrichener Luftballon enthalten sind. Gegen Ende hängt diese Partitur allerdings ohne rechten Einfall durch. Regisseur Leonard Prinsloo schuf fast durchgehende Spannung. Am Schluß gab es kurzen, freundlichen Beifall, unterspickt mit einigen Protest-Buhs.

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