"Zugänge zum Studium regeln“

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Sonja Hammerschmid ist seit 2010 Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die studierte Biologin war auch in Life-Science-Firmen im Wissenschaftsmanagement tätig. Die FURCHE sprach mit ihr anlässlich einer Diskussionsrunde zur "neuen Ökonomie der Universität“.

Die Furche: Teilen Sie die Beführchtung mancher Kollegen, dass die Universitäten bald nur noch Auftragsforschung für die Industrie betreiben werden?

Sonja Hammerschmid: Nein. Wenn man gemäß den gesetzlichen Vorgaben mit der Industrie interagiert, also Vollkosten mit Gewinnaufschlag verrechnet, kann man sich über diese Spanne wieder freispielen für Grundlagenforschung, die man anderweitig nicht finanziert bekommt. Fatal wird es dann, wenn wir bei den Drittmitteln für die Grundlagenforschung in die Defensive geraten. Am besten ist eine ausgewogene Mischung von öffentlich finanzierter, wettbewerbsorientierter Forschung - das heißt in der Regel durch Drittmittel aus dem Wissenschaftsfonds (FWF) -, von Industriekooperationen und von Grundlagenforschung aus eigenen Mitteln.

Die Furche: Welche Maßnahmen sind vordringlich, um den Stellenwert der Universitäten zu stärken?

Hammerschmid: Die Unis müssten besser als bisher mit Politik und Gesellschaft kommunizieren. Bei Eurobarometer-Umfragen war Österreich das EU-Schlusslicht, wenn es um die Frage ging, ob die Wissenschaft als wichtig für die Gesellschaft und den Wohlstand erachtet wird: Allein das zeigt schon, wie wenig die Österreicher mit Wissenschaft und deren Konsequenzen für den Alltag vertraut sind. Immerhin finanzieren uns die österreichischen Steuerzahler, und schon deshalb sind diese zu informieren, was die Universitären leisten und was das für jeden Einzelnen bedeutet: nämlich Wissensgenerierung und Ausbildung hochqualifizierter Mitarbeiter für Wirtschaft und Gesellschaft. Aufzuzeigen, wie die Gesellschaft von den Unis profitiert ist auch wichtig, um die privaten Stiftungen als potenzielle Geldgeber adressieren zu können. Denn wenn es keine Wertschätzung für Wissenschaft und Forschung gibt, warum sollte dann ein Stifter dafür investieren?

Die Furche: Die Wertschätzung der Wissenschaft in der Politik ist wohl auch noch verbesserungswürdig?

Hammerschmid: Politik ist ein Abbild der Prioritäten der Wählerschaft. In den Budgetverhandlungen zeigt sich, wo in Österreich die einflussreichsten Lobbys sind und was als vorrangig gesehen wird: die Pensionen, aber nicht die Wissenschaft. Eigentlich aber müsste jeder, der an einem wettbewerbsfähigen Wohlfahrtsstaat interessiert ist, andere Prioritäten setzen.

Die Furche: Wie sehen Sie die Zukunft der Unis?

Hammerschmid: Ich hoffe, dass die Studienplatz-bezogene Universitätsfinanzierung tatsächlich eingeführt wird. Das wäre ein faires System, weil es sich an Istkosten und Kapazitäten orientiert. Die medizinischen Universitäten haben die Zugangsbeschränkungen; bei Evaluierungen bestechen sie durch die Qualität der Ausbildung. Das sollte es allemal wert sein, universitäre Kapazitäten generell festzulegen und die Zugänge zum Studium zu regeln. (mt)

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