Zukunft aus des Theologen Sicht

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Vor kurzem wurde ich eingeladen, in Berlin auf einem "Dialogforum Regionale Zukunftsforschung" als Theologe etwas über die Zukunft zu sagen. Vorsichtshalber wurde mein Beitrag an den Schluss gelegt, da konnte nicht viel passieren.

Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel, dass der herkömmliche Individualverkehr wohl nicht mehr lange aufrecht zu erhalten ist und die Gleichheit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land wohl auch nicht mehr. So zumindest habe ich es verstanden.

Und was hat ein Theologe Zukunftsplanern zu sagen? Dass die von uns in Gang gesetzten technologischen und kulturellen Entwicklungen in ihrer Komplexität unsere kognitiven Einsichts- und politischen Steuerungsfähigkeiten übersteigen, dass Religion und Theologie die Vertreibung aus dem Paradies der Allmachtsvorstellungen schon hinter sich hätten und die Planer daraus lernen könnten.

Ich schlug vor, Räume der Freiheit und der Solidarität zu planen: Räume der Entwicklung, Räume, die auch die Planer überraschen, in dem, was mit und in ihnen geschieht. Denn wenn Gott, wie Christen glauben, sich zurückgenommen habe in die Freiheit des Menschen, ohne sich vom Menschen zurückzuziehen, dann sollten Menschen das auch tun, sollten sie nicht vorschreiben, wie Menschen leben sollen, sondern Räume eröffnen, wo die Zukunft entdecken kann, wie sie leben will.

Und, so meine zweite Bitte, christlich läge es nahe, aus der Perspektive der Ausgeschlossenen und Schwachen zu planen, nicht nur aus der Zentralperspektive der politischen und ökonomischen Mächte. Denn diese Mächte vergehen, so habe das Paulus zu Recht vermutet. Es blieben eben tatsächlich nur Glaube, Hoffnung, Liebe: "am größten unter ihnen" aber, so Paulus, sei die Liebe. Man müsse kein Christ sein, um das zu wissen. - Es wurde erstaunlich gut aufgenommen.

Der Autor ist katholischer Pastoraltheologe an der Universität Graz

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