Zuviel Ruhe vor dem Sturm

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Erst schafft R9 als Allianz der Regionalsender eine neue Basis-Güteklasse für privates Bundesländer-Fernsehen. Dann suchen ServusTV und Kronen Zeitung die Bewegtbilder-Balance zwischen Qualitätsanspruch und Boulevardkompetenz -vom Neusiedler bis zum Bodensee. Denn parallel dazu beendet die Krone mit s'Magazin ums Ländle ihre Vorarlberg-Enthaltsamkeit. Unterdessen präsentiert der ORF ein Vierteljahrhundert nach der deutschen Markteinführung des Frühstücksfernsehens seine Pläne für "Guten Morgen, Österreich". Das überwiegend aus den Landesstudios gestaltete Magazin stände in interner Konkurrenz zu Ö3-Wecker, Ö1-Journalen und regionalem Aufstehradio. Extern würde es den Wettbewerb zum Frühkonsum der Tagblätter verschärfen.

Parallel dazu ist eine Novelle der Rundfunkgesetze mit kleineren Neuregelungen für ORF, Privatradio wie -fernsehen in Begutachtung, der Medienminister verhandelt mit den Zeitungsverlegern über größere Veränderungen der Presseförderung, und die Bundesländer setzen Breitbandinitiativen.

Kaum einmal hat sich Österreichs Medienlandschaft so rasant verändert. Umso verblüffender wirkt die Ruhe vor dem Sturm, der keinen Stein auf dem anderen lassen wird. Denn trotz allgegenwärtigen Multitaskings muss die Tagespresse den ORF-Plan als Angriff sehen, und die Bundesländerzeitungen brauchen eine Antwort auf Servus Krone. Während sie brav Dietrich Mateschitz' Red Bulletin beilegen, kooperiert er mit ihrem größten Konkurrenten auf einem zukunftsträchtigeren Feld.

Die Medienmarktteilnehmer formieren sich gerade neu. Die Medienberichterstattung widmet sich jedoch dem Personalkarussell: Wer kommt zu News? Wer verlässt den Falter? Wen holt profil? Weder die Fragen sind relevant, noch die Antworten bedeutsam für die Zukunft des Journalismus.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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