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Über Markus Lüpertz und seinen Rang in der neueren Kunstgeschichte zu befinden, steht mir nicht zu, dafür kenne ich diese zu schlecht und interessiert mich jener zu wenig. Aber ich verdanke ihm doch ein paar Einsichten, die ich nicht missen möchte.

Das Langweilige an Lüpertz sind offenbar seine Kunstwerke, das Spannende die Strategien, mit denen er davon abzulenken weiß. Huch, das neue Mozart-Denkmal, das seit ein paar Wochen vor der Salzburger Ursulinenkirche steht, deutet Mozart als Frau! Hat zwar keinen Sinn, aber warum soll es auch einen haben? Interessanter schon, dass die Frau ein Torso ist und Lüpertz diesem die Wunden aggressiv in den weiblichen Leib schneidet. Über die Beziehung, die zwischen ihm, dem stets adrett als Künstlerfürst kostümierten Meister, und Mozart, der zerschnittenen Frau, besteht, hat Lüpertz gesagt: Mozart starb als junges Genie, und ich werde als altes Genie sterben. Wie er diesen Text im Fernsehen vortrug, habe ich ihn bewundert: Er verzog keine Miene, und das muss man ja auch erst hinkriegen, das Marketing so ernst zu betreiben, bis man selber daran glaubt und mit der Pose völlig verwachsen ist. Man lerne: Wer es weit gebracht hat, darf die Maske nicht mehr abnehmen, es könnte das Gesicht dabei mitgehen.

Aber noch besser gefiel mir der Schöpfer der dürftigen Skulptur, als er sich als Bedürftiger präsentierte. Nur weil er Salzburg so liebe, ließ er wissen, habe er das Mozart-Denkmal um einen "Hungerlohn" hergestellt. Mein Gott, für 360.000 Euro bekommt man heute auch wirklich rein gar nichts mehr. Was bleibt einem da über, als dasselbe Werk noch einmal zu verkaufen, damit sich wenigstens zwei Hungerlöhne zusammenläppern? Seit längerem steht Mozart daher auch in Santa Monica, allerdings glauben die Leute dort, es handle sich um die biblische Judith. Aber bitteschön, ob Mozart oder Judith, wo ist da für ein altes Genie wie Holofernes der Unterschied?

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