Zwischen Mensch und Troll

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Spielzeitbeginn in Salzburg: „Peer Gynt“ im Landestheater und „Woyzeck“ im Schauspielhaus

Troll, sei dir selbst genug!“ – „Mensch, sei du selbst!“. Diese zwei Sätze zeigen den Unterschied zwischen den beiden Figuren Woyzeck und Peer Gynt. Mit den gleichnamigen Dramen begann die Salzburger Spielzeit am Landestheater und am Schauspielhaus.

Woyzeck, die getretene, missbrauchte Kreatur, lächerlichen pseudowissenschaftlichen Experimenten ausgesetzt, von der Lebensgefährtin betrogen, ist einer unter vielen Tausenden. Und bleibt dennoch er selbst, einer aus der untersten, ärmsten Schicht, der sich schließlich gegen seinen Missbrauch und gegen sich selbst auflehnt.

Peer Gynt, der Lügenbold und Hochstapler, ein Troll, der durchs Leben torkelt, immer mittelmäßig, mit „Bagatellen und Krimskrams“ beschäftigt, der schließlich sagt: „Ich war tot, lange bevor ich gestorben bin“, als ihm beim Zwiebelschälen auffällt, dass da nur Häute zu finden sind und kein Kern. Doch Peer findet Erlösung und letzte Geborgenheit bei Solvejg, die ihr Leben lang auf ihn gewartet hat: „In meinem Glauben, Hoffen und Lieben warst du.“

Woyzeck, dem seine Umwelt alles antut, der erleidet, was heute von Tausenden erlitten wird – ausgenützt, gedemütigt, betrogen zu werden –, hat so wenig wie Peer Gynt ein heldisches Trotzdem anzubieten. Im Schauspielhaus hat sich Regisseur Robert Pienz dafür entschieden, aus Büchners dramatischer Skizze eine Moritat zu machen, mehr Brecht als Büchner, wobei mit Christoph Kail ein Woyzeck auf der Bühne steht, der den gedemütigten Outlaw nachempfinden lässt.

Peter Dolder, der Intendant des Landestheaters, hat für seine letzte Spielzeit in Salzburg selbst die Regie zu „Peer Gynt“ übernommen, sich für zwei Peers entschieden: Der junge, verlogene Luftikus ist Torsten Hermentin, der etwa 30 Jahre ältere Manager von Luftgeschäften und ähnlichem ist Gerhard Peilstein. Ein Furioso teilweise auf der Drehbühne (Heidrun Schmelzer), wobei die starken Szenen jene mit dem Tod der Mutter Aase (Franziska Sörensen), beim älteren Peer die Schlussszene mit Solvejg (Elisabeth Nelhiebel) und mit dem Knopfgießer (Werner Friedel) sind, wobei das gesamte Ensemble in der konsequent gelungenen Regie seine Stärken zeigt. Hier wie dort entsprechende Zustimmung des Publikums.

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