Zwischen West und Ost

Werbung
Werbung
Werbung

Von 12. bis 15. Mai öffnet bereits zum siebten Mal die "viennafair“ ihr Pforten auf dem Wiener Messegelände. Als "Internationale Messe für zeitgenössische Kunst mit Fokus Zentral- und Osteuropa“ hat sie sich etabliert.

Man kann ganz leicht ins Schwadronieren kommen, wenn man nach dem Wert von Kunstwerken fragt. Wie sehr hängt dieser vom Können und Wissen ihrer Produzenten ab, von ihrer Neuartigkeit gegenüber den Arbeiten der Vorgängergeneration, von ihrer Kompetenz, Sinn zu stiften oder gar von ihrer Bezugnahme auf irgendeine Wahrheit? Oder werden alle diese Zuschreibungen doch nur durch zumindest partiellen Erfolg im speziellen Kunstmarkt getragen? Eine generelle und alle Beispiele gleichermaßen betreffende Antwort auf diese Fragen gibt es mit Sicherheit nicht. Allerdings werden ohne jegliche ökonomische Basis auch keine Kunstwerke geschaffen. Eine Möglichkeit, eine derartige Grundlage zustande zu bringen, bieten Kunstmessen, wie jene in Wien, die auch heuer wieder als "viennafair“ über die Bühne gehen wird (12.-15. Mai).

Zwang zur Unverwechselbarkeit

Kunstmessen führen das Angebot vieler Galerien aus unterschiedlichsten Städten und Ländern auf einem in Relation kleinen Raum zusammen. Und sie betrachten Kunstwerke nicht nur aus der Perspektive der Kunstschaffenden, sondern ebenso aus jener von (potenziellen) Käufern. Als Schnittstelle, die Produzenten, Sammler und Kunstvermittler an einen Ort zusammenbringen, haben sie in den letzten Dekaden unaufhörlich an Bedeutung gewonnen. Im Zuge der Globalisierung sind weltweit immer neue Messen entstanden, die sich gemäß der Analyse von Paco Barragán, einem in Madrid lebenden Kurator und Autor, zu städtischen Unterhaltungszentren entwickelt haben. Die Besucher erstehen demnach nicht nur eine Ware, sondern ein Erlebnis. Allerdings werden heutige Kunstmessen mehr denn je mit der Herausforderung konfrontiert, dass sie in Erscheinungsbild und Schwerpunkten unverwechselbar sein müssen.

Diese Notwendigkeit war bei der viennafair von Anfang an integrativer Bestandteil und in diese Richtung hat sie sich auch beharrlich weiterentwickelt. Speziell gilt dies für die Berücksichtigung des genius loci von Wien als Drehscheibe zwischen West und Ost und die damit verbundene Schwerpunktsetzung auf den Austausch zwischen dem ost-südosteuropäischen Raum und Zentraleuropa. Eine Fokussierung bedeutet aber keinen Ausschluss jener, die sich geografisch außerhalb befinden. So reicht der Radius der diesjährigen viennafair von Helsinki im Norden bis ins heiße Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten und von Kasachstan bis nach Mexiko. Von den bislang 124 angemeldeten Galerien kommt beinahe die Hälfte aus Österreich, nicht nur ein Indiz für eine lebendige Kunstszene hierzulande, sondern ebenso für die Erholung des Kunstmarktes nach der Bankenkrise vor drei Jahren.

Als Schnittstelle ist es für die viennafair nicht nur wichtig, dass eine gute Streuung nationaler und internationaler Galerien das Ausstellungsgelände mit erstklassiger Kunst bestückt, ebenso großes Augenmerk liegt auf der Vernetzung der unterschiedlichen Teilnehmer des komplexen Systems Kunstmarkt. Die Bandbreite diesbezüglicher Aktivitäten reicht dabei von der Präsentation junger Kunstschaffender in der ZONE1 bis zur Recherche-Zone von Kunstinitiativen und Kunstvereinen, von breiter angelegten Vermittlungsprogrammen unter dem Titel "Das kleine ABC zum Sammeln zeitgenössischer Kunst“ bis zur "Wiener Schule der Sammlungstheorie“, die eine Präsentation scharfsinniger Überlegungen erwarten lässt. Als besonderer Schwerpunkt wird sich die Kunstszene aus Istanbul in einem an die Innenhöfe der historischen Karawansereien erinnernden Ambiente präsentieren. Daneben werden einige österreichische Kunstinstitutionen dem Publikum die Ausbildungs- und Vermittlungsarbeit, die hierzulande geleistet wird, näherbringen und damit belegen, dass Kunstevents nicht mehr nur für Unternehmen strategisch gute Partner sind, sondern dass dies auch auf Städte und Länder zutrifft.

200 internationale Kunstsammler

Wenn Kunstmessen Impulse aus auf städtische Milieus abgestimmten Unterhaltungszentren aufnehmen, liegt es fast auf der Hand, dass die diesjährige Ausstellungsarchitektur ebenso als urbanes System aufgefasst wird, bei der sich die Wege zwischen den Galerieständen immer wieder zu Plätzen des Austausches öffnen. Über 200 internationale Kunstsammler haben sich bereits angesagt und tragen an die Kunst sicher mehrere Erwartungshaltungen heran. Viele darunter sind Kunstbegeisterte, die sich auch ausgiebig mit den Werken zeitgenössischer Kunstschaffender beschäftigen. Daneben wird Kunst aber auch als Investition betrachtet, vielleicht von den wenigsten als Hauptanreiz - das übernehmen mittlerweile Investmentfonds, die den Kunstmarkt für sich entdeckt haben. Auch auf der diesjährigen viennafair werden die zwei gegensätzlichen Zugänge - die Rendite auf der einen und der Genuss von autonomen Kunstwerken auf der anderen Seite - im Wettstreit liegen. Ob bei dieser Auseinandersetzung auch der tatsächliche Wert von Kunstwerken geklärt werden wird? Diese Hoffnung an eine Kunstmesse heranzutragen hieße wohl, den Bäcker mit dem Fleischer zu verwechseln. Dennoch, bei einigen wird sich der Wert zumindest in monetärer Hinsicht klar zeigen.

Global

Weit über 100, von einem internationalen Beirat ausgewählte, renommierte Galerien aus über 20 Ländern präsentieren zeitgenössische Arbeiten der bildenden Kunst: Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Media, Installation, Performance.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung