#Zwischenstation# oder Ende?

Werbung
Werbung
Werbung

In Wien tagt die dritte und letzte Diözesanversammlung im Rahmen des Dialogprozesses #Apostelgeschichte 2010#. Die Erwartungen sind hoch.

Wer in den vergangenen Tagen am Wiener Stephansplatz unterwegs war, hat es mit Sicherheit bemerkt: das große, weiße Zelt vor dem Stephansdom. Es handelt sich jedoch keinesfalls um ein Bierzelt, vielmehr steht eine weitere # die dritte # Diözesanversammlung im Rahmen des diözesanen Dialogprozesses #Apostelgeschichte 2010# (APG 2010) ins Haus. Von heute bis Samstag treffen sich rund 1400 Delegierte, um zu diskutieren, sich auszutauschen, aber auch zum gemeinsamen Beten und Feiern.

Nach der ersten Versammlung im Herbst 2009 und der zweiten im März dieses Jahres, nun also die dritte und vorerst letzte Versammlung. Das Programm dreht sich dabei diesmal um die Fragen: Was wirkt der Herr bei uns? Was macht das Erlebte mit uns oder mir? Was wird anders? Miteinander beraten werden soll darüber, wie Kirche in Wien in der Zukunft aussehen soll und was sich strukturell ändern muss, damit sie ihre missionarische Grundausrichtung erneuern und vertiefen kann.

Konkret geht es dabei auch um die Frage der Pfarrgemeinden: Müssen einzelne Gemeinden aufgelassen werden oder werden in einigen Jahren Pfarrverbände gegründet, mit einem Pfarrer für mehrere Pfarren? Als Grundlage dieser Gespräche dienen die Ergebnisse der ersten beiden Diözesanversammlungen, auf ihnen soll aufgebaut werden.

Inhaltliche Impulse in Anlehnung an die Apostelgeschichte wird es am Donnerstag durch Kardinal Christoph Schönborn bei der Eröffnung sowie am Samstag zum Abschluss geben.

Mit Spannung wird auch der Vortrag #Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen ## des bekannten Berliner Jesuitenpaters Klaus Mertes erwartet, der Anfang des Jahres mit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg Berlin eine Welle auslöste, die zahlreiche ähnliche Fälle in Deutschland und Österreich hervorbrachte.

Realistischer Blick auf Kirche

Doch nicht nur der Vortrag Mertes wird von vielen mit Spannung erwartet. Viele Katholiken setzen große Hoffnungen in den 2009 gestarteten Dialogprozess.

#Ich hoffe, dass wir uns, wie es bei den ersten beiden Versammlungen war, als Kirche erleben, den Glauben leben, gemeinsam feiern und bei guten Gesprächen zusammenkommen#, sagt Veronika Prüller-Jagenteufel. Die freiberufliche Theologin und Seelsorgerin ist im erweiterten Team der Diözesanversammlung. #Ich erwarte mir auch, dass wir die Tage nutzen, um uns neu zu vergewissern, was unser Auftrag ist, was wir von Gott als Zusage und Zumutung mit auf unseren Weg bekommen und dass wir etwas von dem Schwung mitnehmen, der diese Versammlungen auszeichnet.#

Bei den ersten beiden Veranstaltungen sei es sehr gut gelungen, kirchenpolitische Gräben zu überwinden, so Prüller-Jagenteufel, auch wenn es natürlich weiterhin unterschiedliche Auffassungen gegeben hat und gibt. Dennoch müsse und werde bei der Diözesanversammlung ein kritischer und auch realistischer Blick auf die Entwicklung der Kirche geworfen.

Einen realistischen Blick wirft auch Gerald Gump, Pfarrer in Schwechat und Vorstandsmitglied der Pfarrerinitiative, auf die dritte Diözesanversammlung, gerade wenn es um die Zukunft der Pfarrgemeinden geht: #Ich habe an die Diözesanversammlung nicht primär Kritikpunkte, aber große Hoffnungen und Erwartungen. Mitte September dieses Jahres gab es im Rahmen des Projektes APG 2010 einen Tag zum Thema Gemeinden. Vom Bischof ging dabei die Idee aus, dass es in Zukunft wohl auch darum geht, Pfarren zusammenzulegen, bei Beibehaltung lebendiger Gemeinden. Darüber kann man sicher gut reden. Nur, eine Frage wurde dabei umschifft: Wer soll diese Gemeinden leiten?#

Wenn die Gemeinden katholisch bleiben sollen, so Gump, brauche es eine sakramentale Grundstruktur. Diese werde zerstört, wenn #den Gemeinden die Sakramente deshalb entzogen werden, weil die Kirchenleitung menschliche Regelungen wichtiger einschätzt als das Grundrecht der Gemeinden auf Sakramente, wie die Eucharistie#. Anders gesagt: Auf den Pfarrermangel müsse dringend reagiert werden, am Pflichtzölibat dürfe die Kirche nicht länger festhalten. #Bei der Diözesantagung müssen Entscheidungen auf den Weg gebracht werden, damit sie ein Erfolg wird. Es müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden#, erklärt Gump.

Übertragung in das Hier und Heute

Ob es dazu kommen wird, zeigt sich erst am Ende der dritten Diözesanversammlung. Für den Wiener Erzbischof steht jedenfalls jetzt schon fest, dass es sich bei der letzten Versammlung nicht um einen #Endpunkt# handle. #Die Übertragung der Apostelgeschichte in das Hier und Heute geht weiter # auch nach dem 31. Dezember 2010. Aber zweifellos gibt es jetzt im Oktober eine Zwischenstation: Wie weit sind wir in unseren gemeinsamen Überlegungen über den künftigen Weg der Kirche gekommen?#, so Kardinal Schönborn.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung