Werbung
Werbung
Werbung

Das Internet erleichtert die investigative Arbeit von Journalisten, die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt ersetzt es aber nicht.

Crowdsourcing, Follower-Power, Whistleblower-Portale oder doch das klassische Hintergrund-Gespräch? Für Aufdecker Florian Klenk ist letzteres immer noch das wichtigste Recherche-Tool im investigativen Journalismus: "Die Informationssuche ist durch das Internet einfacher geworden, aber in einem persönlichen Gespräch erfährt man oft Dinge, die digitale Recherchen nicht zutage fördern.“

Plattformen wie Wikileaks und Social-Media-Netzwerke seien zwar wichtig, dennoch steht für den Falter-Chefredakteur fest: "Reden ist immer noch die wichtigste journalistische Tugend.“

Die Vorstellung von der totalen Transparenz durch das Netz, hält Klenk für naiv: "Es genügt nicht ein Daten-Paket ins Internet zu stellen und darauf zu warten, dass kleine virtuelle Helferleins die Arbeit des Journalisten erledigen. Entscheidend ist es, Fakten zu analysieren und die richtigen Fragen an das Material zu stellen - dazu benötigt es nach wie vor einen klugen Kopf.“

Ein solcher ist zweifellos T. Christian Miller, der bei einem Vortrag im Presseclub Concordia den investigativen Journalismus als eine "gefährdete Spezies“ bezeichnet hat. Die These des preisgekrönten US-Senior Reporters der Aufdecker-Plattform ProPublica (http://propublica.org): In wirtschaftlich schwierigen Zeiten könnten sich immer weniger Medien aufwendige Recherchen leisten. Ein Befund, den Klenk für Österreich nicht teilt: "Der investigative Journalismus ist heute nicht schlechter ausgestattet als in der Vergangenheit. Es wird immer von Einsparungen geredet, ich habe aber noch keine empirische Studie gelesen, die das bestätigt.“

Die Tücken des Webs

Dass Netzwerk-Recherchen und crossmediale Kooperationen an Bedeutung gewinnen, konstatieren beide Enthüllungsprofis - vor allem um Kosten zu sparen und mit Hilfe des "Multiplikator-Effekts“ die größtmögliche Wirkung einer Aufdeckergeschichte zu erzielen, wie Miller meint. Klenk warnt in diesem Zusammenhang allerdings vor einem "Herdenverhalten“: "Die Gefahr ist, dass die intermediale Kontrolle verloren geht - Journalisten Fakten nicht mehr hinterfragen und blind einer Story hinterherjagen.“

Ein positives Beispiel für Crowdsourcing im World Wide Web ist für den heimischen Alfred-Worm-Preisträger die Causa Guttenberg: "Es war beeindruckend, wie die Netz-Community die Rolle klassischer Medien übernommen hat und transparent die Plagiatsstellen seiner Dissertation aufgespürt hat.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung