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Auch einen Sozialisten berufen

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Fttrche: Unter vielen Hochschullehrern herrscht Unzufriedenheit. Die Unterschiede in der Bezahlung sind sehr groß und scheinbar nicht begründet. Wissen Sie davon?

Gratz: Mir ist bereits bei den ersten unterschriftsreifen Akten für Berufungsverhandlungen diese Diskrepanz aufgefallen, daß wir tatsächlich, wenn man sich die Unterlagen ansiehrt, einfach, um den Mann überhaupt aus dem Ausland herzubringen, Bedingungen zugestehen müssen, die einer nicht erhält, der die ganze Zeit hindurch brav und treu in Österreich gearbeitet hat. Wobei ich es noch einsehe — obwohl das natürlich auch schon eine zweite Ungerechtigkeit ist — daß auch hinsichtlich der Ausstattung der Lehrkanzeln mit Personal, Gerät, Bibliothek usw. Bedingungen gestellt werden, die erfüllt werden müssen. So erfreulich das ist, weil dadurch in Wirklichkeit manche Fakultäten und Institute gehoben werden, so unerfreulich ist es für jene Institute, die bereits bestehen, wo kein Neuer kommt, und wo daher die Pression nicht vorhanden ist. Das zweite ist, daß wir, wie in vielen anderen Berufen, den bestrafen, der im Lande bleibt. Aber ich kann Ihnen im Augenblick nicht sagen, wie man hier Abhilfe schaffen könnte.

Furche: Es gibt auch unter den akademischen Lehrern solche, die das Ministerium besonders zäh belagern und immer wieder vorsprechen, aber auch von dritter Seite intervenieren lassen. Gratz: Was das betrifft, so kann ich prinzipiell dazu auf Grund meiner kurzen Amtszeit noch nichts sagen.

Furche: Sie wurden noch nicht belagert?

Gratz: Nein, wobei natürlich die zweite Frage die ist, ob der Minister oder ein Beamter überhaupt sachlich in der Lage ist, zu entscheidet was jetzt bei begrenzten GdBUfoUeln in vielen Fakulttäen und Instituten wirklich wichtig ist.

Furche: Herr Minister, eine sehr direkte Frage: Werden Sie der Versuchung widerstehen können, die Ihnen politisch nahestehenden Hochschullehrer bevorzugt zu befördern? Nach welchem Maßstab wollen Sie persönlich vorgehen? Gratz: Sehen Sie, ich habe im Parlament so oft kritisiert, daß meiner Ansicht nach nicht nur auf dem Sektor der Hochschulen, sondern generell, die ÖVP-Bun-desregierung in Personalf ragen nach politischen Prinzipien vorgegangen ist, so daß ich es mir wirklich jetzt zum Motto genommen habe, nicht dasselbe mit umgekehrten Vorzeichen zu tun. Ich werde grundsätzlich nach der wissenschaftlichen Qualifikation und Bedeutung vorgehen, ich werde mich nur nicht genieren, auch dann etwas zu tun, wenn ein Sozialist zu berufen ist.

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